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Michael Neher, Eine Straße in Tivoli, 1832

Michael Neher, Eine Straße in Tivoli, 1832

Öl auf Leinwand. 57 x 48 cm.

Monogrammiert und datiert unten links: MN 1832.

Losnummer: 1517


Provenienz

Privatbesitz Berlin. - Sotheby´s München 30.6.1998, Nr. 27. - Privatbesitz Belgien.

Ausstellungen

Kunstverein München 1832 (Ausdruck der Ausstellungslisten vorhanden). - Kunstverein Hannover 1833 (hier angekauft für die Verlosung).

Literatur

Friedrich Boetticher: Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts, Ausgabe 1941, Bd. II, S. 133, Nr. 8.

Italien ist das Land der Sehnsucht vieler Künstler des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts - insbesondere deutscher Künstler von den Romantikern bis zu den Nazarenern, von Hackert bis zu Schadow, Nerly oder Michael Neher. Dieser, 1798 in München geboren, studiert ab 1813 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München bei Mathias Klotz und Angelo I. Quaglio und verbringt ab 1819 mehrere Jahre in Italien. Ab 1823 weilt er in Rom, wo er sich als geschickter Landschafts- und Architekturmaler einen Namen macht und Bekanntschaft mit dem Architekturmaler Heinrich Maria von Hess schließt. Selbst nach seiner Rückkehr 1825 nach Deutschland denkt Neher noch an italienische Motive wie „Eine Straße in Tivoli“, wie unser eindrucksvolles Beispiel seiner romantisch-narrativen Genremalerei aus dem Jahr 1832 belegt.



Ein stimmungsvolles Architekturbild überführt Neher hier in eine klassische Vedute der Zeit des Biedermeiers: eine kulissenartig wirkende, mit Sonne erfüllte Ecke an einer Piazzetta in Tivoli mit Blick in eine breite Gasse. Mit den minutiösen Detail-Zeichnungen der Fassaden spiegelt Neher dem Betrachter die Anschauung von klassischer Architektur, und er belebt sie mit Staffagefiguren in Gruppen, die sich neugierig um einen Guckkasten versammeln - das tägliche Leben in einem bei Touristen beliebten Ausflugziel vor den Toren der Ewigen Stadt. Der Kostümtreue in der Darstellung der Kleidung gilt ebenso sein Augenmerk wie dem akzentuierten Treiben lausbübischer Kinder.



„Eine Straße in Tivoli“ ist die zweite Fassung des Bildmotivs. Die erste aus dem Jahr 1830 erwirbt König Friedrich Wilhelm III. von Preußen noch im selben Jahr auf einer Ausstellung im Münchner Kunstverein, und es schmückt schon ab 1831 das Potsdamer Schloss (siehe: Ausstellung Deutscher Kunst aus der Zeit von 1775-1875, Königliche Nationalgalerie, Berlin 1906, Nr. 452). Dieses Gemälde wird im Zweiten Weltkrieg zerstört (siehe: Zerstört - Entführt - Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, hg. v. d. Stiftung Preussische Schlösser u. Gärten Berlin-Brandenburg, S. 338, Nr. GK I 4346).



Unser Gemälde hingegen wird im Münchner Kunstverein 1832 und im folgenden Jahr im Kunstverein Hannover ausgestellt, wo es für eine Verlosung angekauft wird (F. Boetticher, op. cit. und Ausstellungslisten Kunstverein München 1832 und Kunstverein Hannover 1833). Wer seinerzeit der Gewinner war, ist nicht bekannt, wie auch sein weiterer Verbleib, bis es 1998 auf einer Auktion in München auftaucht.



Der noch am Klassizismus geschulte und von den Nazarenern geprägte Michael Neher wird kurz nach der Entstehung unseres Bildes von König Ludwig I. beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem bedeutenden Architekturmaler der Romantik Domenico Quaglio die Ausmalung des Schlosses Hohenschwangau (1834 bis 1837) zu übernehmen, das der König 1832 als Burg Schwanstein erwirbt und umbenennt. Somit gehört auch er in den Kreis großartiger Künstler, die Prinz Ludwig als späterer König von Bayern um sich versammelt und mit Aufträgen in Architektur und bildender Kunst versorgt.



Das Gemälde wird in das von Günther Meier in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Michael Neher aufgenommen.


Veranstaltungshinweise:

Am 18.05.2019 Auktion 1132: Alte Kunst - 19. Jahrhundert


Schätzpreis: 70.000 - 90.000  EURO

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