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aus dem Nachlass von Alexander Eugen Herzog von Württemberg
Als Enkel von Zar Ferdinand von Bulgarien und Nachfahre der Bourbonen, der Orleans sowie der Habsburger wuchs Alexander Eugen Herzog von Württemberg (1933-2024) in den Schlössern seiner Familie auf. Der Umgang mit kostbaren Ausstattungsstücken und Preziosen prägte ihn seit früher Kindheit und er hielt das dynastische Erbe zeitlebens in Ehren. Der Herzog war selbst promovierter Kunsthistoriker und baute neben seiner Tätigkeit in verschiedenen musealen Einrichtungen und im Kunsthandel eine eigene Sammlung auf, aus der nun 114 Miniaturen, mehr als 400 Blätter Ornamentgraphik sowie Tafelsilber, Porzellan, Gemälde, historische Textilien, Möbel und einige Kuriosa bei NEUMEISTER zum Aufruf kommen.
Miniaturen bilden einen Schwerpunkt der Sammlung des genealogisch äußerst interessierten Herzogs. Sie zeigen Porträts von Familienmitgliedern und diversen Fürstinnen und Fürsten des 19. Jahrhunderts. Zum Teil handelt es sich dabei um sehr persönliche Objekte, wie den Briefbeschwerer mit einem Jugendbildnis, den Prinzessin Maria Amalia von Bourbon vermutlich anlässlich eines Hochzeitstages ihrem Gatten schenkte (LOT 1217, Schätzpreis € 3.500 – 4.000) oder das originelle Armband mit in Goldmedaillons gefassten „Augen-Miniaturen“ (einige Sir William Ross zugeschrieben) von Familienmitgliedern der Herzöge von Orléans (LOT 1228, Schätzpreis € 8.000 – 10.000). Ein wahres Prachtstück ist die Tabakdose aus Schildpatt, deren Deckel mit Bildnisminiaturen der Familie von König Ferdinand I. beider Sizilien verziert ist. Jedes der kleinen Porträts ist rundherum mit Diamanten eingefasst, insgesamt etwa 300 Steine (LOT 1211, Schätzpreis € 20.000 – 25.000).
Andere Stücke aus dem Nachlass geben Einblicke in das fürstliche Alltagsleben. Eine Ahnung der exquisiten, im Hause Württemberg gepflegten Tafelkultur vermitteln z.B. 24 schwere, mit dem Monogramm von Carl Christian Erdmann zu Württemberg versehene Silberteller, die im 18. Jahrhundert von führenden Breslauer Silberschmieden gefertigt wurden (LOT 1016, Schätzpreis € 20.000 – 30.000) sowie die bei der Wiener Manufaktur Klinkosch in Auftrag gegebenen Reise-Silbergarnituren (LOT 1021, Schätzpreis € 2.800 – 3.000 und LOT 1022, Schätzpreis € 2.200 – 2.500).
Ein besonderes Highlight der Auktion ist das Gemälde „Aufgang zum Monastir Sveti Dimitir im Park von Schloss Euxinograd“ von Olga Wisinger-Florian, die sich auf Einladung Zar Ferdinands I. 1906 in der Sommerresidenz Euxinograd der bulgarischen Zaren am Schwarzen Meer aufhielt und heute zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts gerechnet wird (LOT 1409; Schätzpreis € 20.000 – 30.000). Experten und Sammler wird auch die reiche Auswahl an Ornamentgraphik mit seltenen französischen Blättern sowie Augsburger Rokoko-Stichen auf den Plan rufen.
