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Michael Rüffer über das Schloss in Wörlitz

Der kleine Prinz aus Wörlitz



Michael Rüffer: Das Schloss in Wörlitz. Ein fürstliches Landhaus im Spannungsfeld zwischen Absolutismus und Aufklärung

Michael Rüffer: Das Schloss in Wörlitz. Ein fürstliches Landhaus im Spannungsfeld zwischen Absolutismus und Aufklärung

Sonderlich zimperlich ging Friedrich der Große, König von Preußen, mit ihm missliebigen Leuten nicht um: „Dem kleinen Prinzen sollet Ihr sagen, dass, weil er Mir geschrieben hätte, dass er regierender Herr geworden wäre, so gäbe Ich ihm die erste Lection seines Gouvernements, welche darin bestände, einen mächtigen Nachbarn zu menagiren und diejenigen zu respectiren, durch welche sein Haus sein Glück bis dato gemacht hätte.“ Der „kleine Prinz“, das ist Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, der mitten im Siebenjährigen Krieg 1758 mit 18 Jahren die Regierung seines kleinen Fürstentums angetreten hat. Über 30.000 Einwohner herrschte er, die sich auf einem Gebiet von etwa 700 Quadratkilometern verteilten – also eine Fläche, die nicht einmal so groß ist wie ein durchschnittlicher Landkreis der heutigen Bundesrepublik.


Umzingelt war sein kleines Ländchen von zwei großen mächtigen Nachbarn, von denen der eine den andern soeben überrumpelt hatte. Im Norden und Westen Preußen, im Süden und Osten das Kurfürstentum Sachsen, das 1756 als erstes Land den Präventivmaßnahmen des streitlustigen Friedrich zum Opfer gefallen war. Im Flickenteppich des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hatten es militärisch und wirtschaftlich unbedeutende Kleinstaaten wie Anhalt-Dessau schwer zu überleben. Ihre Existenz hing nicht mehr von dem Schutzschild des Kaisers ab – der saß weit weg in Wien –, sondern war inzwischen weitgehend der Gewogenheit der umliegenden Mächtigen verpflichtet. In diesem Falle hatte ein anderer Anhalter für Friedrichs Gunst gesorgt: Leopold I., Großvater Leopold Friedrich Franz’, der „Alte Dessauer“, der 1745 im zweiten schlesischen Krieg auf Seiten Preußens die Österreicher besiegt hatte.

Politisch regieren war für die kleinen Zwerge ein Akt auf dem Drahtseil. Ihre Bedeutung lag auf anderen Gebieten. Eines der wichtigsten war die Kultur. „Ein fürstliches Landhaus im Spannungsfeld zwischen Absolutismus und Aufklärung“ lautet dementsprechend der Untertitel einer Monografie, in der sich Michael Rüffer mit dem unter Leopold Friedrich Franz errichteten Schloss in Wörlitz beschäftigt. Der Autor, der Kunstgeschichte, Christliche Archäologie, Byzantinische Kunstgeschichte und Volkskunde studierte und seit 2001 in der Münchner Museumslandschaft tätig ist, hätte seinen beiden Abhängigkeiten im Titel also noch eine weitere hinzufügen können: Die der politischen Verhältnisse in der zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts.

Wörlitz, heute Unesco-Weltkulturerbe, ist in der Mitte Deutschlands vermutlich eines der beliebtesten touristischen Reiseziele. Die Begeisterung der Besucher und der bisherigen Forschung konzentriert sich jedoch vornehmlich auf den Park, die großartigen Gartenanlagen mit ihren vielgestaltigen Sichtbeziehungen, den künstlichen Ruinen, Tempelchen und dem gotischen Haus. Er gilt als der erste im englischen Stil gestaltete Park auf dem europäischen Festland und ist zugleich einer der besterhaltenen. Und er war so wirkungsvoll, dass die Zeitgenossen gleich das ganze Land Anhalt-Dessau als einen „großen Garten“ empfanden. Das 1766 bis 1785 errichtete Schloss fristet eher ein Schattendasein. Zu Unrecht, stellt doch auch dieses als einer der ersten klassizistischen Bauten in Deutschland eine Pionierleistung dar, die schon im 18ten Jahrhundert als „Muster eines reinen und edlen Geschmacks“ gerühmt wurde. Eine angemessene Würdigung war also längst überfällig.

