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Eine umfangreiche Publikation dokumentiert und analysiert zentrale Wurzeln und Entwicklungsstränge einer bedeutenden deutschen Kunstschule

Lehre und Lehrer an der Essener Folkwangschule



Lehre und Lehrer an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Von den Anfängen bis 1972

Lehre und Lehrer an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Von den Anfängen bis 1972

Als der Hagener Sammler und Mäzen Karl Ernst Osthaus im Jahr 1902 das Museum Folkwang in seiner Heimatstadt etablierte, galt es als fortschrittlichstes der Welt. Es fokussierte sich erstmals auf zeitgenössische Kunst und stellte enge Bezüge zum Kunsthandwerk sowie zu Artefakten außereuropäischer Kulturen her. Nach Osthaus’ Tod im Südtiroler Kurort Meran 1921 erwarb im Folgejahr ein Konsortium aus Vertretern und Industrie der Stadt Essen dessen einzigartige Kollektion von den Erben. Doch bei diesem Akt sollte es nicht bleiben. Maßgebliche Kreise in der Ruhrgebietsmetropole intendierten die Begründung einer „Folkwang-Stadt“. Neben dem Museum als Bildungsstätte sollte begleitend eine Schule eine herausragende kunstgewerbliche, musische und künstlerische Ausbildung ermöglichen. 1927 nahm unter Einverleibung der 1901 begründeten Handwerker- und Kunstgewerbeschule die „Folkwangschule – Schule für Gestaltung“ ihre Arbeit auf. Die neue Schule lehnte sich an Lehrmethoden des Bauhauses an und berief dazu ehemalige Bauhaus-Schüler und dem Bauhaus nahe stehenden Persönlichkeiten als Lehrer, darunter Max Burchartz, Margarete Willers und Max Peiffer Watenphul.


Bedingt durch enge Korrespondenzen mit den städtischen Bühnen gründete sich im selben Jahr die „Folkwangschule für Musik, Tanz und Sprechen“. Da die Domizile beider Schulen im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, bezogen die „Folkwangschule für Gestaltung / Werkkunstschule der Stadt Essen“ und ihre Schwesterschule, der „Folkwangschule für Musik, Theater/Tanz“ das ehemalige Abteigebäude des Benediktinerordens in Essen-Werden. Nicht zuletzt aufgrund eines hochkarätig besetzten Lehrkörpers avancierte die Ausbildungsstätte zu den renommiertesten Werkkunstschulen der jungen Bundesrepublik.

Anfang der 1960er Jahre wurde der Designbereich in die neue Gesamthochschule/Universität Essen integriert. Am 1. Oktober 2007 wurde der alte, seit Jahrzehnten beharrlich verfolgte „Folkwang-Traum“ einer gemeinsamen Hochschule Realität. Die Designfachbereiche sind nun wieder aus der Universität Essen/Duisburg augegegliedert und in eine neue Folkwang-Hochschule integriert. Beide Schulen sind nach jahrzehntelangen Bemühungen zu einer neuen, seit 2010 unter den Namen „Folkwang Universität der Künste“ firmierenden Institution zusammengeführt. Als zentrale Ausbildungsstätte für Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft in Nordhrein-Westfalen residiert die Hochschule an fünf Plätzen. Neben der Zentrale im traditionsreichen Essen-Werdener Abteigebäude gehören das vom Architekturbüro SANAA aus Tokyo ursprünglich für die inzwischen aufgegebene „Zollverein School of Management and Design“ auf der Essener Zeche Zollverein errichtete Gebäude sowie Lokalitäten in Duisburg, Dortmund und Bochum zu den Standorten.

Fest verankert ist mit dem Namen Folkwang ein besonderes künstlerisch-pädagogisches Konzept. Adäquat Karl Ernst Osthaus’ Vorstellungen fußt es auf der Verankerung der Künste in der Gesellschaft und in einem disziplinübergreifenden Zusammenwirken. Wie kann das im hochschulmäßig lange vernachlässigten, sehr multikulturell ausgerichteten Ruhrgebiet anders und besser funktionieren, als in einer zunehmend international ausgerichteten Kooperation bei künstlerischen oder wissenschaftlichen Entwicklungsvorhaben?

Doch wer Zukunft gestalten will, muss wissen, woher er kommt und folglich die Vergangenheit kennen. Daher lag es nahe, eine instruktive Publikation zu erarbeiten, die zentrale Entwicklungsstränge und Blickwinkel festhält und für kommende Generationen dokumentiert. In ausgezeichneter Weise erfüllt dies nun ein umfangreiches, vom Wasmuth Verlag verlegtes Buch, das die Entfaltung von den Anfängen bis 1972, in Einzelaspekten sogar bis in die Jetztzeit nachzeichnet. Der umfangreiche Band nähert sich der Schule auf recht verschiedene Weise. In drei zeitliche Blöcke unterteilt, gibt sich das Opus trotz einer immensen Fülle an vermittelten Informationen erfreulich übersichtlich gegliedert und lebendig abgefasst.

