Wissende Räume von Mariechen Danz in Arnsberg Der Kunstverein Arnsberg präsentiert in der Schau „Knot In Arrow“ Werke von Mariechen Danz zu den Prinzipien menschlicher Wissens- und Sprachsysteme. Der Ausstellungstitel greift dies als „Knoten im Pfeil“ sogleich auf. So wie sich die Frage stellt, ob ein Pfeil mit einem Knoten überhaupt sein Ziel erreichen kann, hinterfragt die Künstlerin, wie Richtungen in unseren Ideen von der Vernunft geleitet oder ob sie nicht eher „verknotet“ sind. In ihren Arbeiten präsentiert die Absolventin der Berliner Universität der Künste, der Amsterdamer Gerrit Rietveld Academie und des California Institute of the Arts die gegenwärtige Durchlässigkeit und Trübung zu gängigen sowie vergangenen, alternativen und subalternen Formaten der Wissensvermittlung.
Unweit des wichtigen mittelalterlichen Skriptoriums des Klosters Wedinghausen inszeniert Mariechen Danz in fünf Räumen des Kunstvereins Arnsberg unterschiedliche Formen der Wissensaufzeichnung: Von „Learning Cubes“ über das Buch bis zu Schablonen aus der Tech-Industrie, die Datentransfer ermöglichen. Die „Learning Cubes“ sind Holzwürfel, vergleichbar den ABC-Bauklötze der Früherziehung. Anstelle von Buchstaben in Primärfarben überzog Mariechen Danz die Seiten der Würfel mit Symbolen: Körperteile, anatomische Darstellungen, grammatikalische Zeichen, Gesten, Diagramme, Linien, Pfeile, Abdrücke und Markierungen.
In ihren neuen digitalen Wandcollagen führt die 1980 in Dublin geborene Künstlerin die Besucher*innen über einen Trompe l’œil-Effekt in andere architektonische Orte des Wissens, etwa in einen historischen Anatomiesaal, das Stadtarchiv Arnsberg oder zu mittelalterlichen Mönchsbildern im Skriptorium. In der Serie „Unlearning Books“ versammelt Danz Abgüsse zentraler Medien der Wissensspeicherung in Europa, also Schriftsprache und Buchdruck, macht diese durchsichtig und bringt die Hegemonie des lateinischen Alphabets durcheinander. In Monitoren im Raum sind die Performances von Mariechen Danz zu sehen, in denen sie diese unleserlich gemachten Zeichensysteme reaktiviert, darunter auch die Performance „Knot in Arrow: Ideographic Insulation“, die 2018 im Münchner Haus der Kunst stattfand.
In dem Werk „Open Book: Vessel Veins“ verbindet Danz historische Quellen mit zeitgenössischen Formen zu einer Plexiglas-Arbeit, die wie der Einband eines überdimensional großen Buches als Skulptur im Raum steht. Auf den Flächen sind die Umrisse einer knienden Figur im Profil als weiße Silhouette gedruckt. Das Motiv ist mesoamerikanischen Codices entlehnt. Hinzu kommen unter anderem anatomische Muskelstudien der europäischen Renaissance, Schaubilder der menschlichen Organfunktionen aus Persien, Darstellungen der Nervenbahnen aus der traditionellen chinesischen Medizin und historische Chakra-Modelle aus Indien. Danz zeigt hiermit die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher und konkurrierender Modelle des menschlichen Körpers und verdeutlicht, dass das Wissen über den Körper relational, zerfasert und historisch bedingt ist.
Die Schau „Mariechen Danz. Knot in Arrow“ läuft bis zum 30. März. Der Kunstverein Arnsberg hat dienstags bis freitags von 17:30 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. An Feiertagen bleiben die Türen geschlossen.
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