20 Jahre MEWO Kunsthalle in Memmingen  |  | Pierre-Yves Delannoy, Pendant que les champs brûlent, 2025 | |
Mit der Schau „Blick nach vorn“ feiert die MEWO Kunsthalle in Memmingen ihr zwanzigjähriges Bestehen, richtet dabei weniger den Blick auf die vergangenen 130 Ausstellungen, sondern rückt sechs junge Künstler*innen aus den beiden bayrischen Kunstakademien in München und Nürnberg in den Fokus, die im Frühjahr ihr Studium abgeschlossen haben und am Anfang ihrer Karriere stehen. Dazu wählte die mit Lola Cuallado, Fatma Güdü, Timur Lukas und Laurentius Sauer besetzte Jury, die selbst an den beiden Hochschulen studiert und schon einmal in Memmingen ausgestellt hatten, für die Jubiläumsschau Lu Cheng, Pierre-Yves Delannoy, Vahan Matevosyan und Eunjin Yoo von der Münchner Akademie sowie Thomas Willi und Docjong Lee aus Nürnberg aus, die mit ihren Objekten, Installationen und Bildern derzeit die Räume der Kunsthalle füllen.
Die 1996 in Shanghai geborene Lu Cheng fügt ihre filigranen, keramischen, spindelartigen Gegenstände zu wogenden, organisch anmutenden Gebilden und Körpern zusammen und lässt diese kleinen Formen in Grau- und Weißnuancen in den Ausstellungsraum hineinwachsen. Großformatige Filztücher, auf denen Landschaften zu sehen sind, kombiniert Pierre-Yves Delannoy zu Installationen. Der 1995 geborene Franzose, der zunächst Architektur in Versailles und dann in München studierte, dokumentiert in seinen Kunstwerken private Erinnerungen an eine Kulturlandschaft und ihre industrielle Veränderung. Aus Seoul stammt Docjong Lee, Jahrgang 1984. Ihn faszinieren gesellschaftlichen Regeln und Strukturen. Diese untersucht er, indem er sie in seinen Installationen ad absurdum führt. So bemüht sich Docjong Lee, einen Tassen-Pfandautomaten zu überlisten, dadurch dass er höchst aufwändig die Tassen reproduziert.
Die Keramik hat es auch dem Armenier Vahan Matevosyan angetan. 1992 in Ditak geboren, studierte er in Jerewan bei Vahagn Baghdasaryan, bevor er an die Münchner Akademie zu Hermann Pitz und Gabriel Kuri wechselte. Matevosyans akkurat gearbeitete Keramiken sind Vergrößerungen von Schmetterlingspuppen, die diesen Status des Übergangs festhalten und zelebrieren. Ein Absolvent der Nürnberger Akademie ist der 1995 dort geborene Thomas Willi. Er arbeitet mit organischen Materialien, etwa Fleisch und Pflanzenresten, mit denen er in seinen Skulpturen Geschichten erzählt. Diese Schilderungen konserviert er in Gelatine, wobei die Veränderung ein konstanter Teil der Arbeit bleibt. Die sechste im Bunde ist die 1992 im koreanischen Daegu geborene Eunjin Yoo. Sie begann ihre künstlerische Ausbildung in Korea und wechselte dann nach München. In Memmingen wartet sie mit einer raumgreifenden Installation auf: Sie will die verschiedenen Wahrnehmungsperspektiven auf den Klang einer kleinen Serviceglocke öffnen und die damit verbundenen Klangräume und Machtstrukturen entschlüsseln.
Die Ausstellung „Blick nach vorn – 20 Jahre MEWO Kunsthalle“ läuft bis zum 8. Februar 2026. Die MEWO Kunsthalle Memmingen hat dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Das Haus bleibt an Heiligabend und Silvester geschlossen. Der Eintritt ist frei.
MEWO Kunsthalle
Bahnhofstraße 1
D–87700 Memmingen
Telefon: +49 (0)8331 – 850 14 40 |