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Ein Tafelbüchlein aus Kloster Polling

„Tafelbüchlein“ aus Kloster Polling

Auktion Noble Sale

Vom silbernen Fingerhut, über Damenseidenstrümpfe und Vogelpräparate, bis zum einem mit Diamanten geschmückten Zarenbildnis enthielt der Nobel Sale bei NEUMEISTER ein einzigartiges Repertoire. Bereits im Vorfeld erregte die Auktion des Nachlasses von Alexander Eugen Herzog von Württemberg (1933-2024) Interesse bei den Medien und bei zahlreichen Kundinnen und Kunden.

Die Versteigerung lief dann auch vom ersten Los an auf vollen Touren. Bieter aus 19 Ländern waren über drei Online-Portale, an den Telefonen und im Saal erfolgreich. 88,5 Prozent der Lose wurden während der über mehr als sieben Stunden dauernden Auktion zugeschlagen, die meisten mir sehr guten Steigerungsraten. Besonders viele Gebote kamen aus Österreich (49 Zuschläge), Frankreich (34 Zuschläge) und Großbritannien (31 Zuschläge).

Spitzenlos des Noble Sales war das Gemälde „Aufgang zum Monastir Sveti Dimitir im Park von Schloss Euxinograd“ von Olga Wisinger-Florian, die heute zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts gerechnet wird (LOT 1409; Schätzpreis € 20.000 – 30.000). Ein Händler aus Österreich überbot seine Kontrahenten an mehreren Telefonen und konnte das reizvolle Bild für € 58.500 übernehmen.

Tafelkultur und Accessoires

Den Auftakt der Auktion machten hübsche Accessoires des herzoglichen Alltagslebens wie die „Tabatière Bataille de Souabe“ mit Emailmalerei von Jean Louis Richter (LOT 1010, Schätzpreis € 1.500 – 2.000). Sechs Bieter an den Telefonen bemühten sich um die Preziose und trieben den Preis auf € 20.800. Auch die edlen Zeugnisse der im Hause Württemberg gepflegten Tafelkultur waren sehr gefragt: Für 24 in Breslau gefertigte „Silberteller mit Württembergischen Wappen“ (LOT 1018, Schätzpreis € 20.000 – 30.000) wurden € 48.100 fällig, für den Holzkoffer mit „Acht silbernen Tafelaufsätzen“ aus der Wiener Manufaktur Klinkosch (LOT 1020, Schätzpreis € 1.800 – 2.200) € 19.500 und für die „Drei Tisch-Jardinieren“ (LOT 1019, Schätzpreis € 2.200 – 2.500) € 14.300. Auch die anderen Sets von Bestecken und Silberobjekten erzielten sehr gute Resultate.

Zu den Überraschungs-Highlights gehörten die „12 Limoges-Teetassen im originalen Kasten“ (LOT 1035, Schätzpreis € 150 – 200), für die ein Museum in der Türkei € 7.150 investierte, sowie die auf € 80 – 100 geschätzte „Deckeldose Smokers Pastils“ (LOT 1044), für die € 1.235 ausgegeben wurden. Mehrere Interessenten wollten das außergewöhnliche „Salzfass in Form eines Stuhls“ (LOT 1062, Schätzpreis € 400 – 600) ersteigern, das schließlich für € 9.100 in München verblieb. Erstaunt hat auch die Begeisterung für den kleinen silbernen „Fingerhut im Etui“, (LOT 1070, Schätzpreis € 100 – 120), der für € 650 nach Großbritannien versendet wurde und dort vermutlich eher nicht in einem Nähkasten verschwindet.

Textilien

Groß war die Nachfrage für viele der Textilien, insbesondere die über Familiengenerationen gehüteten Spitzengewebe, von denen einige ein Vielfaches der jeweiligen Taxe erreichten. Zu den Bestsellern zählten „16 Spitzentücher aus Leinenbatist“ (LOT 1124, Schätzpreis € 100 – 150) mit einem Erlös von € 2.860, ein „Konvolut Spitzen aus Brüssel und Alenҫon“ (LOT 1127, Schätzpreis € 300 – 400) für € 5.070 und das in seine Einzelteile zerlegte Spitzenkleid der Herzogin Maria Immakulata von Württemberg (LOT 1136, Schätzpreis € 250 – 300) für das € 4.290 bewilligt wurden. Unter den Bietern waren mehrere spezialisierte Sammler, die meisten der Spitzengewebe wurden nach Frankreich, Italien und Spanien verkauft.

