Pol Taburet und die Last der Geheimnisse in Berlin  |  | Ausstellung „Pol Taburet. The Burden of Papa Tonnerre“ | |
Der Schinkel Pavillon in Berlin widmet Pol Taburet die erste institutionelle Einzelschau in Deutschland. Unter dem Titel „The Burden of Papa Tonnerre“ sind Gemälde und Plastiken des 1997 in Paris geborenen Künstlers zu sehen, die er eigens für den Pavillon entwarf. Themen im Werk des Absolventen der École Nationale Supérieure d’Arts in Paris sind Transformation, Identität und das Wechselspiel von Licht und Schatten. In seiner Bildsprache aus hybriden Fantasiewesen greift er auf Einflüsse aus der klassischen Malerei, dem Surrealismus und dem Symbolismus zurück. In Berlin thematisiert er die „Last des Papa Tonnerre“, die sich auf eine Legende um eine stumme Person bezieht.
Pol Taburet, dessen Familie aus Guadeloupe stammt, bezieht sich unter anderem auf die mündliche Überlieferung des Archipels, vor allem auf Geschichten, die ihm seine Mutter, Großmutter und Tanten erzählten. Die Legende des Papa Tonnerre besagt, dass Dorfbewohner dem stummen Papa Tonnerre ihre Geheimnisse, Wünsche, Laster und Ängste erzählten. All dies belastet ihn. So geht Papa Tonnerre einen Handel mit einer Hexe ein, um die Fähigkeit der Sprache zu erhalten. Sobald er sprechen kann, verrät er aber alle ihm anvertrauten Geheimnisse und wird daher ins Exil verbannt. Dort muss er ausharren und ist dazu verurteilt, für immer ins Leere zu sprechen, ohne je gehört zu werden.
Entsprechend fehlt es Taburets Skulpturen und seinem Bildpersonal auch an Mündern, einzig ein langer Schnabel findet sich bei stilisierten Vögeln mit Menschenköpfen. Aus einem grabesähnlichen Sockel erhebt sich mühsam ein stummer menschlicher Vogelkopf, der an den umliegenden Wänden von Gemälden umringt wird. Taburets Wesen changieren zwischen Mensch und Tier. Vor dunklem gedämpftem Grund schimmern Kreaturen ohne Gesicht mit teils leuchtenden Gewändern hervor. Mit ihrer Mischung aus gesprühten Farbverläufen und präzisen Pinselstrichen, den gesichtslosen Antlitzen und dem dunklen Grund oszillieren die Figuren zwischen An- und Abwesenheit. Sie reflektieren Taburets Interesse an fluiden Identitäten und psychologischen Zuständen.
Die Ausstellung „Pol Taburet. The Burden of Papa Tonnerre“ ist bis zum 13. Juli in Berlin zu sehen. Der Schinkel Pavillon hat donnerstags und freitags von 14 bis 19 Uhr, am Wochenende von 11 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.
Schinkel Pavillon e.V.
Oberwallstraße 32
D-10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 2088 6444 |