
Malerei, das war für Sibylle Wagner für viele Jahre die Beschäftigung mit der Farbe Weiß. Ein Weiß, so die Künstlerin, „was heute das Thema Licht geworden ist.“ Die Arbeit mit der Farbe Weiß, die zentrale Bedeutung des Lichtes und die intensiven Erfahrungen mit ihren Performances verschmelzen zu den neuen Bildern.
Die Lichtstreifen haben den Charakter eines aktiven Leuchtens, die Fotografie behält den szenischen Habitus einer Performance: „mir gefällt es, wenn das Bild die Aktion noch ausatmet.“ Wie zentral das Thema Licht und Materie für die Gestaltung ihrer Werke ist, zeigt ein Blick auf eine Performance aus dem Jahr 2002: Eine Frau schneidet mit einem Messer in die Erde, es bricht Licht hervor und nimmt eine Gestalt an. Wagner: „Es geht einzig und allein darum, den Geist, den Kopf der Menschen zu öffnen – und nicht nur den Kopf, auch die Gefühle.“
Das Aufmerken beginnt häufig mit der Frage nach der Ursache der Wirkung. Wie ist es gemacht? Es gibt keine aktive Lichtquelle. Allein durch die Verbindung von Farbe (Licht) und der Plexiglasscheibe (Material) entsteht die Intensität. Licht, Glut oder Leuchtkraft bersten aus dem Verborgensten hervor. Entgegen der Natur des Lichtes nicht sichtbar zu sein, sondern sichtbar zu machen wird Licht selbst zur Form. Das Verborgene aber, woher dieses Licht kommt oder wohin es uns führen könnte, bleibt gewahrt. In allen Kulturen seit archaischer Zeit verbindet sich Licht mit dem Numinosen und undurchdringlichen Geheimnis, mit der Frage nach dem Woher und Wohin und nach dem Lebensspender. Auch ohne biologische Erkenntnisse wurde Licht mit Leben und Wachstum in existentieller Verbindung beobachtet und auch die moderne Teilchenphysik kann das Licht seines Zaubers nicht berauben. In diesem Zusammenhang darf auch die junge Mutter mit ihrem Säugling gesehen werden. Haltung und Ausdruck der Frau paraphrasieren das Mädchen mit dem Perlenohrring von Vermeer. An der Stelle der Perle ist hier der Kopf des Kindes und auch die Perle bei Vermeer ist ein Lichtsammler.
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Aktuelle und vergangene Ausstellungstermine:
30.07.2006 In den Farben des Regenbogens
01.12.2006 Kiesel, Ku'damm, Kamera - Figurative Bildwelten
18.11.2007 Farbensinn der Moderne
05.07.2008 30 Jahre im Schloss Dätzingen 
Weitere Termine:
15.7.-16.9.2006, Reifezeugnis – ausgewählte Positionen aus dem Galerieprogramm, Galerie Schlichtenmaier, Stuttgart
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