Sotheby’s versteigert hochkarätige Lauder-Sammlung  |  | Gustav Klimt, Porträt der Elisabeth Lederer, 1914/16 | |
Erst im Juni ist der Kunstsammler und Mäzen Leonard A. Lauder, Sohn der Kosmetikkönigin Estée Lauder, gestorben. Nun kommt seine illustre Kollektion bei Sotheby’s wieder auf den Markt. Mit den lediglich 24 Positionen der Abendauktion am 18. November sollen über 400 Millionen US-Dollar zusammenkommen. Da müssen schon einige gewichtige und teure Arbeiten mit von der Partie sein. Zu den absoluten Topwerken, die neue Rekordmarken setzen sollen, gehören zwei Landschaftsbilder und ein Portrait von Gustav Klimt. Seine mosaikartige „Blumenwiese“, die Klimt bei einen seiner Sommeraufenthalte am Attersee im Salzkammergut um 1908 schuf, wirkt wie ein mit funkelnden Edelsteinen besetztes Feld aus kleinen Farbentupfen und soll mit rund 80 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Ebenso kleinteilig hat der Jugendstilprotagonist rund acht Jahr später den „Waldabhang in Unterach am Attersee“ eingefangen. Auch hier vibriert die rhythmisierte Natur lebhaft und löst sich perspektivlos in Farbpartikel auf. Dafür sind 70 Millionen Dollar veranschlagt.
Um 1914/16 malte Gustav Klimt das Bildnis der jungen Elisabeth Lederer, Tochter der Mäzene August und Serena Lederer, die die bedeutendste Klimt-Sammlung ihrer Zeit besaßen. Die selbstbewusste schöne Elisabeth steht in einem modischen weißen, von Paul Poiret inspirierten Kleid vor einem hellblauen Grund, den Klimt mit asiatischen und ornamentalen Motiven überzogen hat. Dass solche Gemälde begehrt sind, beweisen die 91 Millionen Dollar für Klimts „Birkenwald“, erzielt im November 2022 bei Christie’s, oder die 74 Millionen Pfund, die Klimts „Dame mit Fächer“ im Juni 2023 bei Sotheby’s in London abwarf. Daher sind die nun anvisierten 150 Millionen Dollar für Elisabeth Lederer eine ambitionierte, aber durchaus realistische Entscheidung und würden den neuen Auktionsrekord für Gustav Klimt bedeuten.
Zu den Besonderheiten der Lauder-Sammlung gehört eine Gruppe an seltenen Bronzeskulpturen von Henri Matisse. Das teuerste Werk ist mit 12 bis 18 Millionen Dollar die 1908 entwickelte und 1950 gegossene Bronze „Figure décorative“, ein entspannt sitzender Frauenakt. Matisse wendet sich dabei der Bedeutung des Volumens zu und verleiht seiner Figur eine hohe Stabilität. Günstiger liegen mit 9 bis 12 Millionen Dollar die überschlanke „Serpentine“ von 1909 in einem Guss von 1951 und mit 8 bis 10 Millionen Dollar seine „Nu couché I“, die auch „Aurore“ heißt.
Dazwischen schieben sich dann noch zwei Gemälde: Edvard Munchs freundliches farbfrohes Landschaftsbild der Mittsommernacht „Sankthansnatt“ von etwa 1901/03 mit 20 bis 30 Millionen Dollar und Agnes Martins minimalistische Leinwand „The Garden“ von 1964 aus der „Grid“-Serie, die mit 10 bis 15 Millionen Dollar einen neuen Spitzenwert erreichen könnte, ebenso wie Vincent van Gogh im Medium der Zeichnung mit seinem charakteristischen Sämann-Bild „Le Semeur dans un champ de blé au soleil couchant“ von 1888 für 8 bis 10 Millionen Dollar. Auch für deutsche Kunst interessierte sich Leonard A. Lauder und legte sich unter anderem Ernst Ludwig Kirchners expressionistisches Gemälde „Fränzi mit Pfeil und Bogen“ von 1910 (Taxe 2,5 bis 3,5 Millionen USD) und Kurt Schwitters’ unbetitelte späte Assemblage aus Öl, Leder, Holz, Steinen, Nägeln und Zeitungspapier auf einer Holzplatte von 1947 zu (Taxe 120.000 bis 180.000 USD). |