Die Kunst, online zu lesen.

Home


CMS Zugang

News

Erste Wunder, späte Werke und ein Schiff im Wellenschlag

Peter Gertner, Ottheinrich, Herzog von Pfalz-Neuburg

Der Herbst bei Bassenge: Neuentdeckungen und Einzigartiges in Malerei und Graphik

Flash #1 – Genesis of a Masterpiece hat Bassenge den Sonderkatalog betitelt, mit dem das Auktionshaus in dieser Herbstsaison – Zitat Weltkunst – „ein Coup“ gelungen ist. Die Sammlung des Filmkomponisten, Regisseurs und Medienkünstlers Henning Lohner folgt, so der Sammler im Vorwort, „dem Wunsch, die Idee selbst festzuhalten“. In 154 Zeichnungen und Skizzen vom Barock bis zur klassischen Moderne und zur Computergrafik – auf verschiedene Materialien, mal hingeworfen oder elaboriert, mal in kleinem oder größerem Format –, werden die Keimzellen künstlerischer Kreativität, Gedankenblitze und Geniestreiche, die „Wunder des ersten Strichs“ (Lohner), vor Augen geführt. Eine Acrylarbeit von Gottfried Helnwein („Fire – Joseph Beuys“) ist mit 20.000 € Schätzung das Spitzenlos des Katalogs, gefolgt von Claude Monets Kreidezeichnung „Four de Tuilier“ (12.000 €), einer Kreidestudie von Henri Matisse, Zao Wou-Kis Pinselzeichnung aus einem Skizzenblock (beide 12.000 €) und einer Zeichnung von Gerhard Richter (13.000 €). Die Reihe der Künstler, die in diesem Katalog mit zauberhaften Anfängen vertreten sind, reicht von Arp bis Zappa. Sie könnte kaum vielfältiger und prominenter sein: Lagerfeld und Liebermann sind darunter, Uecker, Poelzig, Tinguely, um nur einige zu nennen.

Rembrandts berühmteste Landschaftsradierung in einem herrlich druckschönen Exemplar, 1886 in New York versteigert, heute aus einer hessischen Sammlung, steht mit einem Schätzpreis von 80.000 € im Mittelpunkt der Druckgraphik am ersten Auktionstag. Weitere Höhepunkte der Auktion: Dürers „Nemesis“, eines seiner programmatischen Hauptblätter (60.000 €), sowie die Radierung, „Die Hütte hinter dem Plankenzaun“ von Rembrandt (18.000 €), hier in einem „ganz ausgezeichneten, gleichmäßigen und dabei scharfen Druck mit feinem Rändchen um die Plattenkante“. Ein Tribut ans Jubiläum: Caspar David Friedrichs Holzschnitt „Knabe auf einem Grab schlafend“, wohl das letzte Exemplar dieses für die Frühromantik zentralen ikonischen Motivs, das in den Handel gelangt (75.000 €).

In der Abteilung Gemälde steht Peter Gertners bislang unbekanntes Bildnis des Wittelsbachers „Ottheinrich, Herzog von Pfalz-Neuburg“, an herausragender Stelle (80.000 €). Der aus Nürnberg stammende, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts tätige Porträtist ist als „maister Petern, hofmaler“ erstmals 1535/36 in Neuburg a. d. Donau nachweisbar. Unter den 200 Positionen besonders erwähnenswert: eine stimmungsvolle Waldlandschaft von Jan Lievens, ein Spätwerk aus den 1650er Jahren des Leidener Malers (24.000 €), das Porträt des „Basilius von Ramdohr in Uniform“ von Anton Graff (18.000 €) und das Bildnis eines Hochzeitspaares von Peskorsky, der als Wunderkind mit neun Jahren in die Petersburger Kunstakademie aufgenommen wurde, als Stipendiat nach Paris geschickt wurde, dort durch seine Liederlichkeit auffiel und vermutlich deswegen ein kaum überliefertes Oeuvre hinterließ (24.000 €). Ein neu entdecktes Gemälde von Angelika Kauffmann, die allegorische Gestalt einer jungen Frau mit Turban, soll 28.000 € einspielen. Die wieder zu entdeckende Künstlerin Jenny Fleischhauer porträtiert sich einhundertdreißig Jahre später als Figur der Commedia dell’arte („Pierrot und Pierrette“) im Großformat, jetzt in Berliner Privatbesitz. Dieses Hauptwerk des großen, den Zeitumständen geschuldet verhinderten Talents aus Frankfurt dürfte für eine Überraschung sorgen (15.000 €).

