Kunst und Politik in Graz Hat Kunst überhaupt noch eine politische Brisanz? Wirkt sie noch in die Gesellschaft hinein? Oder werden aktuelle politische Ansätze von Künstlern heute sofort vom Kunstmarkt aufgesogen und von privaten Sammlungen absorbiert? Dies sind die konzeptionellen Vorraussetzungen, mit denen die Neue Galerie in Graz einen Blick zurück auf die 1960er und 1970er Jahre wirft, in denen Fluxus, Happening und andere politisch inspirierte Kunst noch die Öffentlichkeit bewegte. An den vier Positionen von Arthur Köpcke, Öyvind Fahlström, Erró und Jean-Jacques Lebel lässt die Ausstellung die damals neuen Formen eines kulturellen Aktivismus’ wiederaufleben. Mit Konzepten und Aktionen, Manifesten und Collagen, Happenings und urbanen Interventionen suchten sie einen Ausweg aus der unkritischen Abstraktion und versuchten, Poesie und Politik auf neue Weise zusammenzubringen.
Ein Großteil der Exponate stammt von dem Hamburger Sammler Harald Falckenberg, der eine Vorliebe für radikale Kunst hegt. Gemeinsam sind den vier Künstlern der Rückbezug und die Antwort auf die Kunstgeschichte, die mit Bezügen zur Lebenssituation der Nachkriegszeit gepaart werden. Die kritische Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Politik und ein intellektueller Protest, der auf anarchischer Spontaneität, Tabubruch und kreativem Spiel basierte, eröffnen ihrer Kunst neue Räume. Raumgreifende Gesten, wildes Collagieren, eine bunte, oft am Comic orientierte Bildwelt und die bewusste Beteiligung des Besuchers am Kunstwerk, der es aktiv entschlüsseln soll, gehören zu ihrem Repertoire. So entwirft Fahlström 1973 eine ironische, teils sarkastische „Weltkarte“, die sich wie ein Puzzle immer wieder neu zusammensetzten lässt.
Die Ausstellung „Art and Politics – Erró, Fahlström, Köpcke, Lebel“ ist bis zum 5. Juni zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr.
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Sackstraße 16
A-8010 Graz
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