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Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts bei Kornfeld in Bern

Frieden!



Im zweiten Kriegsjahr 1915 sitzen vier Kinder in trauter Runde beisammen, spielen mit einem schwarzen Vogel, den sie vielleicht im nächsten Moment in die Freiheit entlassen, und lassen sich in ihrem kleinen Glück von nichts und niemandem stören. Keine anderen Menschen sind zu sehen, keine Bäume, keine Häuser, schlicht nichts, was sie von ihrer Tätigkeit ablenken könnte. Bunt sind sie, in grünem, rotem und gelbem Kleid, diejenige, die so innig auf den Vogel schaut, mit strohblondem Haar, zwei andere mit Blumenkränzen auf dem Lockenkopf. So stellt sich Augusto Giacometti das Kinderglück vor, die Abgeschiedenheit von einer Welt, die sich im Wahnsinn des millionenfachen Todes zerfleischt, den Frieden! In tachistischer Malweise schuf er dieses Werk, so dass eine dem Impressionismus ähnliche, aber dem Sujet angemessenere, schlichter wirkende Stimmung erzeugt wird. Nun – neunzig Jahre nach dem Weltenbrand – steht das Gemälde beim Auktionshaus Kornfeld in Bern zur Versteigerung an. Und auch wenn oder gerade weil der Schätzpreis im Katalog mit drei Sternchen verschwiegen wird, darf man davon ausgehen, dass man es bei dem Titellos mit einem Hauptwerk der Auktion zu tun hat.



150 Objekte präsentiert das Haus am Nachmittag des 17. Juni in Bern. Während am Vortag in Teil II des Katalogs bereits über 700 Werke der gleichen Zeit angeboten werden, bietet Teil I eine Auswahl der erlesenen Spitzenwerke von gewohnt hervorragender Qualität dar. Einer der Schwerpunkte stellt die expressionistische Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar, naturgemäß findet sich jedoch auch eine stattliche Anzahl von Bildern und Skulpturen schweizerischer, französischer und italienischer Künstler.

19. Jahrhundert
Den zeitlichen Auftakt der Auktion macht eine Folge von achtzig Radierungen aus der Hand Francisco de Goyas. Die im originalen marmorierten Kalbslederband enthaltenen Blätter bilden die 1799 erschienene Erstausgabe einer mit „Los Caprichos“ überschriebenen Folge von Interpretation unter anderem nach Gemälden Velazquez’, die den Einbruch des grotesk Surrealen in die Wirklichkeit beschreibt. Blatt eins zeigt ein Konterfei des Künstlers selbst. 250.000 Franken soll das Buch erbringen. Aus den Jahren 1870-73 stammt ein Ölgemälde Camille Corots mit dem Titel „L’Orage“, wobei es sich in der sanften Landschaft um ein eher ruhiges Alterswerk des über 70jährigen Künstlers in seiner stimmungsvollen Malweise handelt (Taxe 150.000 Franken). Auf andere Art impressionistisch interpretiert ist eine Uferlandschaft Eugène Boudins, die 1896 ebenfalls wenige Jahre vor dem Tod des Malers entstand. Bis heute ist die für Boudin erstaunlich summarisch angegebene Landschaft der Fachwelt weithin unbekannt geblieben (Taxe 200.000 Franken).

Ein Aquarell von William Turner zeigt den Thuner See zwischen den Bergen und beobachtet dabei eine Reisegesellschaft am Ufer beim Verladen ihres Gepäcks. Sie muss sich allerdings beeilen, denn der scharf zuckende Blitz eines nahen Gewitters schlägt bereits über dem Wasser ein (Taxe 300.000 Franken). Von Albert Anker gibt es zwei Kinderportraits, die den Sohn eines Bekannten während seiner Pariser Jahre 1868 in Ganzfigur monumental vor einer Landschaft stehend und 1873 als achtjährigen Knaben über den Schulaufgaben wiedergeben. Mit 150.000 und 125.000 Franken sind die Ölgemälde angesetzt. In gleichfalls introvertierter Stimmungslage befindet sich eine Savoyerin, deren Brustbild Ferdinand Hodler 1881 aufnimmt (Taxe 175.000 Franken).