Für die Kleidungsstücke wurde aus Albanien, den USA, Mazedonien und der Türkei geboten. Das wohl von Prinz Boris von Bulgarien stammende „Trachtenmäntelchen“ (LOT 1165, Schätzpreis € 250 – 300, Ergebnis € 1.690), sowie mehrere Trachtenhosen, -jacken und -westen kehrten in ihre Heimat Bulgarien zurück. Die „Kinder Chokha mit Trachtenhose“ (LOT 1159, Schätzpreis € 300 – 500) erhielt ein türkisches Museum für € 2.800. „Sechs Paar Strümpfe“ aus Seide und Baumwolle in Kartons (LOT 1173, Schätzpreis € 180 – 220) kamen auf einen „Haute-Couture-Preis“ von € 1.040. Das aparte „Konvolut Vogelpräparate und Federn“ (LOT 1191, Schätzpreis € 120 – 150) mit dem sich jede Kopfbedeckung zu einem aufsehenerregenden Unikat gestalten lässt, war einer französischen Bieterin € 1.690 wert.

Hart umkämpft war das seltene, aus bestickter Seide gefertigte „Paar kaiserliche Dokumententaschen“ aus dem Osmanischen Reich (LOT 1193, Schätzpreis € 100 – 120). Der Hammer fiel nach langem Ringen, der siegreiche Bieter ließ sich die Behältnisse, die einmal für den Transport diplomatischer Dokumente der Regierung des Sultans gedient haben, € 11.050 kosten.

Porträtminiaturen

Miniaturen bildeten einen Schwerpunkt der Sammlung von Herzog Alexander Eugen von Württemberg. Sie zeigen Porträts von Familienmitgliedern und diversen Fürstinnen und Fürsten des 19. Jahrhunderts. Für das außergewöhnliche Armband mit in Goldmedaillons gefassten „Augen-Miniaturen“ von Familienmitgliedern der Herzöge von Orléans (LOT 1228, Schätzpreis € 8.000 – 10.000) waren mehrere Interessenten online und an den Telefonen dabei. Das Höchstgebot kam aus Italien, es wurden € 32.500 fällig. Für das reizende Bildnis des kindlichen „Louis-Philippe-Albert d’Orléans, Comte de Paris“ (LOT 1233, Schätzpreis € 1.000 – 1.200) gab ein französischer Bieter € 6.760 aus. Moritz Michael Daffingers Darstellung des Herzogs August von Sachsen-Coburg-Koháry (LOT 1245, Schätzpreis € 5.000 – 6.000) sicherte sich ein süddeutsches Museum für € 9.750. Nach Lissabon wurde passenderweise das Porträt von Ferdinand von Sachsen-Coburg-Koháry als Ferdinand II. König von Portugal (LOT 1253) verkauft. Der Schätzpreis von € 700 – 800 kletterte auf stattliche € 6.500.

Für die Miniaturen der bulgarischen Fürstinnen und Fürsten wurde vor allem aus Bulgarien geboten. Einige Lose blieben im Rahmen der Taxe, andere erzielten das Fünf- bis Sechsfache des Schätzwertes, oder sogar deutlich mehr, wie das auf € 910 gestiegene winzige Bildnis von „Prinz Kyrill von Bulgarien als Kleinkind“ (LOT 1267, Schätzpreis € 30 – 40). Für Schloss Schönbrunn bei Wien konnte die Schönbrunn Group vier Miniaturen (LOT 1268, 1269, 1271, 1272) zu museumsfreundlichen Preisen ersteigern. Für das schöne Porträt der „Königin Marie-Antoinette von Frankreich, Erzherzogin von Frankreich“ (LOT 1294, Schätzpreis € 600 – 700) mussten jedoch € 3.900 ausgegeben werden.

