 |
 |
Das Stuttgarter Auktionshaus Yves Siebers blickt auf eine erfolgreiche erste Auflage der Spezialauktionen „Alte Kunst und Antiquitäten“ und „Moderne Kunst und Design“ zurück. Über drei Tage, vom 20. bis 23. März 2019, wurden gut zwei Drittel der insgesamt ca. 3000 Lose versteigert.
In der Auktion 71 präsentierte das Auktionshaus klassische Sammelobjekte. Bereits bei dem Auftakt mit der Sparte Bücher konnten die moderat limitierten Objekte aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit Zuschlägen bis zu € 2.000,- an Antiquare und Sammler vermittelt werden. Vor allem ein Sammelwerk von Paul Jakob Marperger (Los 3, Limit € 200,-), weckte großes Interesse und ging mit einem Zuschlag von € 2.000,- an einen Onlinebieter. Aus den Antiquitäten vom Barock bis zum Jugendstil entlockte eine Barock-Kommode mit rückseitigem Verweis auf den ehemaligen Besitzer Prinz Friedrich Ernst von Sachsen-Altenburg einem Saalbieter den Zuschlag von € 2.400,- (Los 792). Die internationalen Interessenten für Asiatika, die überwiegend telefonisch und online anwesend waren, interessierten sich am ersten Tag für einen imposanten Nashornbecher (Länge ca. 72 cm) mit figuren- und blütenreichen Ausarbeitungen und dazugehörigem Stand. Die Handwerksarbeit aus China wurde zum Limit von € 35.000,- an einen Telefonbieter im Ausland zugeschlagen (Los 417). Eine große Bodenvase aus Porzellan mit floraler Blaumalerei sowie Holzdeckel und –stand, ging nach einem langen Bietgefecht zwischen Saal- und Telefonbieter für € 6.000,- nach Frankreich (Los 456, Limit € 600,-).
Die antiken Teppiche konnten vorwiegend an internationale Spezialisten auf diesem Gebiet versteigert werden. So setzte sich ein Telefonbieter aus Istanbul bei dem Bietgefecht um einen ostanatolischen Erzurum mit gelber Bordüre und aufwändiger Ornamentik aus dem späten 19. Jahrhundert mit dem Zuschlag von € 4.000,- durch (Los 726, Limit € 500,-). Bei einem südpersischen Kerman (Los 758, Limit € 2.000,-) gab es ebenso viel Interesse am Telefon. Der Übermaßteppich (Maße 635x394 cm) mit elegant durchgemustertem Dessin ging mit dem Zuschlag von € 2.800,- an einen Bieter aus Deutschland. Das Spitzenstück der Sparte Varia, ein großes Symphonion um 1890/1900 mit 14 dazugehörigen Metall-Schallplatten, konnte für € 4.500,- einem telefonisch bietenden Sammler vermittelt werden (Los 1020, Limit € 3.500,-). Zwei Miniaturmöbel, bestehend aus einer kleinen Truhe und einem Buffet, weckten bei Sammlern der Wismutmalerei Interesse. Die zwei entzückenden Objekte waren einem Telefonbieter nach einem Bietgefecht mit zwei Saalbietern € 1.500,- wert (Los 992, Limit € 120,-). Ein Gedeck aus dem Bordservice des LZ 127 Graf Zeppelin von 1928 wurde von einem Onlinebieter aus Österreich auf € 900,- hochgesteigert (Los 1069, Limit € 250,-).
Im Bereich feiner Porzellane vom Barock bis in die Neuzeit konnte eine große Wackelpagode des Johann Joachim Kaendler in einer Ausführung der Porzellanmanufaktur Meissen, 1934-48, mehrere Interessenten im Saal und am Telefon gewinnen. Der Zuschlag erfolgte als Spitzenlos dieser Sparte schließlich bei einem Preis von € 4.800 (Los 1105, Limit € 2.800,-). Zwei in hervorragender impressionistischer Weichmalerei dekorierte Zierteller der KPM Berlin, um 1920, konnten ebenfalls Begeisterung bei den Liebhabern des Kunsthandwerks wecken, wobei der Hammer nach einem anhaltenden Bietergefecht bei einem Preis von € 1.800 € fiel (Los 1132). Exemplarisch für die ausdrucksstarke Tierplastik des Art Déco steht der Entwurf eines sitzenden Leoparden von Arthur Storch für die Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst in Unterweißbach, der einen bemerkenswerten Zuschlagspreis von € 750 erzielen konnte (Los 1157).
