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Im Zeichen des Sommers

Alfons Walde, Schwarzsee bei Kitzbühel, 1933

Die Juni-Auktion bei NEUMEISTER steht ganz im Zeichen des Sommers. Viele der angebotenen Stücke stimmen motivisch oder thematisch auf die ersehnte Jahreszeit ein, die mit großer Verspätung endlich auch München erreicht hat: Gemälde und Papierarbeiten zeigen Küstenstädte, Strände, Muscheln, bunte Wiesen, schattige Wälder und herrliche Bergkulissen. Urlaubsstimmung verbreiten Motive wie eine nächtliche Bootsfahrt, ein Bad im himmelblauen Pool, eine wilde Party mit angeheiterten BacchantInnen und ein Kamelritt durch die Wüste. Dazu gibt es dann noch die passenden (Welt-)karten für die Reise.

Moderne und Contemporary Art

Wolkenloser Himmel. Über den Moorsee und eine von Bäumen gesäumte Sommerwiese fällt der Blick auf das imposante Massiv des Wilden Kaisers – die wunderbare Arbeit „Schwarzsee bei Kitzbühel“ von Alfons Walde aus dem Jahr 1933, dürfte bei der Juni-Auktion einiges Aufsehen erregen. Wie kein anderer prägte der Künstler mit seinen in intensiven Farben strahlenden Darstellungen von einsam gelegenen Gehöften, verschneiten Tiroler Bergen und Skifahrern, die dynamisch die Piste herunterwedeln, das Bild Kitzbühels als Wintersportort – aber er konnte auch Sommer: Das belegt dieses unberührte und marktfrische Werk in eindrucksvoller Weise (LOT 606, Schätzpreis € 120.000 – 150.000). Lust auf Sonne und Süden macht auch ein Konvolut von Gemälden und Papierarbeiten des Künstlers Max Pfeiffer Watenphul aus dem Nachlass der Unternehmerin und Psychoanalytikerin Dr. Lotte Köhler. Die Arbeiten zeigen atmosphärische Venedig-Szenen und arkadische Landschaften auf Ischia und in Sizilien (Gemälde: LOT 615, 616, 617 und 618, Schätzpreise zwischen € 10.000 – 15.000 sowie Papierarbeiten LOT 614, 620 und 621, Schätzpreise zw. € 500 – 1.700).

Osteuropäische Künstler sorgen bei NEUMEISTER-Auktionen immer wieder für Überraschungen. Der tschechische Maler und Illustrator Václav Špála wurde während des Nationalsozialismus als „entartet“ diffamiert, gilt jedoch heute als einer der bedeutendsten Expressionisten seiner Heimat. Das von den für ihn typischen strahlenden Blautönen dominierte Stillleben „Blumen im Krug“ (LOT 609, Schätzpreis € 30.000 – 50.000) beeindruckt durch eine sich aus dem Kolorismus heraus definierende Formensprache. Eine unverwechselbare Bildsprache zwischen Impressionismus, Expressionismus und Kubismus entwickelte der deutsche Maler und Grafiker Oskar Moll. Sein in Aquarellfarben auf Packpapier ausgeführtes „Stillleben mit rotem Mohn und tränendem Herz“ (LOT 608, Schätzpreis € 5.000 – 7.000) präsentiert eine mit Blumen gefüllte Vase, hinter der durch einen hauchzarten Vorhang das frische Grün eines Gartens schimmert. Deutlich abstrakter wirkt das florale Motiv der Papierarbeit von Hedwig Marquardt (LOT 610, Schätzpreis € 6.000 – 8.000). Zwischen stacheligen Kakteen leuchtet eine Pflanze mit großen gelben Früchten, vielleicht ein Quittenbaum?

