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Das Leben ist die Kunst: Verführerische Frauengestalten und große Geister
Wir freuen uns, nach fünf Jahren mit Verso, wieder Arbeiten des neapolitanischen Künstlers und Psychoanalytikers Ernesto Tatafiore (* 1943) auszustellen. Sein Werk gehört zu den bedeutensten und vielschichtigsten der italienischen Kunst der Gegenwart und umfasst neben Malerei, Zeichnung, Grafik und Skulptur. Die Ausstellung Verso hat Tatafiore eigens für die Räume des Levy Galerielofts konzipiert. Sie umfasst überwiegend großformatige Gemälde und die dazu gehörigen Entwürfe, die alle erst in diesem Jahr entstanden sind.
Tatafiores Bilder wirken fragmentarisch und offen, Worte und Textschnipsel ergänzen seine Arbeiten. Beim ersten Eindruck erscheinen diese großflächigen und figuralen Bilder mit ihrer umfassenden monochromen Grundierung leicht verständlich. Bei näherem Betrachten erweisen sich die Werke aber als vieldeutig und vielschichtig: Denn die unterschiedlichen Aspekte im Schaffen Tatafiores stehen miteinander im Zusammenhang. Seit Jahrzehnten sind die Bezugspunkte seiner Bildsprache die Französische Revolution und die zentralen Figuren der europäischen Geistesgeschichte. Deren Widersprüche, Polaritäten und Ambivalenzen stehen metaphorisch für die Realität überhaupt und folgerichtig kann Tatafiore in seinen Bildern von der Dualität der Dinge erzählen: von der Tugend und dem Laster, von der Freiheit und dem Zwang, von Eros und Thanatos. Die Auseinandersetzung hiermit, wie auch mit den Mythen, erfolgt in fast spielerischer Artistik, die ein falsches Pathos verhindert. Tatafiore ist Chronist und Teilhaber, aber seine "Methode der Infiltration" (Jean-Christophe Amman) ist die dem Gegenstand angemessene: sie ist selber ambivalent und subversiv.
Anlässlich der Ausstellung erscheint im Kerber Verlag ein Katalogbuch mit Texten von Ernesto Tatafiore, Michele Bonuomo, Mario Franco und Alexander Sairally.
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