Ein Konvolut an Textilien umfasst Trachten und andere um 1900 entstandene Bekleidungsstücke sowie rund 100, über Familiengenerationen gehütete Spitzengewebe – vom Taschentuch bis zu einem in seine Einzelteile zerlegten Spitzenkleid von 1916. Unter den Objekten befinden sich einzigartige Erinnerungsstücke aus dem Besitz von Mitgliedern der bulgarischen Zarenfamilie, z. B. der an einem Samtreif befestigte Hochzeitsschleier der Prinzessin Marie Louise von Bourbon-Parma (LOT 1140, Schätzpreis € 100 – 150), drei Fächer aus dem Besitz der bulgarischen Prinzessinnen Eudoxie und Nadejda (LOT 1081, € 500 – 700), sowie Kinderkleidung von Prinz Boris von Bulgarien (LOT 1155, Schätzpreis € 200-250 und LOT 1165, Schätzpreis € 250 – 300).
Moderne und Contemporary Art
Mit wichtigen Positionen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts ist in der März-Auktion die Moderne und Contemporary Art vertreten. Zu den Toplosen zählt Emil Noldes Aquarell „Mohn und Sonnenhut“ (LOT 405, Schätzpreis € 125.000 – 150.000) aus der Sammlung des Ehepaars Adalbert und Thilda Colsman, mit dem der Maler befreundet war. Faszinierend ist der virtuose Einsatz der Farben, insbesondere der Kontrast der orangefarbenen und roten Blüten in zu den blau-schwarzen Staubgefäßen. Die Gemälde des zehn Jahre älteren Max Slevogt gehören zu den bedeutendsten Werken deutscher, impressionistischer Malerei. In der Gegend um seinen Landsitz in der Pfalz entdeckte der Künstler immer wieder neue Motive für seine Werke. So auch den reizvollen „Blick nach dem Haardtgebirge“, der 1921 entstandenen Darstellung einer weiten, in Abendlicht getauchten Sommerlandschaft zeigt (LOT 406, Schätzpreis 60.000 – 80.000).
Nicht nur Politiker, auch Künstler lassen sich vom Mars inspirieren. Otto Piene hatte sich in grenzüberschreitenden Versuchen dem Experiment verschrieben und beschäftigte sich ab 1959 mit dem Element Feuer. Bei seiner Arbeit „Blue Mars“ (LOT 419, Schätzpreis 50.000 – 60.000) ließ er in einem Brennprozesses die Farbe auf der Leinwand gelieren, modifizierte sie und fixierte die entstandene Struktur. Das Ergebnis gleicht einer Explosion, die sich von ihrem Energiekern zu den Bildrändern hin ausbreitet, verstärkt wird der kraftvolle Bildeindruck durch das kontrastreiche „feurige“ Kolorit.
Eine herausragende Arbeit aus dem Bereich der modernen Skulpturen ist das überlebensgroße „Paar“ aus Bronze von Andreas Krämmer (LOT 441, Schätzpreis € 12.000 – 15.000) aus den 1990er Jahren. Die weibliche Figur ruht im Schulterstand auf dem Boden, hat die Beine und den Rumpf nach oben gestreckt und die Hände um den Kopf gelegt. Ihr tänzelnd mit gekreuzten Beinen an ihrer Seite stehende Begleiter umgreift ihre Beine, ohne sie zu berühren. Die beiden Figuren bilden eine äußerst eindrucksvolle, plastisch-räumliche Komposition.
Auch die zeitgenössische Kunst setzt bei der NEUMEISTER März-Auktion Ausrufezeichen. Der 1970 geborene Christian Brand ist ein Vertreter der „Leipziger Schule“. Die Protagonistin seines Gemäldes „Strömtal“ tritt im Stil der 1960er Jahre auf (LOT 464, Schätzpreis € 7.000 – 9.000). Das Motiv wirkt wie ein Film-Still: Der Betrachter stellt sich unwillkürlich die Frage was hier wohl passiert ist… Mit Werken von Owusu-Ankomah und Peter Uka finden sich kraftvolle Arbeiten von zwei Künstlern im Angebot, die in Afrika geboren wurden und heute in Deutschland leben und arbeiten. Peter Uka kam als Gaststudent aus Nigeria an die Kunstakademie Düsseldorf und wurde Meisterschüler von Eberhard Havekost. Seine ausdrucksstarken figurativen Gemälde wie die mitreißende Arbeit „The Dance“ von 2009 (LOT 470, 10.000-12.000) bieten Einblicke in die Vielfalt und den Reichtum des schwarzen Lebens. Uka betrachtet sie als Korrektiv zu veralteten Wahrnehmungen seines Heimatlandes. Owusu-Ankomahs großformatige Leinwandbilder vereinen afrikanische Symbole und Traditionen mit westlichen Einflüssen. Sein Gemälde „Ball“ (LOT 469, Schätzpreis € 8.000-12.000) entstand 2006 anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft, es zeugt von Bedeutung des Sports als verbindendes Element zwischen den Kulturen.
