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Moderne und Contemporary Art
Während das Münchner Museum Brandhorst noch bis Januar 2025 die Ausstellung „Andy Warhol & Keith Haring: Party of Life“ zeigt, hat NEUMEISTER im Dezember ein umfangreiches Pop-Art-Konvolut anzubieten. Andy Warhol ist mit drei Arbeiten vertreten: Das in knalligen Farben gehaltene ikonische Werk „Ingrid Bergmann as Nun“ (LOT 504, Schätzpreis 2.000 – 3.000) und der zarte, handkolorierte Siebdruck „Flowers“ (LOT 503, Schätzpreis 8.000 – 10.000) repräsentieren zwei ganz unterschiedliche Facetten seines Oeuvres. David Hockneys Lithographie „Sofa, 8501 Hedges Place“ (LOT 501, Schätzpreis 6.000 – 8.000) ist wohl ein Dokument der Erinnerung an glückliche Stunden, die der Künstler zu Beginn der 1970er Jahre in Los Angeles bei seinem Freund Arthur Lambert verbrachte. Dessen Haus an der Adresse „8501 Hedges Place“ war damals ein Anlaufpunkt der Gay-Community. Ähnlich der gleichzeitig entstehenden Pop Art will der Nouveau Réalisme, zu dessen Begründern Arman gehört, das ungestaltete Alltagsobjekt zeigen. Bekannt aus vielen internationalen Museen sind Armans „Accumulations“. Seine faszinierende „Assemblage“ verbindet Malerei mit farbig gefassten Holzelementen einer Violine in einem Objektkasten (LOT 555, Schätzpreis € 30.000 – 40.000).
Aus unmittelbarer Nähe präsentiert das Porträt „Straw Hat 2“ von Alex Katz (LOT 500, Schätzpreis 30.000 – 40.000) eine junge Frau mit herausforderndem Blick aus graublauen Augen, deren Gesicht überlebensgroß, aber nur zur Hälfte zu sehen ist. Der in Farbflächen gestaltete Kopf wirkt schablonenartig, der Gesichtsausdruck ist auf das Wesentliche reduziert. Das Bildnis von 2022 macht deutlich, dass die Pop-Art-Arbeiten des US-Amerikaners, der 97 Jahre alt ist, noch immer von bestechender Vitalität geprägt sind.
Der Künstler Hermann Nitsch wurde besonders durch seine provokanten Kunstaktionen bekannt, die er meist öffentlich durchführte. Er brach bewusst mit gesellschaftlichen Tabus und bewegte sich künstlerisch am Rand sinnlicher, emotionaler, gesellschaftlicher und juristischer Grenzen. Die 100x165 cm große, in Öl und Blut auf Karton ausgeführte und unbetitelte Arbeit (LOT 554, Schätzpreis € 20.000 – 30.000) schuf Nitsch 1987. Die „Blue Dog paintings“ von George Rodrigue etablierten den Amerikaner in der internationalen Kunstwelt der 1990er Jahre. Sie zeigen stets einen Vierbeiner mit markant gelben Augen und einer weißen Nase, für den dem Künstler sein verstorbener Terrier Tiffany als Vorlage diente. Im Dezember werden gleich zwei der von Blautönen dominierten Arbeiten angeboten: „Flowers put me in the mood for love“ (LOT 511, Schätzpreis € 25.000 – 30.000) und „The blue Moon left me standing alone“ (LOT 512, Schätzpreis € 25.000 – 30.000).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Aristide Maillol zu den bedeutendsten französischen Bildhauern seiner Generation. 1907 erhielt er von dem berühmten russischen Sammler Iwan Abramowitsch Morosow den Auftrag für vier Bronzefiguren zur Ausstattung des Musiksalons in dessen Moskauer Stadthaus. Maillol griff das Motiv der „Pomone“ (LOT 513, Schätzpreis € 30.000 – 40.000) später mehrfach wieder auf, die halblebensgroße Version „à la tunique“ entstand wohl 1921. Wenige Jahre früher, um 1918, schuf Max Beckmann das ausdrucksstarke „Selbstbildnis von vorn, im Hintergrund Hausgiebel“ (LOT 521, Schätzpreis € 15.000 – 20.000). Bei der Kaltnadelradierung handelt es sich um eines von 50 Blättern einer Serie von Vorzugsdrucken auf Japanbütten.
