Galerie Oben und Clara Mosch in Chemnitz  |  | Michael Morgner, Thomas Ranft, Wolfgang E. Biedermann, Steffen Volmer u.a., Tripel-Spiegel, Pleinair Kolkwitz-Rudolstadt 1986 | |
Zum Europäischen Kulturhauptstadtjahr befassen sich die Kunstsammlungen Chemnitz auch mit künstlerischen Entwicklungen in der Stadt zur DDR-Zeit und präsentieren seit gestern eine Ausstellungsfolge, die sich mit der Galerie Oben und der Künstlergruppe Clara Mosch beschäftigt. Von 1973 bis 1989 zählten beide zu den prägenden Orten der freien Kunstszene in der ehemaligen DDR. Mit unkonventionellen Ausstellungen, Veranstaltungen, Happenings, Symposien und anderen Aktionen setzten sie einen Kontrapunkt zum staatlichen Kulturbetrieb.
Bereits 1954 entstand in Chemnitz, damals noch Karl-Marx-Stadt, eine Verkaufsgenossenschaft bildender Künstler, die ab den 1970er Jahren zunehmend junge Kunstschaffende aus anderen Gegenden der DDR anzog, um hier aktiv am kulturellen Leben teilzunehmen. 1973 erhielt die Galerie den neuen Namen „Galerie Oben“ und entwickelte sich zu einem bedeutenden Anlaufpunkt, der nonkonforme Kunst zeigte. Im Gegensatz zu anderen Galerien in der DDR erreichte sie ein großes Publikum. Zum Programm gehörten unter anderem die „Mittwochsveranstaltungen“ mit Künstlergesprächen, Lesungen, Theaterabenden und Konzerten. Die ansässigen Künstler*innen spielten eine zentrale Rolle in der Gestaltung und Weiterentwicklung der Galerie.
Mit Carlfriedrich Claus, Michael Morgner, Dagmar Ranft-Schinke, Thomas Ranft und Gregor Torsten Schade, der sich 1980 in Kozik umbenannte, gründeten einige der Künstler*innen, die sich bereits in der Galerie Oben engagiert hatten, 1977 die Gruppe „Clara Mosch“, ein Anagramm aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen, und schufen mit der gleichnamigen Produzentengalerie im Stadtteil Adelsberg einen Ort für die Präsentation eigener Arbeiten. Später schlossen sie sich mit Gleichgesinnten aus Berlin, Leipzig und Dresden zusammen. Besonders bemerkenswert waren ihre unkonventionellen Aktionen, die etwa in den sogenannten „Pleinairs“ unter freiem Himmel stattfanden. Die Künstler*innen arbeiteten an verschiedenen Gemeinschaftsprojekten zum Thema Gemeinschaft. Dazu gehörten das Brotbacken (Mehl Art), Fußballspiele oder Land Art-Projekte wie „Leussow Recycling“, mit denen sie wie im Westen die Grenzen klassischer Kunstbegriffe erweiterten.
In den Kunstsammlungen Chemnitz befinden sich die Archive beider Initiativen, deren zahlreiche Dokumente, Fotos, Postkarten und Plakate die Grundlage der Ausstellung bilden. Darüber hinaus wird ein Raum innerhalb der Schau monatlich wechseln und Einzelpräsentationen von den Mitgliedern zeigen, darunter von Núria Quevedo, Gerhard Altenbourg, Hans Brockhage, Gregor Torsten Kozik, Lutz Dammbeck, Klaus Hähner-Springmühl, Erich-Wolfgang Hartzsch und Irene Bösch. Die „Mittwochsveranstaltungen“ der Galerie Oben dienen der Kuratorin Marie Winter als Vorbild für eigene Abendtermine, die den jeweiligen Ausstellungswechsel begleiten und jeden dritten Mittwoch im Monat stattfinden.
Die Ausstellung „Galerie Oben und Clara Mosch. Künstlerische Freiräume in Karl-Marx-Stadt“ läuft bis zum 15. Februar 2026. Die Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz haben täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, am Mittwoch von 14 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6,50 Euro, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei.
Kunstsammlungen Chemnitz – Kunstsammlungen am Theaterplatz
Theaterplatz 1
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