Das 2004 entstandene großformatige Gemälde eines Schwimmers in roter Badehose „World of Water N° 41“ von Wenjue He (LOT 668, Schätzpreis € 14.000 – 18.000), das erfrischende Abkühlung im blauen Pool verspricht, gehört zu den eindrucksvollsten Stücken im Bereich Contemporary Art. Ganz anders, als das Motiv suggeriert, leben Kunstschaffende in China meist unter prekären Verhältnissen, da sie der Willkür der Behörden ausgesetzt sind. Wegen seines internationalen Erfolgs genießt Wenjue He einen gewissen Schutz und zieht kaufkräftige Sammler aus aller Welt nach Song Zhuang in sein eigenes Atelier und in die Ateliers seiner Künstlerfreunde. Die stetige Kommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche gehört zu den Herzensthemen des rätselhaften Street-Art-Künstlers Banksy. Der Siebdruck „Banksquiat (Grey)“ (LOT 690, Schätzpreis € 60.000 – 80.000) ist eine Hommage an den New Yorker Post-Graffiti-Pionier Jean-Michel Basquiat und spielt darauf an, dass nach Basquiats Tod viele Unternehmen seine Kunst für die Vermarktung eigener Produkte nutzten. Banksy stellt diese aus seiner Sicht hemmungslose Kommerzialisierung in Frage. An junge Sammler und „Einsteiger“ richtet sich eine Auswahl von Kunstwerken unter dem Label „Young Collectors“, das unter anderem Arbeiten von Joseph Beuys (LOT 641), Mike Kelley (LOT 686), Martin Kippenberger (LOTS 643, 644), Jeff Koons (LOT 689) und Cindy Sherman (LOT 688) umfasst, die zu moderaten Schätzpreisen zwischen € 800 und 2.000 angeboten werden.

Graphik und Gemälde 15. – 20. Jahrhundert

Zu den interessantesten Gemälden des Angebots alter Kunst zählt der großformatige „Sonnenaufgang in der Wüste“ von Otto Pilny (LOT 474, Schätzpreis € 30.000 – 40.000). Die atmosphärische Darstellung zeigt eine Gruppe von Beduinen, die – teils reitend, teils zu Fuß – zu einem beschwerlichen Weg durch die Wüste aufgebrochen ist. Hinter dem Gebirge am Horizont erhebt sich gleißend gelb die Sonne, während um die Reisenden im Vordergrund der sanfte Wüstenwind den Sand aufwirbelt. Otto Pilnys mehrjähriger Aufenthalt in Ägypten hat sein Schaffen lebenslang geprägt. Der schattige „Eichenwald“ des bedeutenden Amsterdamer Landschaftsmalers Meindert Hobbema (LOT 360, Schätzpreis € 30.000 – 40.000) zeichnet sich durch eine raffinierte Lichtführung aus. Durch eine Reihe von dunklen Bäumen im Vordergrund leuchten hell ein Waldweg und eine Gruppe von Bauernhäusern heraus, während die weite Landschaft im Hintergrund als geheimnisvoller Silberstreif aufblitzt.

Der Maler Johann Conrad Seekatz porträtierte 1762 Johann Caspar Goethe (Vater Johann Wolfgang von Goethes) und seine Familie in Schäfertracht vor einer arkadischen Landschaft. In einem ähnlichen Ambiente hat der Künstler einen „Bacchantenzug“ (LOT 384, Schätzpreis € 10.000 – 15.000) angesiedelt, der in der kommenden Auktion zu ersteigern ist. Das Gemälde befand sich einst in der Sammlung des Kunsthistorikers Adolf Feulner, eine kleinere Fassung der Komposition ist im Besitz des Hessischen Landesmuseums Darmstadt.

Die „Junge Frau am offenen Fenster, in Betrachtung des Vollmondes“ von Johann Peter Hasenclever entstand 1840 (LOT 395, Schätzpreis € 8.000 – 12.000). Das romantische Thema der „Schwärmerin“ griff der Künstler mehrfach auf. Geschickt führt Hasenclever den Blick des Betrachters, der zunächst auf den schönen, unbekleideten Rücken des Mädchens fällt, über das verlorene Profil durch das Fenster hinaus auf die mondbeschienene, ruhige Seenlandschaft. Der „Alte Trinker“ (LOT 472, Schätzpreis € 35.000 – 40.000) ist ein für das Oeuvre von Lovis Corinth eher ungewöhnliches Motiv. Er folgte damit um 1888/89 der Nachfrage nach Genregemälden, in der Absicht, sich künstlerisch zu etablieren. Die Witwe Corinths überlieferte die Identität des Dargestellten: der sogenannte ‚alte Thiele‘ war ein altbekanntes Königsberger Modell.