Schmuck
Ein wahrhaft geschichtsträchtiges Highlight in der Dezember-Auktion bei NEUMEISTER ist das prachtvolle Collier aus dem Besitz von Auguste Amalie, der Schwester Ludwigs I. von Bayern (Lot 250, Schätzpreis, € 20.000 – 30.000). Der aufwändig gearbeitete Goldschmuck ist charakteristisch für die Juwelierkunst im Stil der Mode des beginnenden 19. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt des Colliers befindet sich als Anhänger eine Gemme aus Chalzedon mit dem Profilbildnis von König Max I. Joseph. In die Kette eingesetzt sind acht Medaillons mit auf Elfenbein gemalten Porträtminiaturen, die Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und dessen sieben Kinder mit Prinzessin Auguste Amalie von Bayern darstellen.
Ergänzend werden historische Schmuckstücke aus Frankreich, England und Deutschland angeboten, die durch wertvolle Materialien und ihre kunstvolle Verarbeitung bestechen. Zwei äußerst dekorative Armreifen mit Miniaturen in Grisaille-Malerei entstanden um 1870/80 (LOT 141, Schätzpreis € 2.800 – 4.000). Aus Frankreich stammen die üppige Parure (um 1830-1840) mit Karneolen und Chalcedonen (LOT 107, Schätzpreis € 4.200 – 5.200) und das mit verschiedenfarbigen Achatgemmen besetzte Set aus Collier, Armband, Brosche und Ohrgehängen (LOT 132, Schätzpreis € 5.200 – 6.200).
Natürlich kommt auch moderner Schmuck zum Aufruf. Ein Inbegriff zeitloser Eleganz ist das mit 159 funkelnden Brillanten ausgefasste Weißgold-Collier in Gestalt einer Schlange (LOT 231, Schätzpreis € 18.000 – 25.000) das sich raffiniert fließend um den Hals schmiegt. Ein atemberaubender, 9,82 karätiger burmesischer Saphir in einem intensiven Kornblumenblau schmückt das Zentrum eines Rings, der rundum mit weiteren Saphiren und mit Diamanten besetzt ist (LOT 225). Die luxuriöse Kostbarkeit wird auf € 17.000 – 20.000 taxiert.
Graphik und Gemälde 15. bis 20. Jahrhundert
Die Meisterschaft eines bisher unbekannten Künstlers offenbart das um 1520 wohl in Flandern entstandene Triptychon (LOT 290, Schätzpreis € 55.000 – 65.000), in dessen Mittelpunkt die Kreuzigung Christi steht. Auf den Außenflügeln sind die Heiligen Barbara und Jakobus d. Ä. zu sehen, die von Stiftern flankiert werden. Aufgrund seines Formats ist zu vermuten, dass dieser Flügelaltar für einen privaten Andachtsraum oder eine Kapelle gedacht war.
Rosalba Carriera war schon zu Lebzeiten eine berühmte Künstlerin, in deren Atelier am Campo San Stefano in Venedig Angehörige des europäischen Hofadels ein und aus gingen, um sich porträtieren zu lassen. Bei NEUMEISTER wird im Dezember ein Pastell angeboten, das eine Dame als „Allegorie der Malerei“ (LOT 262, Schätzpreis € 8.000 – 10.000) zeigt. Die Arbeit wiederholt ein in der National Gallery of Art in Washington befindliches Pastell in etwas größerem Format und stammt vermutlich aus der Werkstatt der Carriera, in der die Künstlerin zahlreiche von ihr ausgebildete Malerinnen beschäftigte. Das Gemälde der „Heiligen Cäcilie an der Orgel“ (LOT 317, Schätzpreis € 8.000 – 10.000) erinnert stilistisch an Arbeiten des flämischen Malers Cornelis Schut, dessen Schaffen von Rubens und van Dyck künstlerisch beeinflusst wurde. Saverio Dalla Rosa betätigte sich als Maler, Architekt und Kunstschriftsteller. Er lieferte zahlreiche Andachtsbilder für Kirchen in und um Verona und Bergamo, schuf aber auch Werke für osteuropäische Auftraggeber. Hierzu zählt vermutlich das Gemälde „Der Hl. Kasimir in Anbetung der Madonna“, (Lot 353, Schätzpreis € 25.000 – 30.000), das sich mehrere Jahre in der Jesuitenkirche von Witebsk (Vicebs) befunden haben soll.
