Losnummer: 579
Kopffüßler kennt man vor allem aus Kinderzeichnungen. Mit etwa drei Jahren beginnen Kinder Menschen zu zeichnen, deren Beine direkt am Kopf ansetzen. Mit dem Motiv des Kopffüßlers sorgte Antes in den frühen Sechzigerjahren für Furore, ließ er doch als einer der ersten Künstler im Nachkriegsdeutschland die Abstraktion hinter sich und den Menschen im Bild wieder auftauchen. Er empfand den Raum, den die abstrakte Malerei belegte, als unlebendig, unmenschlich, unbewohnbar. Seine Antwort war eine Kunstfigur mit großem Kopf, immer im Profil, an dem die Beine direkt ansetzen. Das Auge blickt unverwandt auf den Betrachter.
Beeinflusst haben ihn aber auch die frühen Renaissance-Porträts des Malers Piero della Francesca, die ihn während seines Aufenthalts als Stipendiat in der Villa Romana (Florenz) faszinierten und erklären, warum der Kopffüßler immer im Profil gezeigt wird. Seine Inspiration schöpft Antes aus vielen Quellen, auch aus außereuropäischer Kunst. Er begeisterte sich für die Katsina-Puppen der nordamerikanischen Hopi - die erste kaufte er schon 1961 - oder die Aklama-Skulpturen aus Ghana. Die Sammlungen, die Antes zusammengetragen hat, sind längst berühmt. Dreimal nahm er an der Documenta in Kassel teil, gewann Preise auf den Biennalen von Venedig 1966 und São Paulo 1992. Bevor sein Markenzeichen zur leeren Stereotype verkam, wechselte Antes das Motiv und konzentrierte sich in den Achtzigerjahren auf geometrisch vereinfachte Häuser. Später folgten die sogenannten Datumsbilder. Horst Antes wurde 1936 in Heppenheim geboren. Er lebt und arbeitet in Sicellino in der Toskana. Studiert hat er an der Akademie in Karlsruhe bei HAP Grieshaber; dort und in Berlin lehrte er später auch als Professor für Malerei, einer seiner Schüler war Anselm Kiefer.
Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland
Wir danken Herrn Volker Volkens für die freundliche Unterstützung bei der wissenschaftlichen Bearbeitung des Werks.
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