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Landschaft an der Nidda, 1898 / Hans Thoma

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© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


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Interieur – Asia Porcelain – Asiatisches Porzellan, um 1911/12 / Joseph Oppenheimer

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Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Nachbericht

Die Sammlung Hegewisch hatte bei Christie’s in London ihren starken Auftritt und zog viele Käufer in ihren Bann. Doch beim Spitzenlos haperte es

Fasziniert und verzaubert



Pablo Picasso,  Nez quart de Brie (Etude pour Les Demoiselles d’Avignon ou Nu avec draperie), 1907

Pablo Picasso, Nez quart de Brie (Etude pour Les Demoiselles d’Avignon ou Nu avec draperie), 1907

Die Hamburger Eheleute Erika und Klaus Hegewisch waren enthusiastische Sammler für Arbeiten auf Papier. Das lag nicht zuletzt an Erika Hegewisch, die selbst als Zeichnerin und Druckgrafikerin künstlerisch tätig war. Auch als ihr Mann im Jahr 2014 aus dem Leben schied, trennte sie sich nicht von den Blättern, die dicht an dicht an den Wänden ihrer Hamburger Wohnung hingen. Sie selbst starb zehn Jahre später im März 2024 im Alter von 95 Jahren. Die von ihnen über Jahrzehnte mit Kennerblick aufgebaute Kollektion von exquisiten Zeichnungen und Druckgrafiken der bekannten Künstlergrößen von der Renaissance bis zur Moderne, die als eine der wichtigsten der Gegenwart gilt und mit dem Hegewisch-Kabinett in der Hamburger Kunsthalle einen festen Präsentationort hatte, wird von ihren Erben nun verkauft. Beauftragt haben sie damit das Auktionshaus Christie’s, das in einer ersten Tranche unter dem Titel „Spellbound“ – gebannt, fasziniert und verzaubert – 54 Objekte offerierte, 50 davon in neue Hände legte, 72 Prozent der Positionen oberhalb der Schätzung abgab und damit einen Bruttoumsatz von 8,9 Million Pfund einfuhr.


Trotz dieser ausgezeichneten Ergebnisse blieb am 16. Oktober in London ein Wermutstropfen zurück. Denn gerade der Favorit der Versteigerung, Pablo Picassos Radierung „Le repas frugal“, fand bei 1,5 bis 2,5 Millionen Pfund keinen Abnehmer. Dabei stammte das Blatt mit dem ausgemergelten armen Paar, ein frühes Schlüsselwerk des damals 23jährigen Künstlers, noch aus dem Jahr 1904, bevor Picasso die Platte verstählte und sie damit für eine zweite höhere Auflage des Galeristen Ambroise Vollard im Jahr 1913 nutzbar machte. Dass dieses Preisniveau durchaus realistisch ist, beweisen die 5 Millionen Pfund für ein anderes frühes Exemplar, die Christie’s im März 2022 in London erzielte. Dennoch behauptete sich Picasso jetzt an der Spitze der Auktion und nahm für seine Zeichnung „Nez quart de Brie“, eine Studie aus dem Jahr 1907 zu seinem Meisterwerk „Les Demoiselles d’Avignon“, 700.000 Pfund ein (Taxe 500.000 bis 800.0000 GBP).

Die Vorliebe der Hegewischs für Pablo Picasso zog sich weiter durch die Versteigerung. Während sein rätselhafter, wohl als Selbstbefragung konzipierter Kupferstich „La Minotauromachie“, mit dem Picasso 1935 sein verzwicktes Beziehungsgeflecht zwischen seiner eifersüchtigen Gattin Olga Koklowa und seiner schwangeren Geliebten Marie-Thérèse Walter sowie seine eigene Schaffenskrise thematisierte, einen Abschlag auf 500.000 Pfund hinnehmen musste (Taxe 700.000 bis 1 Million GBP), überzeugte seine Zeichnung „La Coiffure“ von 1906 zu unerwarteten 500.000 Pfund (Taxe 150.000 bis 250.000 GBP). Kongenial hatten sich die Hegewischs auch die davon inspirierte seltene Bronzeskulptur „Femme se coiffant“ zugelegt, die sich bei 260.000 Pfund ebenfalls nicht lumpen ließ (Taxe 200.000 bis 300.000 GBP). Auch Picassos „Femme nue allongée et coiffée d’un turban“, eine weitere Zeichnung von 1919, ruhte sich auf den anvisierten 150.000 bis 250.000 Pfund nicht aus und erhob sich erst bei 280.000 Pfund von ihrer Lagerstätte. Für sein kämpferisches Blatt „Courses de taureaux“ von 1934 mit hohem Aggressionspotential blieben dann 200.000 Pfund übrig (Taxe 100.000 bis 150.000 GBP), für seine Kohlezeichnung „Le Couple (Les Misérables)“, die 1904 im deutlichen Zusammenhang mit „Le repas frugal“ entstand, wiederum unverhoffte 190.000 Pfund (Taxe 70.000 bis 100.000 GBP).

