Losnummer: 301
Wie kaum ein anderer hat LOvis Corinth das pulsierende Leben des ausgehenden 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Leinwand gebracht. Inspiriert von den großen Salonmalern Adolphe William Bouguereau und Tony Robert-Flury, überträgt Corinth klassische Bildthemen in komplex konzipierte Figurenbilder. Beharrlich die Anerkennung des traditionsreichen Pariser Salon anstrebend, findet Corinth schließlich seine eigene Stimme. Das "Dionysische" mit seinen exzessiven Kultfeiern durchdringt das Werk des jungen Corinth auf prägende Weise. Das vorliegende Gemälde "Bacchantenzug" aus dem Jahr 1896 zeigt eine panoramaartige Szene, in der der griechische Gott des Weins, auch als Bacchus bekannt, von einem tanzenden und trinkenden Gefolge umgeben ist. In einem tranceähnlichem Zustand scheinen die Bacchanten und Mänaden sich ungehemmt dem Rausch und der Lust hinzugeben. Während der Kenner autobiographische Referenzen zu erkennen vermag, zelebriert Corinth in diesem Werk nicht nur den hedonistischen Genuss, sondern behandelt mit einer subtilen Ironie die vorherrschende Graecophilie des Wilhelminischen Zeitalters.
Provenienz: Galerie Caspari, München / Lindemann, Berlin / Crane Kalman Galleries, London / Kunstantiquariat Winterberg, Heidelberg / Galerie Thomas, München / U. Michael, Bremen / Privatsammlung Süddeutschland / W. Schuller Kunsthandel, Wertheim / Villa Grisebach, Berlin 2002, Lot 13 / Europäische Privatsammlung.
Im gleichen Jahr ist eine Variante der tanzenden Bacchanten auf blumigem Wiesengrund entstanden.
Werkverzeichnis: Berend-Corinth 130
Ausstellung: Kat. Ausst. Wuppertal 1999 (Von der Heydt-Museum) Lovis Corinth, Kat. Nr. 8, S. 27
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