20. Jahrhundert

Das Hauptaugenmerk der Auktion gilt jedoch dem 20. Jahrhundert und in dessen erster Hälfte den Expressionisten. Etwas verschlagen schaut uns Fränzi aus einem Holzschnitt Erich Heckels an, der das Kindermodell 1910 in wenigen Strichen festhielt. Nur der Oberkörper, an dessen Rücken die langen Haare glatt herunterfallen, bis zum Oberschenkel steht in Dreiviertelansicht vor uns. Den Hintergrund bildet eine ganz flächige Landschaft in Grün, über der sich der glutrote Himmel erhebt. 225.000 Franken soll das dreifarbige Blatt kosten. Für 100.000 Franken weniger gibt es das gleiche Blatt, auf dem das Rot allerdings fehlt. Spitzenwerke sind auch von Max Beckmann im Angebot. Ihren Preis verrät uns eine in Öl gebannte Ansicht von Ostende im Sturm nicht, aber das 1932 geschaffene und 1945 in Amsterdam noch einmal überarbeitete Gemälde mit für Beckmann kennzeichnenden Mehrdeutigkeit des Sujets lässt erahnen, dass es wohl eine der Hauptattraktionen des Publikums abgeben wird. Sein Holzschnitt des Jahres 1923 beobachtet drei Menschen an der Bar des Hotel Edens in Berlin. Die Gestalten wirken mit ihren körperlichen Verschränkungen und seltsamen Gesichtsausdrücken etwas befremdlich (Taxe 225.000 Franken). Der Zeit um 1913 entstammt ein weiteres bedeutendes Werk der Auktion, das sich – wie viele Objekte – mit dem Motiv badender Menschen beschäftigt. Hier sind es drei junge Frauen, die Otto Mueller unter dem niedrigen Ast eines Baumes hindurch betrachtet. Das Bild, dessen Schätzpreis im Katalog ebenfalls mit drei verheißungsvollen Sternchen angegeben ist, zeigt sich stark von Kirchner beeinflusst, den Mueller im Sommer 1913 auf Fehmarn besucht hatte.

Ernst Ludwig Kirchner ist auf dieser Auktion mit Abstand am häufigsten vertreten. Seine über zwanzig Werke umfassen Zeichnungen, Grafiken und Ölgemälde von 1908 bis 1936, also im Grunde einen Überblick über das gesamte Werk des Meisters. Darunter befindet sich als jüngste Arbeit der zwei Jahre vor dem Tod des Künstlers geschaffener Blumenstrauß vor aufgehängten Batikarbeiten. So verbinden sich die plastisch stark betonten Pflanzen und die Tier- und Menschendarstellungen im Hintergrund zu einer ornamentalen, farbintensiven Einheit (Taxe 200.000 Franken). Der Löwenzahn von 1919-20 schlägt dagegen leisere Töne an (Taxe 150.000 Franken). Unter den Holzschnitten darf vor allem ein „Portrait des Malers Karl Stirner“ hervorgehoben werden, das etwa in der zweiten Jahreshälfte 1919 entstand. Der rot eingefärbte, von zahlreichen Linien durchzogene Kopf zieht den Betrachter durch seine stechenden hellblauen Augen in den Bann (Taxe 350.000 Franken). Für 150.000 Franken warten „Drei Badende in Moritzburg“, deren blaue Einfärbung veranschaulicht, dass sie gerade dem kühlen Nass entstiegen sind und sich nun auf der Wiese niederlassen, auf einen neuen Voyeur.

In der sogenannten Kommatechnik, einer dem Impressionismus verwandten Malweise, ist ein Portrait Annettas, der Gattin des Künstlers Giovanni Giacometti, von 1907 gehalten. Ganz frontal und auf das Gesicht konzentriert sitzt uns die schlicht wirkende Frau mit der auffallenden rothaarigen Frisur gegenüber (Taxe 175.000 Franken). Seine sechs Badenden am Cavloccio-See von 1918 in abendlich violett schimmernden Farben verraten dagegen schon eine Beeinflussung durch neue künstlerische Strömungen (Taxe 100.000 Franken). Eine andere Richtung in die abstrakte, den Surrealismus vorbereitende Malerei schlägt die 1928 entstandene „Windsbraut“ von Max Ernst ein. Die in kräftigen Farbflächen von Blau und Rostbraun zerfließende und dennoch eine Räumlichkeit suggerierende Gestalt kostet, wenn man Glück hat, nicht mehr als 700.000 Franken. Drei weitere Gemälde Ernsts von 1927, ein Figurenbild ähnlich dem vorigen und zwei weitere mit reliefartigem Farbauftrag, sind mit je 200.000 bis 350.000 Franken angesetzt.

Auch Emil Nolde fehlt auf dieser hochkarätigen Abfolge nicht. Unter seinen vier Werken, die bei bescheidenen 25.000 Franken beginnen und bei 800.000 Franken enden, fallen vor allem zwei Ölgemälde auf. Das höchstdotierte von 1915 deutet mit breitem Pinselstrich zwei „Mädchen im Garten“ an, die sich als Nichten Noldes ansprechen lassen. Für moderatere 500.000 Euro sucht eine auf einem Bett sitzende Mutter, die in inniger Umarmung ihr Kind umklammert, einen Gentleman. In gewohnter Drastik gewährt uns Egon Schiele in einer nur aus wenigen Strichen bestehenden Kreidezeichnung aus seinem Todesjahr 1918 einen Blick auf eine mehr als nur zärtliche Umarmung eines sich liebenden Paares (Taxe 150.000 Franken). Für je 50.000 bis 60.000 Franken sind drei kleine Meditationen Alexej von Jawlenskys von 1934 und 1935 zu haben. Stilistisch miteinander verwandt zeigen sich die beiden Ölgemälde, die von Maurice Utrillo und Maurice de Vlaminck im Abstand von rund zehn Jahren datieren. Letzterer präsentiert uns um 1925 eine Landschaft in der Nähe eines französischen Bauerndorfes in düsterer Gewitterstimmung (Taxe 150.000 Franken), Utrillo dagegen die ruhige Rue Girardon am Montmartre (Taxe 125.000 Franken).

