Adrian Ghenie trifft in Dresden auf den deutschen Expressionismus  |  | in der Ausstellung „Battleground Studio. Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier“ | |
Das Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigt zum Jahresende zwei Ausstellungen, die für sich selbst stehen, aber über den Krieg und seine Folgen Berührungspunkte haben. Unter dem Titel „Battleground Studio“ befasst sich der 1977 geborene Rumäne Adrian Ghenie mit den Ideologien und Katastrophen des 20. Jahrhunderts, das er selbst als Epoche der „Demütigung“ bezeichnet. Dabei spiegeln die Bilder, deren Motive häufig Zitate der Kunstgeschichte sind und sich beispielsweise an Francis Bacon und Willem de Kooning orientieren, Verletzungen des Körpers und Geistes durch Diktaturen und Kriege wider. Das Kupferstich-Kabinett versammelt dazu 50 Collagen und Zeichnungen der letzten 20 Jahre, denen einige Gemälde Ghenies gegenübergestellt sind, darunter seine „Tortenschlacht-Bilder“ als Metaphern menschlicher Erniedrigung und Auslöschung der individuellen Identität. Seine Kohlezeichnungen der letzten Jahre zeigen Auswirkungen der digitalen Medien auf den Menschen und stellen einen Bezug zur Gegenwart dar. Für die Präsentation, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler entstand, ließ sich Ghenie von Otto Dix’ Zeichnung eines „Kriegsverletzten“ zu einer Gruppe von sieben großformatigen Kohlearbeiten inspirieren. Diese Arbeiten werden als Geschenk des Künstlers in den Beständen der Sammlung verbleiben.
Otto Dix ist als Gründungsmitglied der „Dresdner Sezession Gruppe 1919“ und ehemaliger Professor der dortigen Kunstakademie einer von drei Künstlern mit Dresden-Bezug, deren Werke in der Schau „Weiße Pferde und Schützengräben. Expressionisten neu gesammelt“ präsentiert werden. Vertreten sind außerdem Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel, die der Dresdner Künstlergemeinschaft „Brücke“ angehörten und ebenfalls Sammelgegenstand der Stiftung Dr. Kurt und Annelore Schulze waren, die seit 2018 im Kupferstich-Kabinett beheimatet ist. Der 30 Exponate umfassende Dialog, der auch Blätter von Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, Conrad Felixmüller und Christoph Voll enthält, bildet die Dezimierung des Bestandes unter nationalsozialistischer Herrschaft ab und kommt durch die Stiftung des Hamburger Ehepaars und eigene Bestände zustande. Thematisch deckt das Spektrum der Werke die utopisch gestimmten Anfänge des Expressionismus sowie die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse des Ersten Weltkrieges ab. Letzterer stellt auch den Verknüpfungspunkt beider Ausstellungen dar.
Die Ausstellungen „Battleground Studio: Adrian Ghenie – Arbeiten auf Papier“ und „Weiße Pferde und Schützengräben. Expressionisten neu gesammelt“ laufen bis zum 16. März 2025. Das Kupferstich-Kabinett hat täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt jeweils 6 Euro, ermäßigt 4,50 Euro und ist für Personen unter 17 Jahren kostenlos. Im Januar 2025 erscheint ein Katalog über die Ausstellung zu Adrian Ghenie für 40 Euro im Verlag Hatje Cantz.
Kupferstich-Kabinett
Residenzschloss
Taschenberg 2
D-01067 Dresden
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