Diese liegt nun vor in Form eines textstarken, mit vielen guten Farbtafeln, Schwarzweiß-Fotografien und vor allem zeitgenössischen Plänen ausgestatteten Buches vor, in dem Michael Rüffer nicht nur erstmals ausführlich und in großer Breite auf die einzelnen Entwurfsphasen der Baugeschichte, die Architektur sowie die formalästhetische Herkunft und Einordnung des Schlosses, sondern auch auf die politischen und geistesgeschichtlichen Bezüge der Zeit eingeht, unter denen der Bau gedieh und auf die er reflektierte.

Rüffer untersucht unter anderem das Verhältnis Leopold Friedrich Franz’ zu seinem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff und stellt fest, dass es nicht so aufgeklärt-freundschaftlich gewesen war wie bisher immer vermutet. Als gleichberechtigte Partner standen sie sich keineswegs gegenseitig zur Seite, sondern der Baumeister blieb seinem Auftraggeber allzeit verpflichtet. Das hatte natürlich Folgen für den Bau des Schlosses, auf den der Bauherr einen nicht geringen Einfluss ausübte. Schon damals stellten sich also Fragen, die nicht zuletzt aus gegebenem Anlass noch heute aktuell sind.

Erst gegen Ende seiner Monografie kommt Rüffer auf den Kern seiner Analyse. Das Spannungsfeld, in dem der Fürst als absolutistischer Herrscher auf der einen und als Privatmann auf der anderen Seite steht, spielt für ihn auch in der Form und Funktion des Schlosses eine wesentliche Rolle. Als Schloss, das der Repräsentation dient, als Landhaus für den Rückzug in die Privatsphäre und als Museum für die umfangreiche Sammlung vor allem holländischer Kunstwerke nahm es verschiedene Aufgaben wahr.

Ebenso vielgestaltig präsentiert sich seine Ikonografie. Leopold Friedrich Franz, landläufig ein aufgeklärter Fürst mit bürgerlichen Zügen, entpuppt sich als ein Mann, der sich durchaus seiner Stellung und Bedeutung bewusst war und diese in seinem Bau ausgedrückt sehen wollte. Architektonisch manifestiert sich dies in Details wie erhöhten Sockelzonen oder getrennten Wohnbezirken, auf die Rüffer detailliert eingeht. „Aufklärerisch“ wirkt dagegen die starke Vereinfachung des Baus gegenüber der Barockbaukunst – in zeitgenössischen Beurteilungen eher gegen die französische Architektur gerichtet – und die Konzentration auf die wesentlichen Bauelemente ohne lediglich aufgesetztes Ornament. Tugend, Moral und Bildung des Bauherrn werden optisch wahrnehmbar und verbinden sich mit der Visualisierung des gesellschaftlichen Ranges, den der Fürst einnimmt.

Zeitgenössische Quellen legen ferner nahe, den Bau als eine Antwort auf das fast zeitgleiche Neue Palais in Potsdam von Friedrich dem Großen zu sehen. Pure, kalte Machtdemonstration dort, in Wörlitz aber die „neue Bescheidenheit“ eines humanistisch gebildeten und philanthropisch gesinnten Menschen. Die Inschrift von „haeuslichen Freuden“ und „Liebe und Freundschaft“ werden dem ikonografischen Programm von Krieg und Frieden und Preußens Gloria in Berlin gegenübergestellt. Als solches erscheint das Schloss als subtiles politisches Instrument gegen jenen Potentaten, den Leopold Friedrich Franz am meisten zu fürchten hatte.

Zum Menschen Leopold Friedrich Franz trennen sich durch solche vordergründigen Hintergründe die engen Verbindungen zum heute Urteilenden, und es baut sich wieder die Wand auf, die den Bürger, den Untertanen des kleinen Fürstentums von seinem Herrscher und Fürsten von adligem Geblüt trennt. Das macht uns den Mann, seinen Baumeister und ihr gemeinsames Werk aber nicht weniger interessant. Das Schloss bleibt als Zeugnis einer Leidenschaft bemerkenswert, der wir eine der bedeutendsten Leistungen der europäischen Kunst und Kultur zu verdanken haben.

Michael Rüffer: Das Schloss in Wörlitz. Ein fürstliches Landhaus im Spannungsfeld zwischen Absolutismus und Aufklärung Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2005 384 Seiten mit 45 Farbtafeln und 125 schwarzweißen Abbildungen, Preis 48 Euro

Kontakt:

Schloss Wörlitz

Schloss Wörlitz

DE-06786 Wörlitz

Telefon:+49 (034905) 40 90

E-Mail: ksdw@ksdw.de

Startseite: www.gartenreich.com



23.04.2007

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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