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Es war eine Sensation, dass Arbeiten von Oskar Schlemmer aus dem Nachlass nach jahrzehntelangem Rechtsstreit endlich auf den Markt durften. Im Evening Sale war es so weit: Das Gemälde „Komposition auf Rosa (Rekonstruktion)“ von 1916/1930 wurde für 1,36 Millionen Euro vermittelt. Damit hat es mit großem Abstand den höchsten Preis für ein Werk von Oskar Schlemmer erzielt, der jemals in einer deutschen Auktion bewilligt wurde. Zuvor war schon das Aquarell „Großer Kopf im Profil“ für rund 190.000 Euro und damit deutlich über der Taxe in eine private Sammlung gegangen. Am 31. Mai fanden im Day Sale weitere Arbeiten auf Papier großes Interesse. Die Zeichnung „Geometrischer Kopf nach rechts“ erzielte 68.000 Euro, der „Geometrische Kopf nach links“ 73.000 Euro. Die „Bauhaustreppe“, eine Skizze von 1928 und der wohl erste Entwurf für Schlemmers berühmtes Gemälde im Museum of Modern Art in New York, sicherte sich ein privater Sammler für 37.800 Euro.
Mit dem Aquarell „L'Oiseau bleu“ von Marc Chagall ging ein weiteres Hauptlos der Auktion in eine private Sammlung. Das Werk stammt aus dem Jahr 1952, als Chagall aus den USA zurückgekehrt war und eine glückliche Zeit an der Côte d’Azur verbrachte. In der Auktion erzielte die tadellos erhaltene Arbeit 453.000 Euro. Zahlreiche Bieter begeisterten sich für die Bronze „Mon ami Pierrot“ von Max Ernst, eine der letzten plastischen Arbeiten des Künstlers. An den Telefonen, online und im Saal wurde der Lebzeitenguss weit über die Taxe von 50.000 bis 70.000 Euro gesteigert. Für 327.000 Euro ging die Bronze schließlich ins europäische Ausland.
Im Angebot zeitgenössischer Kunst bei Lempertz gehören Gemälde von Zdeněk Sýkora regelmäßig zu den umkämpftesten Losen. „Linien Nr. 22“ von 1982 wurde mit dem Schätzpreis von 180.000 bis 230.000 Euro aufgerufen. Am Ende eines intensiven Bieterwettstreites erzielte es ein Ergebnis von 604.000 Euro und wurde zum höchstgesteigerten Los der zeitgenössischen Kunst in dieser Auktion. Das Werk geht an einen Sammler in Tschechien, dem Heimatland dieses Pioniers der mit Computerunterstützung entwickelten Kunst.
Stark gefragt waren ebenso die großen Namen der deutschen zeitgenössischen Kunst. Arbeiten von Günther Uecker erzielten 126.000 Euro für die „Sandmühle“, eine kinetische Skulptur, in der sich an einer Stange befestigte Nägel kreisförmig durch Sand bewegen. Die darin gezogenen Spuren bestehen immer nur für eine absehbare Zeit. Günther Uecker nennt diese Arbeit daher ein „kinetisches Memento Mori“. Rund 120.000 Euro erlöste die „Diagonalstruktur (Parallelstrukturen No. 6)“ als weitere Arbeit Ueckers und belegte damit die stabile Nachfrage nach Werken des 95jährigen Künstlers.
Sigmar Polkes Gemälde ohne Titel wurde mit dem Schätzpreis von 70.000 Euro aufgerufen. Weitergereicht wurde diese Arbeit, die mit einer Provenienz aus der Galerie Erhard Klein in Bonn kam, erst mit dem Ergebnis von 189.000 Euro. Auch „Intolerance“ von William Nelson Copley wurde über seine Taxe gehoben: Rund 120.000 Euro inkl. Aufgeld musste der erfolgreiche Bieter schließlich für das Werk mit den für Copley typischen Motiven wie dem Mann mit Melone bewilligen. |