Andreas Achenbach war in der rheinischen Kunstgeschichte und in seiner Wahlheimat zu einer Zeit zur Legende geworden, als die Düsseldorfer Akademie das Zentrum der europäischen Malerei war. Er zählt neben seinem jüngeren Bruder Oswald Achenbach zu den herausragenden Persönlichkeiten der europäischen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Sie galten als "geniales Brüderpaar" und als das "A und O der Landschaftsmalerei".
Zwischen Andreas Achenbachs Aufnahme an der Düsseldorfer Kunstakademie im Alter von 12 Jahren und seinem Staatsbegräbnis 1910 ist ein Gesamtwerk von außergewöhnlicher Schaffenskraft entstanden, das von den genialen Frühwerken der Kindheit ("Ansicht der Akademie“, 1831) bis in das Spätwerk des Malers reicht.
Berühmt ist Andreas Achenbach durch seine Seebilder geworden, die das Geschehen an der Meeresküste zum Thema haben sowie das strandende Schiff: Die tosenden Wassermassen, die die Schiffe wie Spielzeugboote hin- und herwerfen, die Wolkenberge, die sich bedrohlich über den scheinbar hilflos den Naturgewalten ausgelieferten Menschen zusammenziehen, haben den Maler immer wieder fasziniert und immer wieder zu neuen Thematisierungen des Motivs inspiriert. Mensch und Natur im Spiel der Elemente entsprachen seinen gestalterischen Fähigkeiten mehr als jedes andere Motiv. In diesen Motiven hatte Andreas Achenbach die Möglichkeit, seinem ausgeprägten Hang zum Dramatischen und zum Romantischen Ausdruck zu verleihen. Zeit seines Lebens blieb Andreas Achenbach ein Maler, der trotz seiner naturalistischen Darstellungsweise niemals die Freude am Erzählen vergaß. "Er ist in einem Sinne, wie es kaum jemals ein Maler war, auch Claude Lorrain und Ruysdael nicht, der Herrscher über Land und Meer ..." (Müller von Königswinter, 1854).
1815
Andreas Achenbach wird als Sohn eines Kaufmannes in Kassel geboren.
1827
Beginn der Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Wilhelm von Schadow
1829
Erster Verkaufserfolg des erst 14-jährigen Andreas Achenbach auf der Ausstellung des "Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen“
1932
Schüler der Landschaftsklasse von Johann Wilhelm Schirmer
1832 und 1833
Reise mit seinem Vater nach Rotterdam, Scheveningen, Amsterdam und Riga
Während dieser Reise setzt sich Andreas Achenbach intensiv mit der holländischen Landschaftsmalerei auseinander. Prägend für ihn sind vor allem die Gemälde von Jacob van Ruisdael und Allart van Averdingen. Seit dieser Reise bestimmten vor allem Seestücke das Werk von Andreas Achenbach, bei denen er sich künstlerisch mit dem Erlebnis des Meeres und der Küste auseinandersetzt.
1835
Umzug nach München, gemeinsam mit J. P. Hasenclever und J. W. Preyer
Anlass zu dem Weggang von der Kunstakademie Düsseldorf waren die dort zunehmenden Auseinandersetzungen innerhalb der Akademie über die künstlerische Ausbildung.
1835
Reise, wieder gemeinsam mit dem Vater, über Kopenhagen, Göteborg nach Schweden
In den folgenden Jahren erkundet Andreas Achenbach auf zahlreichen Reisen ganz Europa, um seine Formensprache zu erweitern.
1838
Rückkehr nach Düsseldorf
Eröffnung eines eigenen Ateliers
1843-1845
Zweijährige Reise nach Italien
In jener Zeit mal Andreas Achenbach zahlreiche Ansichten der Küstenlandschaften, des Vesuvs und Siziliens.
Um 1848
Ausstellungen in New York
Von der "Düsseldorf Gallery" aus finden Bilder von Andreas Achenbach Einzug in die großen Ausstellungen an der nordamerikanischen Ostküste. Allein auf der "Art Union" von 1848 präsentiert Andreas Achenbach 11 Werke.
1850
Zweiter Italienaufenthalt, dieses Mal in Begleitung des jüngeren Bruders Oswald Achenbach
Mitglied des Künstlervereins "Malkasten"
In der folgenden Zeit wird Andreas Achenbach ebenfalls Mitglied der Kunstakademie von Berlin, Amsterdam und Antwerpen.
1850er und 1860er
Andreas Achenbach widmet sich verstärkt der westfälischen Landschaft: 1857 studiert er in England intensiv die Werke John Constables und dessen malerische Behandlung der Wolken. Diese Einflüsse verhalfen den Werken von Andreas Achenbach zu einer Steigerung atmosphärischer Dramaturgie.
1873
Erneuter Besuch der mediterranen Küste
1881
Erhalt des Ordens "Pour le merité" der Friedensklasse
1895
Erhalt der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Düsseldorf, anlässlich des 80-sten Geburtstages
1910
Andreas Achenbach stirbt in Düsseldorf und wird im Rahmen eines pompös angelegten Trauerzuges durch Düsseldorf beigesetzt.
Heute sind Gemälde von Andreas Achenbach über ganz Europa und Amerika verteilt, unter anderem nach Amsterdam, Antwerpen, Leningrad, London, New York, Oslo, Prag, Riga und Warschau.
24. September 2011 - 22. Januar 2012: "Weltklasse. Die Düsseldorfer Malerschule 1819-1918" (Museum Kunstpalast, Düsseldorf)
Baumgärtel, Bettina (Hg.): "Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819-1918". Ausstellungskatalog Museum Kunstpalast. Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2011.
Hans Körner: "Unsichtbare Malerei" - Reflexion und Sentimentalität in Bildern der Düsseldorfer Malerschule. Düsseldorf: university press,2011.
Sitt, Martina (Hg.): Andreas und Owald Achenbach. Das A und O der Landschaft. Ausstellungskatalog Kunstmuseum Düsseldorf (Hamburg, Linz). Köln: Wienand, 1997.
Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und Galerie Paffrath (Hg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819-1918. Bd. 1. München: Bruckmann, 1997.
Thieme-Becker: Künstlerlexikon. Bd. I. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1907.