Karel Appel gestorben Karel Appel ist tot. Der niederländische Maler starb am 3. Mai in seinem Wohnort Zürich. Er wurde 85 Jahre alt. Appel zählt zu den wichtigsten Künstlern der Nachkriegszeit. Mit seinen impulsiven, abstrakten Gemälden bestimmte er wesentlich die Malerei der 1950er und 1960er Jahre. Das „Farbspeiende Ungeheuer“ kam am 25. April 1921 in Amsterdam als Sohn eines Friseurs zur Welt. Seine Kunststudien absolvierte er von 1942 bis 1944 an der Reichsakademie in Amsterdam. Dort traf er auch auf Corneille, der ihm ein Weggefährte werden sollte. Mit ihm und Constant war Appel von 1947 bis 1948 Mitglied der niederländischen Reflex-Gruppe. Zusammen mit ihnen und Asger Jorn gründete Appel dann 1948 die legendäre Künstlergruppe „Cobra“, deren Name sich aus den Anfangsbuchstaben der Heimatstädte der Künstler zusammensetzt: Copenhagen, Brüssel und Amsterdam. Obwohl die Gruppe nur drei Jahre bestand, ließ ihre wilde, expressive Malweise die damalige Kunstszene aufschrecken.
Der Stil der Cobra-Gruppe, zu der auch der Maler Pierre Alechinsky gehörte, orientierte sich oft an Kinderzeichnungen, Mythen und an der Kunst der „Primitiven“. Durch den Einsatz kräftig leuchtender Farben, die komplementär nebeneinander liegen, schuf Appel farbsprühende Bilder. Mit der informellen und spontan aus dem Unterbewusstsein schöpfenden Malweise gab er dem Existenziellen und Ursprünglichen wieder einen Ausdruck in der Kunst und setzte einen kraftvollen Kontrapunkt zu einer rationalen abstrakten Malerei. Zum ersten Eklat kam es schon 1949. Appel hatte das Wandbild „Vragende Kinderen“ (Fragende Kinder) für die Kantine des Amsterdamer Rathauses vollendet. Den schockierten städtischen Beamten verging der Appetit. Für sie waren die Kinderkritzeleien blanker Hohn. Um das Gemälde vor Angriffen zu schützen, blieb es zehn Jahre lang hinter einer Tapete verhüllt.
1953 feierte Appel seine ersten Einzelausstellungen im Palais des Beaux Art in Brüssel sowie nachfolgend in New York und Paris. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Gruppe „Cobra“ bereits aufgelöst, und Appel ging wieder seine eigenen Wege. 1954 gewann er auf der 27. Biennale von Venedig zusammen mit Pablo Picasso und Joan Miró den UNESCO-Preis. Kurze Zeit später wurde Appel mit dem „Oscar“ für Malerei ausgezeichnet: 1957 erhielt er als jüngster Künstler aller Zeiten den Guggenheim International Award. Ein Jahr darauf wurde das „Infant terrible“ sogar von der niederländischen Königin Juliana zum Ritter geschlagen.
Die Vitalität und Ausdruckskraft der Fantasiewelten Appels richtete sich gegen die akademische, hohe Kunst wie auch gegen eine selbstgefällige, behäbige bürgerliche Gesinnung. Das Material seiner Kunst war die Farbe selbst. „In der Farbmasse finde ich meine Imagination“, äußerte sich Appel 1972 in einem Interview. Daneben schuf er mit gefundenen Gegenständen von Flohmärkten und von der Straße auch Skulpturen. Zu Appels 80stem Geburtstag im Jahr 2001 gab es Werkschauen im Stedelijk Museum in Amsterdam, dem Cobra Museum in Amstelveen und dem Gemeentemuseum in Den Haag. 2002 veranstaltete das Bank Austria Kunstforum eine Retrospektive mit Werken Appels in Wien. Appel betätigte sich auch als Bühnenbildner. Zuletzt entwickelte er die Ausstattung für Mozarts „Zauberflöte“ bei den diesjährigen Salzburger Festspielen. |