
Martinmüllers komplexes System der Kombination rechtwinkliger Formen folgt einem der Musik vergleichbaren Prinzip, wobei das Grundelement des Vierecks in Verbindung mit seiner farblichen Charakterisierung die Zusammengehörigkeit der Motiveinheiten bestimmt.
Martinmüller wählt das Rechteck als messbaren, restfrei fügbaren Baustein seiner Schöpfungen. Diese Elemente lassen sich in durchdachter Konstruktion zu komplexen Ordnungen fügen. Aus folgerichtigen Anordnungen in der Horizontalen, in der Vertikalen und schließlich auch in der Diagonalen entsteht das rhythmische Gefüge – bereits einmalig, unwiederholbar. Und nun auch noch die Farbe: nicht messbar, nicht definierbar in allgemeingültigen Einheiten. Zwar wird auch ihre Fügung in langwierigen Studien und Versuchen entwickelt, doch das Reich der „Interactions“, der Klänge, Leittöne, Zwischentöne, die am Ende entstehen, entzieht sich letztlich der analytischen Präzision, ist aber plausibel.
Vom Konstruktivismus klassischer Prägung, wie er von den Künstlern des holländischen Stijl um Piet Mondrian, des russsischen Suprematismus um Malewitsch und Lissitzky oder von Bauhausmalern wie Albers entwickelt wurde, weicht Martinmüller entscheidend ab.
Er bedient sich auch nicht, wie die „Züricher Konkreten“ Max Bill oder Richard Lohse kalkulierter, auf mathematischen Progressionen und Proportionen basierender Systeme. Vielmehr gestaltet er „selbstreferentielle“ Gebilde, die aus der wechselseitigen Kombinatorik des festgelegten Grundelementes hervorgehen. Farbe wird als Funktions- und Ausdrucksträger eingesetzt. Das bildnerische Vorgehen ist dem eines Komponisten vergleichbar. Seine Bilder entstehen durch kontrapunktische Orchestrierung, rhythmische Verteilung, ihre Kontraste und Konsonanzen, ihre unterschiedlichen Raumwirkungen und psychischen Energien.
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1943 geboren in Stuttgart
1962–69 Studium in Stuttgart und Berlin, Philosophie (Max Bense) Literaturwissenschaft (Fritz Martini), Bildende Kunst (Heinirch Wildemann, K.R.H. Sonderborg)
seit 1969 freischaffender Künstler
1970–72 Lehrauftrag für Farbtheorie und Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
1983 Paris, Cité Internationale des Arts
lebt in Stuttgart
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