 |  | Edward Ruscha, Mocha Standard, 1969 | |
Ein rundes Dutzend Galerien kommt vom 21. bis zum 26. April aus der Hauptstadt nach Köln, um dort Fotografie, Editionen, Art Brut und Kunst nach 1960 zu zeigen. Die lokale Kollegenschaft scheint sich damit zu begnügen, die Lage zu beobachten und ist lediglich mit elf Teilnehmern präsent. Selbst aus Frankfurt ist man immerhin zu sechst angereist. In ihrer fünften Ausgabe bemüht sich die KunstKöln mit heuer 95 Galerien und Kunstverlegern weiter um ein eigenständiges Profil. Es soll vor allem ein jüngeres Publikum angesprochen werden. Fotografie und Auflagenkunst bieten diesen Sammlern ein preiswertes Einstiegsgebiet, das sowohl dem progressiven Kunstfreund als auch dem Liebhaber etablierter Künstler gerecht wird.
Immerhin halten einige Galerien dem Standort seit Jahren die Treue, so die rheinischen Marktveteraninnen Christa Schübbe und Christel Schüppenhauer oder der Wiesbadener Erhard Witzel. Aber es gibt auch Neuzugänge "von oben": Die Frankfurter Galerie Exler hatte bisher in der ersten Etage der Rheinhallen auf der Westdeutschen Kunstmesse Außereuropäischen Schmuck und Stammeskunst gezeigt. Jetzt präsentiert man zeitgenössische Aboriginal Kunst, die bereits seit über einem Jahrzehnt im Programm ist. Mit dieser Kunst, die nicht nur in Australien selbst, sondern auch in den USA längst anerkannt und marktgängig ist, fühlt man sich hier unten besser aufgehoben. Die Fischerplatz Galerie aus Ulm, die dieses Jahr ihr 20jähriges Bestehen feiert, nutzt die Gelegenheit, am Stand Bewährtes wie Niki de Saint Phalle und in der Fotografie-Abteilung die verstörenden Portraits von Tina Tahir zu zeigen. Erhard Witzel kommt mit neuen Arbeiten von Dirk Brömmel. Die Frankfurter Galerie Poller bespielt ihre Koje im Fotobereich unter anderem mit Brian McKee, dessen Trümmerarchitekturaufnahmen dem Wiener Kollegen Hilger auf der Art Brussels vor einigen Wochen einen ausverkauften Stand beschert haben.
Dass sich die KunstKöln als junge, frische Einsteigermesse versteht, versucht sie durch Sonderschauen und Begleitprogramme zu untermauern, die das Besondere der jeweiligen Medien und Sammelgebiete herausstellen. In diesem Jahr hat die Fotografie-Sonderschau die Landschaft zum Thema. Ob mit der Bildsprache der sachlichen Dokumentation, der Inszenierung oder der technischen Manipulation – die Auseinandersetzung mit der Landschaft scheint aktuell wie lange nicht mehr. In der Auswahl der vorgestellten Arbeiten setzt die Ausstellung den Schwerpunkt auf aktuelle künstlerische Positionen, die vereinzelt im Kontext zu historischen gestellt werden. Die Art Brut-Sonderausstellung gibt einen Einblick in die Sammlung Charlotte Zander. Mit „Back to the River“ gewährt das Kupferstichkabinett Berlin einen Blick in die Schenkungen Hans und Uschi Welle sowie Paul Maenz und Gerd de Vries.
Als einzige deutsche Messe, die sich gezielt der Auflagenkunst widmet, hat die KunstKöln dieses Jahr einen gemeinschaftlichen Auftritt internationaler Kunstverleger organisiert, den „Edition Point“. Betreut wird er von Mayen Beckmann, der Enkelin des Malers Max Beckmann. Hier präsentiert Two Palms Press aus New York Arbeiten von Sol LeWitt, Elizabeth Peyton und Terry Winters. Brooke Alexander kommt mit einer Grafikserie von Raymond Pettibon. Carolina Nitsch hat grafische Arbeiten von Louise Bourgeois, Laura Owens und Laurie Simons im Gepäck. Young British Artists gibt es bei Paragon Press aus London. Die Edition Schellmann, Berlin und München, zeigt unter anderem Arbeiten von Sarah Morris und Damien Hirst. Aus München kommt der Maximilianverlag Sabine Knust mit großen Blättern von Georg Baselitz und Arbeiten jüngerer Künstler, wie Christopher Wool, Liam Gillick und Paul Morrison. Die Berliner Galerie Fahnemann präsentiert in einer Einzelausstellung neue Arbeiten von Imi Knoebel. Niels Borch Jensen aus Berlin konzentriert sich auf Tacita Dean und Per Kirkeby. Hinzu kommen – unverkäufliche – Grafiken von Ellsworth Kelly aus der Sammlung Braunfels.
Die Kunstköln beginnt am 20. April um 16 Uhr mit der Vernissage und ist danach bis zum 26. April täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet, am Freitag bis 21 Uhr. Der Eintritt kostet 6 Euro für die Abendkarte, 12 Euro für die Tageskarte ohne Katalog und 20 Euro mit Katalog. Die Eintrittskarte berechtigt jeweils zum Besuch der Westdeutschen Kunstmesse sowie der Antiquariatsmesse und der Exponatec am selben Tag. Wer vom 23. bis 25. April zu den gleichen Öffnungszeiten nur die Antiquariatsmesse besuchen möchte, zahlt 4 Euro ohne und 9 Euro mit Katalog.
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