In der obersten Picasso-Liga konnte nur noch der Barockmeister Rembrandt etwas ausrichten: Seine 1634 datierte Radierung „Die Landschaft mit den drei Bäumen“ drängelte sich von 200.000 Pfund auf 650.000 Pfund vor, was nun Platz 2 der Zuschlagsliste entspricht. Bei den Alten Meistern übernahm dann Albrecht Dürer das Ruder und gab mehrere Blätter deutlich über den Erwartungen ab: Seine Heiligendarstellung „Der heilige Hubertus, auch Eustachius genannt“ um 1501 bei 250.000 Pfund, den Meisterstich „Ritter, Tod und Teufel“ von 1513 bei 240.000 Pfund (Taxe je 80.000 bis 120.000 GBP) und das Paradiespaar „Adam und Eva“ bei der Versuchung durch die Schlange von 1504 bei 220.000 Pfund (Taxe 120.000 bis 180.000 GBP). Auf niedrigerem Niveau schaffte das Hans Baldung Grien mit dem nun 16.000 Pfund teuren Holzschnitt „Der verhexte Stallknecht“ von etwa 1544/45 genauso (Taxe 8.000 bis 12.000 GBP).

Taxgerecht kam dann Giovanni Battista Tiepolos Tuschestudie „Die Zeit offenbart die Wahrheit“, die ihm als Vorbereitung für ein Gemälde von 1758 diente, bei 40.000 Pfund ans Ziel. Eugène Delacroix’ Illustration zu Goethes „Faust“ mit dem wilden Ritt von „Faust et Mephisto dans la nuit du Sabbat“ galoppierte bei 52.000 Pfund davon (Taxe 25.000 bis 35.000 GBP), Henri de Toulouse-Lautrec’ flott skizzierte Pferde und Hunde in Bewegung bei 32.000 Pfund zum Vierfachen der Schätzung. Bei Gustave Dorés Zeichnung „...here I opened wide the door; Darkness there and nothing more...“, die er bis kurz vor seinem Tod für die Bebilderung von Edgar Allan Poes Ballade „The Raven“ schuf, taten sich bei 55.000 Pfund gleichfalls keine Probleme auf (Taxe 5.000 bis 8.000 GBP). Lediglich Adolph von Menzels halbnackter Arbeiter, eine Kohlestudie zu seinem berühmten realistischen Gemälde „Eisenwalzwerk“, musste bei 30.000 Pfund in den sauren Apfel beißen (Taxe 40.000 bis 60.000 GBP).

Bei den Modernen folgten nach Picasso symbolistische und expressionistische Tendenzen, etwa von Edvard Munch. Bei ihm zog vor allem ein schwarzweißes Exemplar des tödlichen Verführungsakts „Madonna“ von 70.000 Pfund auf 220.000 Pfund an. Seine existenziellen Grafiken „Das kranke Kind I“ von 1896 und „Melancholy III“ von 1902 verharrten mit jeweils 150.000 Pfund im Rahmen der Erwartungen. Odilon Redons schwermütiger „Penseur (Homme nu dans un paysage)“, eine düstere Kohle- und Tuschezeichnung von 1874, konnte sich bei 75.000 Pfund behaupten (Taxe 40.000 bis 60.000 GBP), James Ensors komplette, selten kolorierte achtteilige Radierfolge „Les Péchés Capitaux“ von 1888/1904 bei 98.000 Pfund (Taxe 60.000 bis 80.000 GBP) und seine aquarellierte Radierung „La Vengeance de Hop-Frog“ von 1898, die auf einer grausigen Begebenheit bei einem Maskenball am Hofe Karl IV. von Frankreich nach Edgar Allan Poe basiert, bei 72.000 Pfund (Taxe 25.000 bis 35.000 GBP).

Einen großen Sprung nach oben taten dann einige Vertreter des deutschen Expressionismus. So verbesserte sich Käthe Kollwitz’ frühe, 1888 entstandene Kohlezeichnung einer einfachen stehenden Frau mit Schürze, deren Körper vor Furcht und Verzweiflung angespannt ist, von 35.000 Pfund auf 180.000 Pfund. Otto Dix’ 1933 mit Silberstift gezeichnetes, grübelndes Selbstbildnis legte von 60.000 Pfund auf 190.000 Pfund zu. Das machte den Verlust seiner grauenerregenden, fünfzigteiligen Radierfolge „Der Krieg“ von 1924, die für 150.000 Pfund den Besitzer wechselte, wieder wett (Taxe 180.000 bis 250.000 GBP), ebenso sein veristischer, überhaupt nicht schöner Akt „Elli“ mit einem Zuschlag bei 85.000 Pfund (Taxe 40.000 bis 60.000 GBP).