Kunsthandwerk und Antiquitäten
Die 1763 als „Lackierwarenfabrik“ gegründete Manufaktur Stobwasser belieferte um 1800 die höfische Gesellschaft in ganz Europa mit Luxuswaren. Die schlichte aber äußerst dekorative „Commode à portes“ (LOT 66, Schätzpreis € 16.000 – 18.000) mit schwarz-gelber Lackfassung zeigt beispielhaft die hohe Qualität der Möbel aus der Manufaktur Stobwasser. Vergleichsstücke finden sich mehreren Museen. Das um 1780 wohl im Umfeld der Karlsruher Hofschreinerei gefertigte „Vitrinenschränkchen“ (LOT 60, Schätzpreis € 6.000 – 8.000) zeichnet sich durch einen tektonischen Aufbau aus. Der Dekor, die Mahagonifurnierung und die klare Struktur charakterisieren das Möbelstück als klassizistische Arbeit, die von Werken der Roentgen Manufaktur beeinflusst wurde.
Eine um 1510 entstandene elegante Skulptur stellt die „Hl. Barbara“ (LOT 56, Schätzpreis € 8.000-12.000) dar. Die Heilige hat die Linke lässig auf den Turm gestützt, der ihr als Attribut zugeordnet wird. Anhand der typischen Faltenbildung ihres Gewandes wurde sie als Werk des Allgäuer Schnitzers Lux Maurus erkannt, dessen Arbeiten in der Tradition der sogenannten Donauschule stehen.
Ein äußerst seltenes und außergewöhnliches Sammlerobjekt ist das „Tafelbüchlein“ aus dem Kloster Polling (LOT 46, Schätzpreis € 2.800-3.200). Derartige mit Wachs beschichtete Holztafeln wurden seit der Antike für Aufzeichnungen verwendet. Bei diesem, aus der berühmten Sammlung von Albert Figdor stammenden „Büchlein“ sind die Innenseiten jeweils zur Hälfte mit Pergament bespannt und mit geschwärztem Wachs ausgefüllt, um dauerhaften Einträgen überschreibbare Notizen gegenüber stellen zu können. Die erhaltenen Vermerke weisen darauf hin, dass ein Kellermeister von Kloster Polling bei Weilheim sich Notizen über seine Besuche bei Liegenschaften in Tirol machte, die jährliche Abgaben zu leisten hatten und den Messwein lieferten. Aus Kloster Polling haben sich zwei weitere Wachstafelbüchlein erhalten (Bayerisches Nationalmuseum und Bayerisches Hauptstaatsarchiv), die sich ebenfalls auf die Abgaben der Klostergüter beziehen.
Schmuck
Ausgesprochen Hochkarätiges bietet das Portfolio im Bereich Schmuck. Die kleinen Verführer sind wie geschaffen, um den Frühling glanzvoll zu begrüßen. Zu den Highlights zählen ein puristischer Solitärring mit einem Diamanten im Marquiseschliff (LOT 106, Schätzpreis € 37.500 –53.500) und ein Solitärring mit großem Diamanten im Cushion Cut (LOT 107, Schätzpreis € 34.500 – 58.500). Als weitere IT-Pieces für einen glanzvollen Auftritt sind der beeindruckende Anhänger mit einem Brillanten von mehr als 5.00ct (LOT 93 Schätzpreis € 32.000 –42.000) und das äußerst kleidsame Armband aus vielfarbigen Turmalinen (LOT 140, Schätzpreis € 16.000 – 20.000) anzusehen.