Auf der Schwelle zur abstrakten Malerei steht ein mit 450.000 Franken angesetztes Bild von August Macke. Es stellt 1913 ein „Café am See“ dar und ist in Aquarell und Farbstiften gefertigt. Manche Dinge wie ein in der Ferne vorbeifahrender Zug sind mit beeindruckender Einfachheit verständlich gemacht, anderes entzieht sich der gegenständlichen Vorstellung des Betrachters. Die Schwelle bereits überschritten hat Paul Klee, von dem vierzehn Werke auf der Liste stehen. Darunter findet sich eine Radierung mit einem in Körperverrenkungen vor einer Krone versinkenden Männerkörper aus dem Jahr 1904 (Taxe 150.000 Franken). Vor allem aber die Objekte der zwanziger und dreißiger Jahre bringen es auf hohe Schätzpreise. So ist mit den mysteriösen Sternen ein etwa 35 mal 42 Zentimeter großes Taschentuch aus Leinen bewertet, das in Aquarell und Deckfarben „Wasserpyramiden“ in einem durch allerlei Meeresgetier zum Leben erweckten blauen Grund versinken lässt. Zehn Jahre später, 1934, malte Klee in Kleister- und Aquarellfarben unter Zuhilfenahme eines Messers eine Gruppe blühender Apfelbäume, die vor allem dem Anspruch des Künstlers nach einer kindlich wirkenden und verständlichen, aber technisch hochprätentiösen Malerei gerecht wird (Taxe 300.000 Franken).

Unter den Werken Pablo Picassos sticht eine „Mandoline“ in Blau und Schwarz von 1926 hervor, die vor einem rautenförmig gemusterten Hintergrund liegt (Taxe 300.000 Franken). In erstaunlich engen Grenzen hält sich das Angebot an Werken der Nachkriegszeit. Ein „August 58“ auf Hartfaserplatte gibt die Entstehungszeit gleich schon im Titel an. Das hochformatige Ölgemälde, das verschiedene, zum Teil an Kannen und Kelche erinnernde braune Farbflächen vor weißem Hintergrund kombiniert, stammt von Ben Nicholson und soll 300.000 Franken einfahren. 1972 entstand eine Bleistiftstudie zu Balthus’ Ölbild „Nu au Repos“, das ein lasziv verhülltes Aktmodell auf einem Sessel zeigt (Taxe 100.000 Franken).

Beeindruckend sind zwei Ölgemälde Marc Chagalls mit schwebenden Figuren in leuchtender Farbigkeit, die der 96jährige 1983 zwei Jahre vor seinem Tod schuf. Sie dokumentieren, wie der große Alte seinem frühen Stil über die Jahrzehnte hinweg im Prinzip treu geblieben ist. 200.000 respektive 400.000 Franken möchten für „La Fête autour du Peintre“ in Blau und „L’Offrande au Peintre“ in Gelb und Rot ausgegeben werden. Etwa gleichzeitig entstanden vier Farbkompositionen Sam Francis’, die dem spontanen Schaffensprozess des Künstlers Rechnung tragen und einen ebenso spontanen Käufer mit flüssigen 40.000 bis 80.000 Franken suchen.

Skulpturen

Das Angebot an Skulpturen ist minimal, aber qualitätsvoll. Mit immerhin 750.000 Franken ist ein „Tête de Diego sur Socle“ angesetzt, den Alberto Giacometti um 1950 geschaffen hat. Bewusst sitzt auf einem übergroßen, annähernd recheckigen Sockel ein extrem langer Hals, über dem sich der scharf gekantete, charaktervolle Kopf erhebt, dem man die kraftstrotzende Energie seines Inhabers ansieht. Von Alexander Archipenko gibt es einen flachen Torso in geschliffenem Marmor. Diese erste Fassung von 1914 bildet einen Vorläufer von weiteren Plastiken, die der Künstler in den 1920er Jahren in anderen Materialien autorisierte (Taxe 125.000 Franken). Für 50.000 und 60.000 Franken sind zwei zeitgenössische Werke Jean Tinguelys erhältlich, die sich Schrottteilen bedienen und sie zu neuen, spielerischen Formen miteinander kombinieren.

Die Auktion beginnt am 17. Juni um 14:15 Uhr. Die Vorbesichtigung ist noch bis zum 15. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr möglich.

Kontakt:

Galerie Kornfeld

Laupenstrasse 41

CH-3008 Bern

Telefon:+41 (031) 381 46 73

Telefax:+41 (031) 382 18 91

E-Mail: galerie@kornfeld.ch



10.06.2005

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

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