Heinrich von Zügel zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus und wurde besonders für seine Darstellungen von Rindern, Schafen und Eseln bekannt. Bisweilen humoristisch und zugespitzt bildet er Nutz- und Haustiere mit ihren Haltern und Hütern ab. Nun kommen bei NEUMEISTER fünf seiner Gemälde (LOTS 501, 502, 503, 504, und 505, Schätzpreise zw. € 3.000 – 12.000) zum Aufruf, die Schafe und Rinder auf der Weide zeigen. Außerdem wird ein originelles kleines Porträt des Künstlers von seinem Kollegen August Holmberg angeboten, das sich in einem Konvolut von neun Blättern mit karikierenden Darstellungen befindet, die im Atelier von Viktor Sieger entstanden (LOT 331, Schätzpreis € 1.000 – 1.200). Dort trafen sich 1877–1880 die Maler August Holmberg, Conrad Reinherz, Heinrich Zügel, Ernst Zimmermann und Rath Paulus zum gemeinschaftlichen Pistolenschießen. Die Protokolle dieser Zusammenkünfte wurden von den Künstlern mit zahlreichen Zeichnungen versehen, mit denen sie sich übereinander lustig machten.

Aus österreichischem Adelsbesitz stammt eine Suite seltener Bücher, darunter ein beeindruckender Band mit exquisit handkolorierten Tafeln von heimischen und exotischen Muscheln und Schnecken, der unter dem Titel „Testacea Musei Caesarei vindobonensis, quae jussu Mariae Theresiae [...]“ 1780 in Wien erschien (LOT 315 Schätzpreis € 1.500 – 2.000). Der Autor Ignaz Edler von Born, ein studierter Mineraloge, wurde 1776 von Maria Theresia nach Wien berufen, um das kaiserliche Naturalienkabinett neu zu ordnen und zu beschreiben. In der Folge erschien 1778 sein Werk erstmals unter dem Titel „Index rerum naturalium“. Die vorliegende Neuausgabe blieb unvollendet, da von Kaiser Joseph II. nach dem Tod Maria Theresias 1780 keine Mittel für die Fortsetzung zur Verfügung gestellt wurden.

Kunsthandwerk und Antiquitäten

Spektakulär in seiner Form und Ausführung ist ein 1707 datiertes Barockmöbel, das nach Auskunft des Vorbesitzers in der Justiz des kurfürstlichen Sachsen als Aktenschrank diente (LOT 131, Schätzpreis € 14.000 – 16.000). Auf den ersten Blick wirkt das Stück unscheinbar, denn sein Innenleben verbirgt es hinter vier mächtigen Türen, die eine Front mit reizvoll geometrischem Wellendekor bilden. Auch das Schlüsselloch muss man erst suchen, beim Öffnen erscheinen 33 Schubladen, die in graziler Ahorn-Marketerie durchnummeriert sind. Bemerkenswert ist der authentische Erhaltungszustand mit originalen Beschlägen. Die Giebelform und die charakteristischen bogenförmigen Wellenprofile sprechen für eine Fertigung durch einen Leipziger Tischler.

Der Toilettentisch und die beiden Schränke aus Aluminium (LOTS 82, 83 und 84, Schätzpreise zw. € 1.500 – 4.000), die vermutlich zu einer Schlafzimmer-Einrichtung gehörten, sind eine absolute Rarität. Solche Möbel konnten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in dieser Präzision nur mit dem spezifischen Bearbeitungs-Knowhow eines Flugzeugbau-Unternehmens hergestellt werden. Hawker Airkraft Ltd in Großbritannien fertigte sie in aufwändiger Handarbeit um 1939/40. Im Einzelauftrag ausgeführt und auf Hochglanz poliert signalisierten sie besonderen Luxus und Exklusivität und wurden schnell zu Lieblingen der trendbewussten Avantgarde. Die sichtbaren Teile bestehen aus zusammen genietetem Aluminiumblech, das innen durch Stahlbänder verstärkt wurde.

Einen besonderen Leckerbissen hält die Auktion für leidenschaftliche Fans der Kultserie „Monaco Franze“ bereit. Ein Schlafzimmer aus den 80er Jahren, dessen Messingbett demjenigen gleicht, in das sich Monaco (Helmut Fischer) in der Folge „Herr der sieben Meere“ zurückzog, um seine Grippe auszukurieren, bis sein bester Freund Manni Kopfeck ihn in das Münchner Faschingstreiben entführte. Wer immer schon schlummern wollte wie Monaco Franze kann sich nun mit dem sechsteiligen Ensemble (LOT 91, Schätzpreis € 1.500 – 2.000) passend ausstatten.