Alexander Koester ist unter dem Spitznamen "Enten-Koester" bekannt, seine Darstellungen der Wasservögel in malerischen Landschaften sind äußerst begehrt. Ein typisches Beispiel ist das Werk „Acht Enten am Wasser“ (LOT 450, Schätzpreis € 20.000 – 25.000). Die „Seenlandschaft mit Seerosen (am Wesslinger See)“ (LOT 452, Schätzpreis € 12.000 – 15.000) belegt allerdings, dass das künstlerische Schaffen des virtuosen Spätimpressionisten ein weit größeres Spektrum umfasst und auch ohne tierische Motive die Aufmerksamkeit der Kenner und Liebhaber verdient.
Mit 21 Bildhauern in sieben Generationen kann die Bildhauerfamilie Schwanthaler als regelrechte Dynastie bezeichnet werden. Nach erfolgreicher Versteigerung eines Konvoluts im Vorjahr, ruft NEUMEISTER bei der Dezember-Auktion erneut ausgesuchte Zeichnungen aus der Sammlung von Dr. Franz Schwanthaler auf. Zu den herausragenden Stücken zählt ein Sammelband mit „Zeichnungen von Ludwig Schwanthaler 1817“ (LOT 267, Schätzpreis € 3.000 – 4.000), die er als 15-Jähriger anfertigte, als er seinen ersten künstlerischen Unterricht bei seinem Vater erhielt. Ein Entwurf und zwei Reinzeichnungen (LOT 274, Schätzpreis € 1.500-1.800) geben Szenen der Gipsreliefs für die Odysseussäle im Festsaalbau der Münchner Residenz wieder. Als Originalzeugnisse der Innenausstattung des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Teils der Residenz haben sie besondere kunsthistorische Bedeutung.
Kunsthandwerk und Antiquitäten
Ebenfalls aus der Sammlung Dr. Franz Schwanthaler kommen auch Bildhauerarbeiten zum Aufruf. Zu den reizvollsten Stücken ist die „Ölberggruppe“ mit dem betenden Christus und den beiden schlafenden Jüngern Petrus und Jacobus von Johann Franz Schwanthaler (LOT 56, Schätzpreis € 6.000 – 8.000) zu rechnen. Das Schwanthaler-Konvolut aus Figuren und Arbeiten auf Papier umfasst insgesamt 30 Positionen.
Spitzenstücke des Möbel-Angebots sind ein „Paar Kommoden“ (LOT 78, Schätzpreis € 10.000 – 12.000) die im 18. Jahrhundert von einem Dresdner Möbelbauer gefertigt wurden. Die beiden repräsentativen und sehr qualitätvollen Stücke stammen aus dem Besitz des Freiherrn von Weber, der in Diensten des königlichen Hofs in Dresden stand.
Gemälde von Leo Putz sind sehr gefragt. Im Dezember werden bei NEUMEISTER jedoch keine Bilder, sondern Möbel und Einrichtungsgegenstände aus dem Besitz des Künstlers versteigert. Die persönlichen Stücke vermitteln einen Eindruck vom Interieur, in dem Leo Putz lebte und arbeitete. Aufgerufen werden unter anderem ein um 1800 in einer Werkstatt im Bodenseeraum produzierter „Schrank“ (LOT 81, Schätzpreis € 1.800 – 2.000), ein originelles chinesisches „Räuchergefäß in Form des auf einer dreibeinigen Kröte reitenden Liu Hai“ (LOT 39, Schätzpreis € 200 – 250) und ein barockes Tapisserie-Fragment aus Flandern (LOT 94, Schätzpreis € 1.200 – 1.400), das sich auf einigen Putz-Gemälden wiederfindet.
Ein absolutes Rarissimum aus dem Bereich Interieur stellen die „Goldledertapeten mit Theaterfiguren“ (LOT 90, Schätzpreis € 4.000 – 5.000) dar, die der Werkstatt von Raymond Boissier zugeschrieben werden. Der mit großem Aufwand hergestellte und anschließend bemalte Wandschmuck entstand um 1680 in Avignon.
Die „Dose mit Mikromosaik“ (LOT 44, Schätzpreis € 10.000 – 12.000), die um 1820 in Rom gefertigt wurde, ist eine ganz besondere Preziose. Als Souvenir hat vermutlich ein Kavalier auf seiner „Gran Tour“ diese kleine silbervergoldete Kostbarkeit erstanden, deren Deckel das westliche Ende des Forum Romanums mit Blick auf den Septimus-Severus-Bogen, die Phokas-Säule, den Vespasian-Tempel und den Saturn-Tempel zeigt. |