
Hatte Bissier die Freundschaft mit dem Sinologen Ernst Grosse die Kunst Ostasiens, insbesondere deren Tuschmalerei nahegebracht, bestärkt und veranlasst ihn die Freundschaft mit Willi Baumeister den Schritt weg von der „Neuen Sachlichkeit“, hin zu Abstrakten Kunst zu vollziehen. Trotz der hohen Anerkennung seines „Neu Sachlichen“ Frühwerks wendet er sich nun ganz der Abstrakten Kunst zu, und es entstehen, angeregt durch asiatische Kalligrafie in den 1930er Jahren Tuschearbeiten, und ab 1955 folgen die „Miniaturen“, die in Eiöltempera auf Nessel oder Baumwolle mit eigens angefertigten Pinseln kleine Organismen ausbilden. Sie orientieren sich weder an der Reproduktion einer gegenständlichen Welt, noch an einer bereits existierenden Kunstform. Der Stoff, das Tuch, die Leinwand bilden die Keimzelle des Wachstums. Nie ist die Malfläche nur ein funktionaler, rechtwinkliger Bildträger. Sie ist Substanz, Wirkstoff, vergleichbar mit dem Gewebe lebendiger Organismen und wird eigens von Hand hergestellt. Die Trennung zwischen Bildträger und Dargestelltem ist aufgehoben. Zur Auseinandersetzung mit ostasiatischer Philosophie tritt die intensive Beschäftigung mit den Schriften Johann Jakob Bachhofers zum Mutterkult hinzu. Die Vorstellung, dass jede Inkarnation die Verwirklichung ein und derselben Kraft darstellt, leitet seine Bildschöpfung. In den zart hin gehauchten Bildelementen vereinen sich Erinnerung an Gefäß, Zeichen und vegetabile Formen. Elemente der sichtbaren Welt sind als Kondensationskern noch vorhanden und entziehen sich doch jeder Bestimmbarkeit.
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1893 geboren in Freiburg
1914 Studium an der Kunstakademie Karlsruhe
1919 Freundschaft mit dem Sinologen Ernst Grosse
1929 Freundschaft mit W. Baumeister
1929–33 Leitung der Malklasse an der Universität Freiburg
1934 Freundschaft mit Oskar Schlemmer
1939 Übersiedlung nach Hagnau am Bodensee
1958 XXIX. Biennale Venedig. Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft.
1959 Teilnahme an der documenta II, Kassel. Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf
1960 XXX. Biennale Venedig. Preis des Museums Sao Paulo. Kunstpreis der Stadt Berlin
1961 Übersiedlung nach Ascona. Sonderpreis auf der VI. Biennale Sao Paulo
1964 Teilnahme an der documenta III, Kassel. Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
1965 gestorben in Ascona
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