Gemälde 15. bis 20. Jahrhundert
Highlight der Abteilung Alte Kunst ist – wie schon so oft bei NEUMEISTER – wieder einmal ein Werk von Carl Spitzweg. Der „Bücherwurm“ (LOT 307, Schätzpreis € 40.000 – 50.000) ist eines der bekanntesten Motive des Künstlers und findet sich in mehreren Ausführungen. Hier scheint sich der leidenschaftliche Leser spätnachts noch in den dunklen Bibliothekssaal geschlichen zu haben. Tief in seine Lektüre versunken steht er in schwindelnder Höhe auf einer Leiter, während der Mond ihm über die Schulter scheint und das Buch in seiner Hand beleuchtet. Sechs Jahre vor Spitzweg wurde Carl Georg Hasenpflug geboren. Die Darstellungen dieses berühmten Architekturmalers hatten zunächst einen realistisch-nüchternen Charakter, doch ab den 1830er Jahren verfolgte er einen romantisch-verklärenden Stil. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist der „Blick auf einen winterlichen Friedhof“ (LOT 287, Schätzpreis € 15.000 – 20.000), der durch einen dunklen Klosterraum in einen schneebedeckten Innenhof mit Grabkreuzen fällt. Im Kontrast zu den sanften Grau- und Brauntönen steht das bunte Glasfenster mit der Darstellung einer thronenden Maria und drei Heiligen.
Heinrich Friedrich Füger war einer der einflussreichsten deutschen Maler des Klassizismus. Sein Ansehen in den höchsten Gesellschaftskreisen verdankte er zunächst seinen Porträts und Miniaturen, wandte sich aber dann der Historienmalerei zu. Sein Gemälde „Thetis bittet Jupiter um Waffen“ (LOT 246, Schätzpreis € 20.000 – 25.000) präsentierte er erstmals auf der Wiener Akademieausstellung des Jahres 1813. Die „Antikisierende Ruinenlandschaft“ (LOT 215, Schätzpreis € 7.000 – 9.000) von Pierre Antoine Patel ist stimmungsvoll in goldenes Abendlicht getaucht. Der Künstler griff in seiner Malerei Kompositionen Claude Lorrains auf, doch in den pittoresken Elementen der Figurenstaffage sowie in der Darstellung der Architekturelemente zeigt sich nordischer Einfluss. Der Amsterdamer Hendrik van Streek beherrschte exzellent die Darstellung von kulinarischen Genüssen. Sein „Stillleben mit einer mit Früchten gefüllten Wanli-Schale, Römer und Flötenglas“ (LOT 234, Schätzpreis € 20.000 – 24.000) ist kunstvoll arrangiert. Seine Ausbildung erhielt der Künstler bei seinem Vaters Juriaan, einem der gesuchtesten Stilllebenmaler seiner Zeit.
März-Auktion bei NEUMEISTER
am 19. und 20. März 2025
Termine
Mittwoch, 19. März 2025
14.00 Uhr Kunsthandwerk und Antiquitäten
ca. 15.00 Uhr Schmuck
ca. 16.00 Uhr Graphik und Gemälde 15. – 20. Jh.
ca. 18.00 Uhr Moderne. Contemporary Art
Donnerstag, 20. März 2025
14.00 Uhr Noble Sale: Ducal Treasures
In Kooperation mit Philipp Württemberg Art Advisory GmbH
Besichtigung
13. bis 17. März 2025
Donnerstag, Freitag, Montag 10 – 17 Uhr, Samstag/Sonntag 10 – 15 Uhr
Online bieten
INVALUABLE und LOT-TISSIMO
Katalog
ab 27. Februar 2025 online |