Gemälde

Als krönender Abschluss der langen Auktion überraschten noch einige Ergebnisse bei den Gemälden anonymer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, die mehrere bulgarische Bieter in ihren Besitz bringen wollten. Die „Küstenlandschaft“ (LOT 1412, Schätzpreis € 400 – 500) erreichte einen Preis von € 5.460, die „Hügelige Landschaft mit Gebirgssee“ (LOT 1413, Schätzpreis € 300 – 400) verzwanzigfachte auf € 6.240 und die Darstellung „Küstenlandschaft – Moschee – Stadt am Wasser“ (LOT 1417, Schätzpreis € 200 – 250) kostete € 6.760.

Auktion Kunsthandwerk, alte und moderne Kunst

Im März bot NEUMEISTER jedoch nicht nur Objekte aus dem herzoglichen Nachlass an. Am 19. März startete die Frühjahrs-Auktion fulminant mit dem Kunsthandwerk. Als Highlights erwiesen sich wieder einmal einige Stücke aus der berühmten Sammlung von Albert Figdor, aus der bei Neumeister 2024 bereits mehrfach mit großem Erfolg Kunstwerke versteigert wurden. An erster Stelle das unauffällige, aber durchaus museumsreife „Tafelbüchlein“ (LOT 46, Schätzpreis € 2.800 – 3.200), in das sich um 1500 der Kellermeister von Kloster Polling bei Weilheim Notizen über die Lieferungen und Abgaben der klostereigenen Weingüter in Tirol machte. Acht Interessenten an den Telefonen lieferten sich ein minutenlanges Gefecht, das ein Bieter aus dem Ausland für sich entschied. Das seltene Stück war ihm € 100.100 wert.

Kunsthandwerk

Ein weiteres Highlight – und einst ebenfalls Bestandteil Sammlung Figdor – war das schöne „Herbarium“ von Hieronymus Harder (LOT 170), das seinen Schätzpreis von € 4.000 – 5.000 mit € 54.600 mehr als verzehnfachte. Ein ebenfalls hohes Resultat brachten zwei kleine Holzobjekte mit derselben Provenienz: Für eine raffinierte „Schatulle“ mit Federmechanismus (LOT 48, Schätzpreis € 300 – 500) mussten € 3.120 aufgewendet werden und für das „Alpenländische Kästchen“ mit Kerbschnittdekor (LOT 54, Schätzpreis € 400 – 600) sogar € 6.500.

Bei den Möbeln machten zwei um 1800 in Westdeutschland entstandene Schreinerarbeiten das Rennen: Für das „Zylinderbureau (LOT 63, Schätzpreis € 2.200 – 2.400) wurden € 4.810 und für die „Kommode“ mit eingelegtem Dekor (LOT 65, Schätzpreis € 1.800 – 2.200) € 5.460 bewilligt.

Das schöne Angebot an Keramik und Porzellan rief diverse Sammler und Händler auf den Plan. Sehr begehrt war ein auf 1660 datierter „Apostel-Deckelkrug“ aus Creußen (LOT 1, Schätzpreis € 2.800 – 3.000), für den € 8.060 genehmigt wurden. Die auf € 500 – 600 geschätzte ungemarkte Figurengruppe „Spanisches Liebespaar“ (LOT 15) ergatterte ein Saalbieter für € 5.460. Ein Porzellan-Uhren-Fan aus Polen erhielt die zwei Stücke aus der Manufaktur Meissen: das „Porzellan-Uhrgehäuse“ nach Modell von Johann Joachim Kändler (LOT 23, Schätzpreis € 1.500 – 1.800) für € 4.290 und die „Tischuhr mit Darstellung der vier Elemente“ nach Entwurf von Elias Meyer (LOT 26, Schätzpreis € 1.200 – 1.500) für € 3.640.