Als Highlight für Liebhaber von Porzellan der 1920er Jahre ist die seltene Figur der Tänzerin Gertrud Leistikow nach einem 1926 entstandenen Entwurf von Theo Vos (LOT 57, Schätzpreis € 2.000 – 2.500) anzusehen. In ihrer radikalen Formreduktion verkörperte sie eine gewagte stilistische Neuerung. Amazonengleich bahnt sie sich mit einer kraftvollen Bewegung nach rechts ihren Weg in schwebender Leichtigkeit, unterstützt durch das schwingende Kleid. Mit dieser energiegeladenen Dynamik versuchte Theo Vos die Materialgrenzen des Mediums Porzellan zu sprengen. Allegorische Darstellungen der Malerei und der Baukunst in feinstem polychromem Aufglasurdekor schmücken die Wandungen von zwei Prunkvasen (LOT 2 und 3, Schätzpreis je € 5.000 – 6.000), die wohl ebenfalls einige Sammlerherzen höher schlagen lassen werden. Die Darstellungen folgen exakt den auf Wilhelm von Kaulbach zurückgehenden Motiven für die Ausmalung des Treppenhauses im Neuen Museum in Berlin (1845–1855 im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV.). In der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg befinden sich zwei Vasen mit gleichen Motiven, die mit Nymphen-Hermen-Henkeln ausgeführt sind.

Schmuck

Ausgesucht schöne und repräsentative Stücke verkörpern in der kommenden NEUMEISTER Auktion die elegante Noblesse von Schmuck der 1920er und 1930er Jahre. Zu den Highlights zählt ein Art Déco Gliederarmband mit Diamanten in historischen Schliffformen, das in den 1920er Jahren in Paris entstand (LOT 180, Schätzpreis € 15.000 – 22.000). Drei weitere Art Déco Objekte stammen aus Amerika: Zwei jeweils mit Diamanten und Saphiren besetzte Broschen (LOT 193, Schätzpreis € 6.500 – 7.800 und LOT 187, Schätzpreis € 5.000 – 6.000) sowie ein Anhänger mit Diamanten (LOT 191, Schätzpreis € 3.300 – 4.500). Durch eine sehr ausgefallene Form und Farbigkeit zeichnet sich die 1928 von Theodor Fahrner in Pforzheim geschaffene Brosche mit Rosenquarz und Amazoniten aus (LOT 188, Schätzpreis € 500 – 700).

Schlicht, aber durch seine Größe sehr wirkungsvoll ist der Anhänger mit einem Aquamarin von ca. 120 ct. Größe, der in den 1930er Jahren in Deutschland entstand (LOT 194, Schätzpreis € 2.600 – 3.200). Auch bekannte Münchner Juweliere sind wieder mit Stücken vertreten, die meist in den 1990er Jahren entstanden. Aus der „Juwelenschmiede“ von Thomas Jirgens stammt ein streng gehaltener Halsreif mit einem Smaragdcabochon (LOT 234, Schätzpreis € 22.000 – 26.000). Ein Armreif aus Platin und Gold (LOT 259, Schätzpreis € 6.500 – 8.000) wurde in dem in vierter Generation geführten Familienunternehmen Hemmerle gefertigt.

Glanzstücke des Schmuck-Angebots sind ein Anhänger mit einem 5,3 ct.-großen Diamanten (LOT 242, Schätzpreis € 32.000 – 42.000), ein Shorty-Collier mit einem kolumbianischen Smaragd, Brillanten und einem Diamanten im Triangelschliff (LOT 236, Schätzpreis € 12.000 – 14.000) und ein Rivière-Armband mit Diamanten im Assher Cut (LOT 223, Schätzpreis 8.500 – 10.000).

Auktionstermine und Onlinekatalog

Mittwoch, 28. Juni
14 Uhr KUNSTHANDWERK UND ANTIQUITÄTEN
ca. 16 Uhr SCHMUCK

Donnerstag, 29. Juni
14 Uhr GRAPHIK UND GEMÄLDE 15. – 20. JAHRHUNDERT
ca. 16.30 Uhr MODERNE UND CONTEMPORARY ART

Besichtigung
22. – 26. Juni
Montag bis Freitag 10 – 17 Uhr, Samstag/Sonntag 10 – 15 Uhr

Onlinekatalog
www.neumeister.com

Veranstaltungen zum Bericht:
Auktion 409: Juniauktionen

Quelle: © Neumeister Münchener Kunstauktionshaus

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