Gemäß historischen Entwicklungen bilden die Abschnitte von 1911 bis 1933, 1933 bis 1945 sowie von 1945 bis 1972 eigene Segmente. Einleitenden analytischen Texten folgen jeweils Dokumente zum genauen Quellenstudium, darunter Pogramme, Vorschriften, Organisationspläne, Berichte, Ordnungen oder Vermerke, die im Detail Aufschluss über einzelne Geschehnisse geben. Den abschließenden Teil jedes der drei Blöcke bereichern Erinnerungen in der Form schriftlich verfasster Rückblicke oder Interviews ehemaliger Schüler und Lehrer. Historische Fotografien sowie Biografien aller Lehrer runden die fast 500 Seiten starke Publikation ab.

Immer wieder erhellend zeigt sich die Kongruenz mit wesentlichen Läufen der Zeit. Die von Enthusiasmus und Entbehrung geprägten Anfänge unter dem Direktorat des bedeutenden Ruhrgebietsarchitekten Alfred Fischer bis 1933, die gegen reformerische Offenheit und methodische Experimente gerichtete Zeit danach mit starker Dominanz des Handwerklichen, das sich auch in der neuen Schulbezeichnung „Meisterschule des Deutschen Handwerks“ ab 1938 niederschlägt, sowie die zwischen Handwerk und Kunstakademie angesiedelte Ausrichtung nach 1945 mit dem Fokus auf die Anwendung des Erlernten in Wirtschaft und Industrie. Die fast alle paar Jahre erfolgte Änderung des Schulnamens spiegelt frappant die jeweiligen Intentionen der Schulträger.

Der Leser erfährt so einiges über bislang wenig erschlossene Kapitel der Kunstgeschichte, so über die Beziehungen der Folkwangschule zur Künstlerkolonie auf der Margarethenhöhe, wo ab 1928 auch der Fotograf Albert Renger-Patzsch wirkte. Besonders das Medium der Fotografie bildet durchgängig ein starkes Rückrat der Institution, angetrieben von wirtschaftlich-repräsentativen Bedürfnissen nach mediengestützter Vermarktung. Erster Lehrer dafür war ab 1926 der Bauhausschüler Max Burchartz, dessen Klasse ab 1928 die Bezeichnung „Fachklasse für Werbegrafik und Fotografie“ trug. Um 1930 erfasste die objektbezogene klare, als „Neue Fotografie“ titulierte aktuelle Strömung auch die Ausbildungsinhalte. Mit der ihm eigenen korrekten, sachlich-handwerklichen Professionalität folgte Renger-Patzsch im November 1933 auf Burchartz. Doch schon im Mai 1934 gab dieser seine Lehrtätigkeit an der Folkwangschule wieder auf.

Unter dem 1951 berufenen Werner Graeff, gleichfalls ein ehemaliger Schüler des Bauhauses, wurde die Tradition zwar fortgeführt. Aber erst mit dem heute legendären Otto Steinert avancierte die Schule zum Mekka der Fotografenausbildung. Da der 1915 in Saarbrücken geborene, promovierte Militärarzt wegen seiner aktiven Mitgliedschaft in der NSDAP in seinem alten Beruf nach dem Zweiten Weltkrieg keinen rechten Anschluss erhielt, widmete er sich nun seiner zweiten Profession, der Fotografie. Als an der Saarländischen Schule für Kunst und Handwerk 1948 eine Fotoklasse eingerichtet wurde, stieg er zu deren Leiter auf und erreichte hier ab 1951 mit seinem Ausstellungszyklus zur „Subjektiven Fotografie“ große Bekanntheit. 1959 wechselte er dann nach Essen, wo er bis zu seinem Tod 1978 lehrte und so bekannte Schüler wie Guido Mangold, Heinrich Riebesehl oder Walter Vogel ausbildete. Doch schon kurz vor Steinerts Tod begann die Überlagerung des Essener Rufs durch ein neues Pogramm, das das soeben an die benachbarte Düsseldorfer Kunstakademie berufene Ehepaar Bernd und Hilla Becher verfolgte: Die Fotografie als Mittel der Bildenden Kunst.

Karl Ernst Osthaus’ zu Lebzeiten ergebnislose Versuche zur Etablierung einer kunstgewerblichen Ausbildungsstätte in Hagen sind nun letztendlich doch noch von Erfolg gekrönt. Die neben der lediglich von 1953 bis 1968 existenten Hochschule für Gestaltung Ulm renommierteste deutsche Werkkunstschule in Essen kann mit großem Stolz und vereinter Wirkungsmacht ihre Tradition fortsetzen, getreu Osthaus’ Motto: „Folkwang ist die Einheit aller Künste und aller künstlerischen Erziehung“.

Lehre und Lehrer an der Folkwangschule für Gestaltung in Essen. Von den Anfängen bis 1972
Herausgegeben von Gerda Breuer, Sabine Bartelsheim und Christopher Oestereich
Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen/Berlin, 2012
484 Seiten mit circa 220 teils farbigen Abbildungen, Preis 42 Euro

Kontakt:

Folkwang Universität der Künste

Klemensborn 39

DE-45239 Essen

Telefon:+49 (0201) 490 30



05.10.2013

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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