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Der Renaissance-Schiffspokal aus dem Regensburger Silberfund hat die Erwartungen übertroffen: Rund 330.000 Euro erzielte das sensationelle Stück in der Auktion bei Lempertz. Auch modernes Silber war erfolgreich. Bei den Möbeln waren Stücke des 18. Jahrhunderts besonders begehrt.
Jahrhunderte überdauerte der kostbare Schiffspokal von der Hand des Nürnberger Meisters Tobias Wolff in einem Versteck in Regensburg, wo er während des Dreißigjährigen Krieges vor Plünderung geschützt sein sollte. Erst im 19. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt, später bei Lempertz – damals noch J. M. Heberle (H. Lempertz) – versteigert. Nun wurde der prachtvolle Pokal zum zweiten Mal durch dieses Haus aufgerufen. Statt der geschätzten 100.000 bis 120.000 Euro bewilligte der erfolgreiche Bieter rund 330.000 Euro für dieses außergewöhnliche Beispiel höchster Silberschmiedekunst. Vergleichbare Stücke finden sich im Metropolitan Museum in New York und im Victoria and Albert Museum in London.
Auch eine vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Augsburger Schmuckkassette wurde erst verkauft, als die Gebote deutlich über der Taxe lagen. Über 93.000 Euro erzielte das aufwändig gestaltete und reich dekodierte Werk, die Erwartung lag bei 24.000 bis 30.000 Euro.
Im Modernen Silber überzeugten Objekte von Emmy Roth. Ihre Formsprache einer Zeit zwischen Jugendstil und Bauhaus begeistert auch heute die Kenner: Sämtliche ihrer Arbeiten in der Auktion wurden jeweils auf ein Mehrfaches der Taxen gehoben; eine um 1925 entstandene Fußschale steigerten die Bieter auf das Ergebnis von rund 29.000 Euro.
Aus dem Angebot historischer Möbel begeisterten sich die Bieter in dieser Auktion besonders für Stücke aus den 1760er-Jahren. Allen voran war dabei ein Mainzer Cantourgen. Für dieses bedeutende, in der Fachliteratur bekannte Beispiel der Mainzer Spezialität der Kunsttischlerei bewilligte der erfolgreiche Bieter 75.600 Euro. Ein nach 1762 in Paris entstandenes Bureau plat war mit attraktiven 6000 bis 8000 Euro geschätzt, erzielte aber am Ende des Bieterwettstreits gut 20.000 Euro.
Fayencen beeindruckten die Bieter mit bedeutender Herkunft. So wurde ein seltenes Paar Orangendosen aus der Manufaktur von Paul Hannong von der Schätzung 6.000 bis 8.000 auf über 13.000 Euro gehoben. Die originellen Stücke waren möglicherweise für eines der Jagdservice des Kölner Kurfürsten Clemens August gefertigt worden.
Auch eine historische Kuriosität aus England fand die Aufmerksamkeit der Bieter in Köln: Das Knochenschiff wurde von Angehörigen der Napoleonischen Armee in britischer Kriegsgefangenschaft aus Küchenabfällen geschaffen. Die so entstandenen Kunstwerke sind sehr genaue Nachbildungen damaliger Schiffe und heute beliebte Sammelobjekte. Das um 1800 entstandene, 82 Zentimeter lange Modell einer Fregatte aus einer rheinischen Privatsammlung erzielte in der Auktion 39.000 Euro.
Am Tag zuvor lockte bereits die Auktion Schmuck und Uhren die Bieter. Beim historischen Schmuck war ein Armband mit klassizistischen Gemmen besonders begehrt. Interessenten mussten langen Atem beweisen, bevor das Stück schließlich mit dem Ergebnis von 10.000 Euro abgegeben werden konnte. Für einen Ring der Belle Époque mit seltener Naturperle waren gut 50.000 Euro erforderlich.
Auch Art Déco war begehrt. Hier erzielte ein Armband mit Onyx von Jean Després nach internationalem Bieterwettstreit 25.200 Euro, der massive Manschetten-Armreif erreichte 16.300 Euro. Ebenfalls von Després kam ein Ring mit Lapislazuli, der die Erwartung von 4000 Euro mit dem Ergebnis von über 15.000 Euro mehr als verdreifachen konnte.
Den zeitgenössischen Schmuck führten ein Collier und ein Paar Ohrclips von Hemmerle an, die für 47.800 bzw. 25.200 Euro an ihre neuen Besitzer gingen. Mit einem natürlichen gelben Fancy Diamanten von 5,13 ct überzeugte ein Cocktail-Ring, für den gut 30.000 Euro bewilligt wurden.
Die fokussierte Auswahl an hochpreisigen Armbanduhren in der Auktion wurde vollständig verkauft, darunter eine Rolex King Midas, die ihren attraktiven Schätzpreis am Ende mit dem Ergebnis von 46.600 Euro beinahe vervierfachen konnte.
Insgesamt erzielten die Auktionen Schmuck, Kunstgewerbe und Gemälde Alter Meister rund 11 Millionen Euro und übertrafen die Umsätze des Vorjahres. Lempertz baut mit dieser starken internationalen Nachfrage seine Marktführerschaft in den Bereichen der Alten Meister ebenso wie im Silber und historische Möbel noch aus. |