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Facetten des Realismus in der Kunst sind in den 1920er und 1930er Jahren nahezu überall in Europa sichtbar. Das machen die Ausstellung „European Realities“, die Chemnitz bald verlässt, und der dazugehörige Katalog deutlich

Eine Epoche mit Gegenwartsbezug



European Realities. Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa

European Realities. Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa

Stolze 300 Arbeiten von 190 Künstler*innen aus zwanzig Ländern haben die Kuratorinnen Anja Richter und Sina Tonn für ihre Ausstellung „European Realities. Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa“ zusammengetragen und damit einen markanten Beitrag zum diesjährigen Kulturhauptstadtjahr in Chemnitz geliefert. In einer ungewöhnlichen Breite und Tiefe vermitteln sie die realistischen Kunstströmungen als von gegenseitigem Austausch bedingtes Phänomen. So genoss etwa in Bulgarien der Verist George Grosz, einer der radikalsten Vertreter der Neuen Sachlichkeit, hohen Vorbildcharakter. Um nicht den Überblick zu verlieren und sich tiefer in die Thematik einzuarbeiten, empfiehlt sich der fast 400 Seiten starke Katalog, der in instruktiven Fachbeitragen die Versionen der Neuen Sachlichkeit in Europa aufschlüsselt. Akribisch genau wird von einschlägig forschenden Fachleuten dargelegt, wie sich die Malerinnen und Maler durchweg von Darstellungsweisen der italienischen Renaissance, von Trends in Paris, aber auch deutschen und klassizistischen Tendenzen anregen ließen.


Dabei wird klar: Vieles vom Zustand vor hundert Jahren ist heute noch oder wieder europäischer Alltag. Politisch zersplittert und um Einigkeit ringend, ethnisch vielschichtig, von sozialen Problemen und auseinanderdriftenden Schichten geprägt sowie trotzig aufbegehrend und kritisch gegenüber den gesellschaftlichen Realitäten eingestellt, präsentiert sich die kontinentale Familie bis heute, auch im künstlerischen Ausdruck. In der Kunst sah man sich der global verbreiteten, bis nach Amerika reichenden Ausdrucksweise der Neuen Sachlichkeit verpflichtet, die mit der Initialschau „Die Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ für Furore sorgte. Sie wurde 1925 vom Mannheimer Kunsthallendirektor Gustav Friedrich Hartlaub organisiert und machte als dritte Station im damaligen Chemnitzer König Albert Museum Halt. Glatte Malweisen, plakative Ordnung und Reduktion von Sujets einte die Kunstproduktion in einer generellen Strömung, wobei sich in den einzelnen Ländern je nach politischer und wirtschaftlicher Situation spezielle Varianten entfalteten. Der Zusammenfall des Jubiläums mit dem Kulturhauptstadtjahr bot die Chance, sich in einer großen Schau den einzelnen Facetten erneut zu widmen.

Hart, unverfälscht und stark vom Klassizismus inspiriert zeigen sich die austauschbaren Stillleben oder Landschaften schwedischer Künstler, die nichts Revolutionäres erkennen lassen. In der gerade gegründeten Tschechoslowakei war man noch auf der Suche nach einem Nationalstil, und viele der eine gewisse Leere beinhaltenden Sujets basieren auf volkstümlichen Vorstellungen. Urbane Motive und prunkvolle Porträts beherrschen den lettischen Realismus in den 1920er Jahren, bevor er ab 1930 in rauen Oberflächen und dunklem Kolorit schlimme Vorahnungen andeutet. Ungarische Maler nahmen sich besonders italienische Ausdrucksweisen, speziell Ausformungen frühchristlicher Mosaikkunst, zum Vorbild. Niederländische Künstler artikulierten sich in eher düsterer, pessimistischer Weise, während die Briten durch leidenschaftslose Kühle, Nüchternheit und einer beschränkten Farbpalette auffielen.

Übergreifend auffällig ist der Hang zu neuen Themen wie Sport, Mode, Vergnügungswelten oder Starkult. Aber auch hier gibt es ländertypische Unterschiede. Während sich etwa der Motorsport bei den Italienern großer Beliebtheit erfreute und in Traumlandschaften und mit Anspielungen auf das Tempo interpretiert wurde, galt anderswo Tennis als überaus schickte Sportart, die in den 1930er Jahren dann vom Fußball abgelöst wurde. In Zentral- und Osteuropa waren häufig proletarische Inhalte von Bedeutung, die in der begleitenden Publikation am Beispiel des Malers Ernest Neuschul analysiert werden. Während die Präsentation im Jahr 1925 keine Künstlerinnen umfasste, war es das Anliegen von Anja Richter und Sina Tonn, in der aktuellen Schau auch die weibliche Komponente der Neuen Sachlichkeit herauszuarbeiten. Sie würdigen die aktive Rolle etwa mit Arbeiten der Tschechin Milada Marešová, der Spanierin María Blanchard, der Bulgarin Ekaterina Savova-Nenova, der Deutschen Kate Diehn-Bitt, der Schwedin Stina Forssell, der Dänin Gerda Wegener oder der Ungarin Ilona Singer. So geben die Ausstellung, die noch bis zum 10. August im Museum Gunzenhauser in Chemnitz zu sehen ist, und der Katalog spannende Einblicke in die Befindlichkeiten eines Kontinents in den aufregenden und aufreibenden Zeiten zwischen zwei Kriegen und zeigen eine Kunst, die hinter den Abbildung von Wirklichkeit die existenziellen Ängste und gefährdeten Ideale des 20. Jahrhunderts sichtbar werden lässt.

European Realities. Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa
herausgegeben von Anja Richter und Florence Thurmes
Hirmer Verlag, München, 2025
384 Seiten, 300 Abbildungen in Farbe, Preis im Buchhandel 58 Euro, im Museum 48 Euro

Kontakt:

Museum Gunzenhauser

Falkeplatz

DE-09112 Chemnitz

Telefon:+49 (0371) 488 70 01

Telefax:+49 (0371) 488 70 99

E-Mail: gunzenhauser@stadt-chemnitz.de

Startseite: www.kunstsammlungen-chemnitz.de



05.08.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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