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An der Spitze der Auktion stand mit 694.000 Euro eine großformatige späte Farbkreidezeichnung von Pablo Picasso. Ihm folgten Bilder von Alexej von Jawlensky (298.000), Ernst Wilhelm Nay (mit ebenfalls € 298.000 und € 211.000) und Lesser Ury (€ 124.000). Weitere sechsstellige Ergebnisse erzielten Henri Moret (€ 130.000), Serge Poliakoff (€ 124.000), Emil Nolde mit gleich drei sechsstelligen Ergebnissen (€ 174.000, € 173.000 und € 105.000). Insgesamt spielten die sehr erfreulich verlaufenen Auktionen vom vergangenen Wochenende fast 10 Mio. Euro ein und erzielten mit € 81.000 einen internationalen Rekordpreis für Gerd Arntz.
Pablo Picassos prachtvolle, 51,8 x 64,4 cm messende Zeichnung „Homme nu couché“ aus dem Jahr 1967 zeigt ein für den Künstler ungewöhnliches Motiv: Einen allein liegenden bärtigen Mann. Kein Modell, keine Muse, keine Venus, keine Aphrodite, keine erotische Phantasie beleben ihn. Und doch vibriert die Papierarbeit zwischen Ruhe und Spannung. Mehrere Bieter ragen um das Blatt, das schließlich erst mit einem Einsatz des Spitzenpreises von 694.000 Euro übernommen werden konnte (Lot 246, € 360/400.000). „Françoise aux cheveux ondulés“, eine Original-Farblithographie des Künstlers aus dem Jahr 1946, wurde mit € 55.000 ebenfalls deutlich über die Taxe von € 25/35.000 gehoben (Lot 242).
Alexej von Jawlenskys 1925 entstandenes „Bildnis Toni Kirchhoff“ ist einst von Helene Jawlensky an den Vorbesitzer 1956 geschenkt worden. Ihr Ehemann Heinrich Kirchhoff soll nach aktuellen Erkenntnissen eine Sammlung von über 120 Werken des Künstlers besessen haben. Für 298.000 Euro ging das marktfrische Gemälde an einen nordamerikanischen Sammler (Lot 219, € 240/260.000).
298.000 Euro bewilligte auch ein deutscher Sammler für Ernst Wilhelm Nays „Dominant Grün“ von 1955 – ein exzellentes Ergebnis für ein Bild des Künstlers aus den 1950er Jahren. Das Gemälde zählt zu den außergewöhnlicheren „Scheibenbildern“ des Künstlers. Die Serie der sogenannten „Scheibenbilder“ folgt auf die Serie der „Rhythmischen Bilder“. Sie beginnt im Jahr 1954 und dauert bis in das Jahr 1962. Mit dieser Reihe inszeniert der Künstler Farbe und Form als „Prozess des Bildes“, eine neuerliche und sehr wesentliche Änderung in seiner Malerei (Lot 248, € 230/260.000). Bei dem zweiten offerierten Nay-Gemälde konnte sich deutscher Handel erst mit der Bewilligung des Spitzenpreises von € 211.000 gegen die Konkurrenz durchsetzen. Nach einer kurzen surrealistischen Phase beginnt Nay sich ab 1935 intensiv mit dem Thema Mensch, Meer und Landschaft auseinanderzusetzen. Auf Bilder von Meer und Dünen folgt eine Reihe von Arbeiten mit Fischern und ihren Booten – wie das nun offerierte, bereits 1936 entstandene Gemälde „Fischer“ (Lot 243, € 130/150.000).
Großer Erfolg für Emil Nolde: Nahezu die komplette Offerte von zehn Papierarbeiten wurde abgesetzt. Ein deutscher Sammler musste hart kämpfen, um das Aquarell „Dschunken“ von 1913 für 99.000 übernehmen zu können (Lot 208, € 45/55.000). Noch mehr mussten weitere deutsche Sammler für „See mit zwei blauen Booten vor Berglandschaft“ (€ 173.000, von € 100/120.000) und für „Sonnenblume und gelbe Dahlienblüte“ (€ 174.000, von € 120/140.000) einsetzen (Lots 230/231). Ein weiteres Blumenstillleben sprang von € 50/60.000 bis auf € 105.000 (Lot 234).
Mit Lesser Urys um 1915/1920 gemalter „Nächtliche Straßenszene Berlin (In den Zelten)“ wurde eines seiner typischen Bilder präsentiert: Die Großstadt als Motiv, in der Bewegung, Tempo, Licht und Dunkelheit regieren und Ury als Schilderer des nächtlichen Treibens – möglichst im Regen, im spiegelnden Gegenlicht der Droschken und Gaslaternen. Mit € 124.000 musste sich ein norddeutscher Sammler engagieren (Lot 201, € 80/120.000).
Hans Purrmanns eher seltene mediterrane „Landschaft mit Palme“ aus dem Jahr 1912 wechselte für 93.000 Euro in eine deutsche Sammlung (Lot 204, € 50/70.000). Conrad Felixmüllers „Kornpuppen in trüber Landschaft“ von 1925 kam auf € 74.000 (Lot 235, € 60/80.000). 81.000 Euro für Spiegel, ein bemalter Druckstock von Gerd Arntz aus dem Jahr 1925 bedeutet – mit großem Abstand zu dem bisherigen Spitzenpreis – internationalen Rekord für den Künstler (Lot 224). Einen steilen Anstieg gab es für die vermutlich 1936/1937 entstandene „Kindergruppe“ von Käthe Kollwitz – taxiert auf € 16/18.000 wurde sie bis auf € 56.000 hochgetrieben (Lot 377).
Für Henri Morets Seestück erwärmte sich ein nordamerikanischer Bieter, der 130.000 investierte. Wie kaum einem Maler gelang Moret die Verknüpfung von impressionistischem Landschaftsverständnis und dem Synthetismus Gauguins. Das offerierte großformatige Gemälde "Gros temps” von 1898 war ein seltenes frühes Zeugnis für sein herausragendes Talent, das Wesen der ursprünglichen Natur der bretonischen Landschaft auf die Leinwand zu bannen (Lot 203, € 100/150.000). Für € 124.000 ging eine abstrakte Komposition Serge Poliakoffs aus dem Jahr 1966 zu einem Sammler nach Hong Kong (Lot 249, € 70/80.000). Für eine „Nature Morte“ Amédée Ozenfants investierte Pariser Handel 97.000 Euro (Lot 225, € 30/50.000).
Gesucht waren auch Graphiken der Expressionisten: Wagen in silberner Straße, ein Aquarell August Mackes von 1913, ging erst bei € 87.000 in neue Hände über (Lot 212, € 40/50.000). Auch Ernst Ludwig Kirchners farbintensive Gouache „Zwei Bauern im Gespräch“ von um 1920 übertraf mit € 79.000 deutlich die Taxe (Lot 215, € 40/50.000). Zwei frühe Arbeiten von Georges Grosz von 1918 bzw. 1920 zeichneten die Berliner Gesellschaft satirisch nach, darunter die marktfrische Tuschfederzeichnung „Berliner Salon“, der von € 20/30.000 bis auf € 45.000 stieg (Lot 281). |