Im Rahmen ihrer Schätzungen kamen Max Beckmanns flott skizzierte Selbstbefragung als Soldat in Krankenpflegeruniform aus dem Kriegsjahr 1915 bei 55.000 Pfund, Gustav Klimts „Liegender Halbakt mit gespreizten Schenkeln“ in erotischer, beinahe frivoler Ausstrahlung bei 120.000 Pfund und Ludwig Meidners „Apokalyptische Vision“ einer zerberstenden Welt von 1914 bei 45.000 Pfund ans Ziel. Nicht ganz so viel Glück hatte Fernand Léger mit seinen voluminösen gerundeten Formen auf der Bleistiftzeichnung „Le Fumeur“; das Blatt aus den frühen 1920er Jahren erreichte nur 120.000 Pfund (Taxe 180.000 bis 250.000 GBP). Mit weiteren Arbeiten aus der insgesamt rund 350 Positionen starken Hewegisch-Sammlung will Christie’s im März und September 2026 rund 10 bis 15 Millionen Pfund einspielen. Das wäre ihm fast schon jetzt gelungen.

Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld.

Kontakt:

Christie’s

8 King Street, St. James’s

GB-SW1Y 6QT London

Telefon:+44 (020) 78 39 90 60

Telefax:+44 (020) 78 39 83 26

E-Mail: info@christies.com



30.10.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Ulrich Raphael Firsching

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16.10.2025, Spellbound: The Hegewisch Collection, Part I

Bei:


Christie’s

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Alte Meister

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Neuere Meister

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Moderne Kunst

Bericht:


Christie’s versteigert Sammlung Hegewisch







James Ensor,  Les Péchés Capitaux, 1888-1904

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Taxe: 60.000 - 80.000 GBP

Zuschlag: 98.000,- GBP

Losnummer: 328

Otto Dix,  Selbstbildnis, 1933

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Taxe: 60.000 - 80.000 GBP

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Losnummer: 333

Edvard Munch,  Das kranke Kind I, 1896

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Taxe: 120.000 - 180.000 GBP

Zuschlag: 150.000,- GBP

Losnummer: 338

Gustav Klimt,  Liegender Halbakt mit gespreizten Schenkeln, um 1916/17

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Taxe: 120.000 - 180.000 GBP

Zuschlag: 120.000,- GBP

Losnummer: 317

Hans Baldung Grien,  Der verhexte Stallknecht, um 1544/45

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Taxe: 8.000 - 12.000 GBP

Zuschlag: 16.000,- GBP

Losnummer: 302

 Rembrandt, Rembrandt, Die Landschaft mit den drei Bäumen, 1643

Rembrandt, Rembrandt, Die Landschaft mit den drei Bäumen, 1643

Taxe: 200.000 - 300.000 GBP

Zuschlag: 650.000,- GBP

Losnummer: 348

Pablo Picasso,  La Minotauromachie, 1935

Pablo Picasso, La Minotauromachie, 1935

Taxe: 700.000 - 1.000.000 GBP

Zuschlag: 500.000,- GBP

Losnummer: 323

Pablo Picasso,  Femme se coiffant, 1906

Pablo Picasso, Femme se coiffant, 1906

Taxe: 200.000 - 300.000 GBP

Zuschlag: 260.000,- GBP

Losnummer: 306

Fernand Léger,  Le Fumeur, um 1921

Fernand Léger, Le Fumeur, um 1921

Taxe: 180.000 - 250.000 GBP

Zuschlag: 120.000,- GBP

Losnummer: 332

Albrecht Dürer,  Adam und Eva, 1504

Albrecht Dürer, Adam und Eva, 1504

Taxe: 120.000 - 180.000 GBP

Zuschlag: 220.000,- GBP

Losnummer: 301

Max Beckmann,  Selbstporträt in Krankenpflegeruniform und Autobrille, 1915

Max Beckmann, Selbstporträt in Krankenpflegeruniform und Autobrille, 1915

Taxe: 40.000 - 60.000 GBP

Zuschlag: 55.000,- GBP

Losnummer: 329

Eugène Delacroix,  Faust et Mephisto dans la nuit du Sabbat

Eugène Delacroix, Faust et Mephisto dans la nuit du Sabbat

Taxe: 25.000 - 35.000 GBP

Zuschlag: 52.000,- GBP

Losnummer: 304

Giovanni Battista Tiepolo,  Die Zeit offenbart die Wahrheit

Giovanni Battista Tiepolo, Die Zeit offenbart die Wahrheit

Taxe: 40.000 - 60.000 GBP

Zuschlag: 40.000,- GBP

Losnummer: 308




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