Öl auf Holz, parkettiert; 43,5 x 55 cm
Signiert rechts unten: F. Gauermann
Provenienz: Laut Gauermanns Eintrag in seinem Einnahmenbuch E 244, von Föderl um 450 Gulden gekauft; Privatbesitz, Wien
Literatur: Rupert Feuchtmüller, Friedrich Gauermann, Rosenheim 1987, S. 302, WV-Nr. 300 |
Losnummer: 101
Friedrich Gauermann wurde 1807 auf dem elterlichen Gut in Scheuchenstein geboren. Sein Vater, Jakob Gauermann, war Maler. Er stammte aus Württemberg und wurde durch eine Erbschaft ins südliche Niederösterreich verschlagen. Wie sein drei Jahre älterer, früh verstorbener Bruder Carl sollte auch Friedrich Maler werden – und wie bei diesem war der erste Lehrer der Vater.
1825 ging Gauermann nach Wien an die Akademie und wohl dank der väterlichen Ausbildung erhielt er bereits 1827 sein Austrittsattest. Gemeinsam mit den Landschaftsmalern Josef Feid, Anton Hansch, Josef Höger und Johann Fischbach wurden Reisen durch Norditalien, Südtirol und ins Salzkammergut unternommen, wo Skizzen und Studien für spätere Ölgemälde entstanden. Friedrich Gauermann erkannte den eigenen Stellenwert sehr schnell und stellte sein Licht nicht unter den Scheffel. Die Landschaft, die ländliche Idylle, vor allem aber die Tierdarstellung, in der er eine wahre Meisterschaft erreichte, waren seine Themen.
Von Gauermann hat sich ein genau geführtes Einnahmenbuch erhalten, in dem das vorliegende Gemälde wie folgt beschrieben wird: "Ein Bub auf einem Pferd mit Füllen und Schafen jagen über eine Brücke, ein Mädel eilt voraus, einem Bauernhaus zu. Weite Ebene mit Lachen. Links Gebirge im Regen. Ungefähr 18 Zoll breit. Holz".
Die atmosphärische Stimmung bei aufziehendem Gewitter hat Gauermann immer wieder fasziniert und es gibt zahlreiche Gemälde mit dieser Thematik. Der dramatische Wolkenhimmel hinterfängt die Szenerie mit der in großer Eile flüchtenden Herde. Noch ist der Weg trocken, der Staub wirbelt unter den Hufen der Tiere und der Sturm peitscht über die Ebene, doch über den Bergen geht bereits ein Regenguss nieder. Ziel der Flüchtenden ist ein mit Stroh gedecktes Haus, ob die Gruppe noch vor dem einsetzenden Regen Schutz finden kann?
Mit ungeheurer Präzision gibt Gauermann jedes Detail wieder. Das fleckige Fell der Pferde ist ebenso genau geschildert wie das flauschige der Schafe, die Ziege mit ihren mächtigen Hörnern und der am Pferd reitende, gegen den Sturm ankämpfende Bursche, der seinen Hut festhalten muss. Nichts ist dem Auge des Künstlers entgangen und liebevoll komponiert er ein Werk, das durch seine Dramatik und Bewegtheit fasziniert. (MS)
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