Filigrane Handwerkskunst leisteten die Uhrmacher, Gold- und Silberschmiede, deren Stand-, Wand- und Tischuhren, sowie Schmuckstücke des 19. und 20. Jahrhunderts offeriert wurden. Eine prächtige Standuhr im Louis XV-Stil, die durch aufwändige Bronzeappliken mit Rocaillen, Blattwerk, Maskarons, Blüten und einer Erotenfigur als Uhrenbekrönung beeindruckt, wurde zum Limit von € 3.000,- an einen Onlinebieter in der Schweiz zugeschlagen (Los 1300).
Eine große französische Kaminuhr mit zwei flankierenden jungen Damen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war einem Bieter aus Paris € 3.300 wert (Los 1318, Limit € 2.000,-). Ein Onlinebieter setzte sich mit € 14.000,- gegen die Konkurrenten um ein prunkvolles Schachspiel aus Silber mit vergoldeten Silberkacheln und 32 aufwändig gestalteten Spielfiguren durch (Los 1640, Limit € 8.000,-) und war somit für den Topzuschlag in dieser Sparte verantwortlich.
Aus Privatsammlungen der Region wurden Gemälde, Grafiken und Skulpturen zur Auktion eingeliefert.
Der „Orientale zu Pferd“ von Christian Adolf Schreyer wechselte zum Limit von € 4.000,- den Besitzer (Los 1959), ebenso wie das Portrait einer Tirolerin von Franz von Defregger (Los 1980). Für Alfredo Müllers Portrait einer Jugendstildame mit Hut und Schoßhündchen (Los 1968) entbrannte ein Bietgefecht zwischen zwei französischen Telefonbietern. Sie hoben das Pastell von € 300,- auf € 2.000,-. Zwei großformatige Früchtestillleben waren einem Sammler aus Italien € 2.000,- bzw. € 2.200,- wert (Los 1912 und 1913). Ein weiblicher Akt von Robert Poetzelberger, der am Ufer einer Wasserstelle sitzt, weckte das Interesse von insgesamt 13 Bietern. Nach anhaltendem Bietgefecht erging der Zuschlag mit € 1.600,- (Los 2032, Limit € 600,-) an einen Telefonbieter. Die Ansicht eines Fischers beim Einholen seines Netzes auf dem Chiemsee von Albert Stagura (Los 2047) wurde von € 800,- auf € 2.200,- gehoben. Eine Hügellandschaft auf der rauen Alb von Heinrich von Zügel erwarb sich ein Sammler zum Limit von € 3.000,- (Los 2063).
In dem Spezialkatalog „Design und moderne Kunst“, Auktion 71M, konnte Yves Siebers Auktionen ein umfangreiches Angebot an Möbeln, Einrichtungs- und Kunsthandwerkobjekten berühmter Entwerfer wie Verner Panton, Arne Vodder, Horst Brüning, Ludwig Mies van der Rohe, Dieter Rams uvm. offerieren. Von diesen wurden die bekanntesten Designklassiker mit den höchsten Zuschlägen versteigert. Ein Wandregal von Dieter Rams steigerte ein Telefonbieter gegen Saal und Internet von € 200 auf € 2.000 (Los 2754). Für zwei zeitlose Sideboards des Schweizer Architekten und Entwerfers Dieter Wäckerlin aus Palisanderfurnier erzielte Yves Siebers Preise von € 2.500,- bzw. € 3.000,- (Los 2921 und Los 2922). Die Sitzgruppe „Tulip“ von Eero Saarinen - bestehend aus einem Esstisch und vier Stühlen mit blauem Wollstoff - wurde von zwei Telefonbietern aus der Region an diesem Abend bis auf € 6.500,- hochgesteigert (Los 2937, Limit € 1.800,-).
Den höchsten Zuschlag in der Sparte „moderne Gemälde“ erzielte am letzten Auktionstag erwartungsgemäß die Ansicht der New Yorker Skyline (Los 2606, Limit € 4.700,-). von 1952, die Reinhold Nägele im Exil malte. € 15.000,- war die Stadtansicht am Eastriver einem Stuttgarter Sammler wert. Ebenso viel Interesse weckte die Sammlung von 13 Arbeiten Jakob Bräckles und mehrere Werke von Adolf Hölzel. Als erstes Los wurde aus der Sammlung eine abstrakte Winterlandschaft (Los 2542) des Biberacher Malers aufgerufen. Die Arbeit von 1968 besticht durch ihre ruhigen, blau abgestuften Farbfelder und wurde von € 10.000,- auf € 12.000,- gehoben. Für die „Morgensonne“ von 1969 erzielte das Stuttgarter Auktionshaus € 4.000,- (Los 2543), für eine Winterlandschaft mit Baum von 1929 € 6.000,- (Los 2544), die „Blühende Wiese“ (Los 2545) wechselte für € 2.700,- den Besitzer, ebenso wie Los 2546 „Vor Sonnenaufgang bei Winterreute“. Der „Winterabend bei Sonnenuntergang“ (Los 2547) erhielt einen Zuschlag von € 3.000,-. Für die Darstellung „Sommer in Winterreute“ (Los 2548), sowie die kleinformatige Ansicht von „Oberschnaitbach“, auf der Häuser der Gemeinde Laupertshausen zu sehen sind (Los 2549), fiel der Hammer jeweils bei € 2.600,-. Zwei Werke von Adolf Hölzel waren einem Sammler € 8.000,- (Los 2578) und € 7.500,- (Los 2579) wert. Hölzel schuf vom Motiv der „Segelboote vor Knokke“ drei bekannte Varianten. Der Maler verbrachte die Sommermonate in der belgischen Kleinstadt mit Seebad, die ca. 12 km nördlichen von Brügge liegt. Die von Yves Siebers versteigerte Arbeit (Los 2579, Limit € 5.000,-) dürfte eine bisher unbekannte vierte Version sein und wurde von der Adolf Hölzel-Stiftung als authentisches Werk bestätigt. Das Pastell von Hölzel (Los 2578) zeigt eine abstrahierte Figurenkomposition und stammt aus der Sammlung des Hölzel Schülers August Ludwig Schmitt von dem ebenfalls Werke in der Auktion versteigert wurden. Die Arbeit „Paradies“ von A.L. Schmitt (Los 2631, Limit € 400,-) ersteigerte der Hölzel-Sammler für € 1.700,-. Zwei Arbeiten des verstorbenen Künstlers Helmut Rieger gingen jeweils an Bieter nach München. Die Darstellung eines Leoparden auf grauem Grund wurde von € 1.000,- auf € 3.000.- gehoben (Los 2708), der „Apokalyptische Reiter (I)“ von € 800,- auf € 5.000,- (Los 2709). Besonders aufmerksam waren drei russische Sammler. Die beiden sehr moderat limitierten abstrakten Gemälde des Malers Eugene Rukhin (1943-1976) wurden von diesen per Telefon auf Spitzenpreis von € 6.000,-(Los 2698) und € 4.000,- (Los 2697) gesteigert.
Bei den modernen Grafiken erzielte das Stuttgarter Auktionshaus für Pablo Picassos Aquatintaradierung „Personnages nus"“ € 2.400,- (Los 2441, Limit € 500,-) und für Salvador Dalís "La Divine Comédie - die göttliche Komödie“ in drei Bänden € 2.600,- (Los 2371). |