Gemälde 15. bis 20. Jahrhundert

Spitzenlos der Gemälde war Carl Spitzwegs „Bücherwurm“ (LOT 307, Schätzpreis € 40.000 – 50.000). Den bei Mondschein in seine Lektüre versunkenen leidenschaftlichen Leser versuchten mehrere Telefonbieter in ihren Besitz zu bringen. Das nur 22,7 x 13,1 cm große Kunstwerk brachte ein Ergebnis von € 78.000 und verbleibt in Süddeutschland.

Bildnisse attraktiver Damen sind immer wieder gefragt. Das Ferdinand Voet zugeschriebene Porträt einer bisher noch nicht eindeutig identifizierten dunkelhaarigen Schönheit (LOT 231, Schätzpreis € 3.000 – 4.000) versechsfachte seine Taxe auf einen Preis von € 19.500. Eine vergleichbare Steigerung erreichte auch die „Italienische Landschaft“ von Johann Wilhelm Schirmer (LOT 281, Schätzpreis € 4.000 – 5.000), für die € 15.600 gezahlt werden müssen.

Internationaler Beachtung erfreuten sich die Arbeiten von Edward Harrison Compton. Bieter aus Frankreich, Großbritannien und der Schweiz bemühten sich um die stimmungsvollen Arbeiten. Die frühlingshafte „Gebirgslandschaft“ (LOT 339, Schätzpreis € 4.000 – 6.000) ging für € 9.100 nach Paris. Das „winterliche Ufer des Starnberger Sees“ (LOT 337, Schätzpreis € 3.000 – 5.000) brachte einen Erlös von € 7.800 und die „Gebirgslandschaft mit Blick auf den Wilden Kaiser“ (LOT 338, Schätzpreis € 3.000 – 5.000) kam auf € 7.150.

Moderne und Contemporary Art

Für den “Waldweg in Rumbke“ von Karl Schmidt-Rottluff (LOT 407, Schätzpreis € 8.000 – 10.000) hatten sich zur Auktion vier Telefonbieter angemeldet. Ein Interessent aus Norddeutschland setzte sich gegen seine Konkurrenz durch und erhielt das Aquarell für € 26.000.

Der Maler Fritz Klemm war der Vater der bekannten Fotografin Barbara Klemm. Aus seinem Nachlass wurden zehn Arbeiten angeboten, die sich ein süddeutscher Sammler sicherte. Das mit wenigen Kohlestrichen auf Papier geworfene „Selbstporträt“ (LOT 430, Schätzpreis 5.000 – 7.000) wechselte für € 13.000 den Besitzer.

Eine herausragende Arbeit aus dem Bereich der zeitgenössischen Skulpturen ist das überlebensgroße „Paar“ aus Bronze von Andreas Krämmer (LOT 441, Schätzpreis € 12.000 – 15.000) aus den 1990er Jahren. Die äußerst eindrucksvolle, plastisch-räumliche Komposition verdoppelte ihre Taxe und ging für € 24.700 an einen Bieter aus Panama.

Das Gemälde „Frau mit Hut und Kamera (Strömtal)“ des 1970 geborenen Christian Brand (LOT 464, Schätzpreis € 7.000 – 9.000) bezieht seinen besonderen Reiz aus einer angehaltenen Bewegung, die den Betrachter dazu animiert, nach „der Geschichte“, nach dem Kontext der Szene, zu forschen. Die Komposition ist typisch für die Arbeiten des Künstlers, der zur „Neuen Leipziger Schule“ gehört. Dass er zu den wichtigen Vertretern der jungen figurativen Malerei gerechnet wird, macht sich auch in der Auktion bemerkbar, denn der Preis stieg auf € 13.650. Zu den originellsten Losen gehörten die „6 Skateboards ‚Campbells Soup Cans“ aus dem Skateroom der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts (LOT 468, Schätzpreis € 1.000 – 1.200). Eine junge Frau im Saal erwarb die Skateboards für € 1.690 und verließ strahlend die Auktion.

Veranstaltungen zum Bericht:
Auktion 416: März-Auktion // Noble Sale: Ducal Treasures

Quelle: © Neumeister Münchener Kunstauktionshaus

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