Die Auktion Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts offeriert eine Sammlung von 39 Handzeichnungen von Gabriel von Max mit Figuren- und Kompositionsstudien, Tierstudien und Stadtansichten (15.000 €). Ein Klebealbum mit 182 Zeichnungen von Francesco Allegrini aus einstigem Besitz der Königin Christina von Schweden ist mit 12.000 € taxiert, ein Studienblatt mit Flussgott und sitzendem Rückenakt von Domenico Cresti hat eine Schätzung von 9.000 €, in gleicher Höhe Menzels Vorstudie zu einem sitzenden Offizier für sein Gemälde „Nach Schluss des Hoffestes“. „Menzels zeichnerischer Spätstil zeigt sich hier sehr schön und charakteristisch in den vehementen Strichen des Zimmermannbleistiftes, den er seit den 70er Jahren durch die Arbeit am Gemälde Eisenwalzwerk gern benutzte“, unterrichtet uns das beiliegende Gutachten.

Das umfangreiche, in drei Katalogen (davon 2 nur online) präsentierte Angebot der Modernen und Zeitgenössischen Kunst enthält Werke von Christian Rohlfs, an erster Stelle den 1918 in Öl auf Leinwand geschaffenen „Sklavenhalter“ (40.000 €), dann eine der berühmten Collagen von Hannah Höch: eine surrealistische Komposition aus dem Jahr 1961, die ihre Bedeutung als Proponentin der Avantgarde nochmals unterstreicht (17.000 €). Fred Thielers eindrucksvolles, großformatiges Diptychon auf zwei miteinander verbundenen Leinwänden, die in Soak-Stain-Technik geschaffene „Gelb-Blau-Konzentration“ von 1994, kommt direkt aus dem Nachlass des 1998 in Berlin gestorbenen Künstlers. Das fulminante Spätwerk hat eine Taxe von 18.000 €. Schließlich ist noch eine Übermalung von Arnulf Rainer zu erwähnen: TOR. Und ein solches ist es tatsächlich oder besser: tatbildlich. 1976 ist die kraftvoll expressive Arbeit mit Wachskreide auf Millimeterpapier entstanden (20.000 €).

Der letzte Tag der Auktion (4.12.) gilt wie immer der Fotografie. Ein Albuminabzug des Pioniers Gustave Le Gray ist hier das Spitzenlos (20.000 €). Den 1820 im Département du Val-d’Oise geborenen, 1884 in Kairo gestorbenen Franzosen kann man durchaus als genialen Kopf bezeichnen, denn er kam auf die Idee, zwei Negative mit unterschiedlicher Belichtungszeit zu kombinieren, um dadurch höchst dramatische Effekte zu erzielen. „Brig on the Water“ steht beispielhaft für diese Technik, ein Seestück aus dem Jahr 1856, das zuerst bei einer inoffiziellen Zusammenkunft der Photographic Society of London im November desselben Jahres gezeigt wurde. Weitere im Wortsinn glänzende Lose der Auktion: 10 Dye-Transfer-Drucke des für seine Pionierrolle in der Modefotografie berühmten Erwin Blumenfeld (10.000 €) und 12 Cibachrome-Prints aus Nan Goldins Serie „James King: Supermodel“, hier als „printer’s proof“, der unter Aufsicht der Fotokünstlerin hergestellt wurde. Ruhm und Glamour, Heroin-Chic, die Welt der Supermodels und der Mode – Nan Goldin ist mit ihrer Kamera hierfür die denkbar empathischste Zeugin. Weitaus harmloser ist unsere Zeugenschaft anlässlich einer Auktion, die an fünf Tagen „flashs and masterpieces“ in sieben Katalogen offerieren wird. An Empathie und Sympathie wird es dabei nicht fehlen.

27. November
Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts
Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts

28. November
Gemälde Alter und Neuerer Meister, Rahmen

29. November
Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts
Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner

30. November
Moderne Kunst II (Katalog nur online)
Post War und Zeitgenössische Kunst II (Katalog nur online)
Moderne und Zeitgenössische Kunst I

4. Dezember
Historische bis Zeitgenössische Fotografie

Veranstaltungen zum Bericht:
124. Auktion: Gemälde Alter und Neuerer Meister
124. Auktion: Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts
124. Auktion: Fotografie des 19. – 21. Jahrhunderts
124. Auktion: Moderne und Zeitgenössische Kunst
124. Auktion: Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner
124. Auktion: Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Quelle: © Galerie Bassenge Berlin

Drucken

zurück zur Übersicht


Empfehlen Sie den Artikel weiter:
an





Galerie Bassenge Berlin

English Site Galerie Bassenge Berlin

Über uns

News

English Site News

Termine

English Site Termine

Highlights








Copyright © '99-'2024
Kunstmarkt Media
Alle Rechte vorbehalten


Impressum



Zum Seitenanfang Auktionen

 Amazon export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce  Amazon ebay rakuten yatego meinpaket export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce