Ahrenshoop erinnert an Hedwig Holtz-Sommer  |  | Hedwig Holtz-Sommer, Hochufer | |
Das Kunstmuseum Ahrenshoop stellt Hedwig Holtz-Sommer ins Zentrum seiner neuen Ausstellung und damit eine Künstlerin, die zur „Verschollenen Generation“ gehört. Mit rund 80 Arbeiten gibt die Schau „Auf das Menschliche kommt es an“ einen konzentrierten Einblick in das Schaffen der 1901 in Berlin geborenen Malerin, für die die künstlerische Arbeit in einer Zeit gesellschaftlicher Verwerfungen zum Medium intensiver Sinnsuche wurde. Dabei hat Kurator Wolf Karge den Schwerpunkt der Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen auf Holtz-Sommers Schaffenszeit in Wustrow auf dem Fischland gelegt.
Hedwig Holtz-Sommer studierte nach dem Weggang des Bauhauses aus Weimar an der dortigen Hochschule für Bildende Kunst und kam in den frühen 1930er Jahren von Rostock aus auf das Fischland. Dort traf sie den Maler Erich Theodor Holtz, heiratete ihn 1934 und blieb fortan bei ihm in Wustrow wohnen. In der Künstlerkolonie Ahrenshoop suchte sie wie schon ihre Vorgängerinnen nach dem Wahren und Ursprünglichen im Ausdruck einfacher Dinge und der Menschen. Ihr malerisches Werk ist nur bruchstückhaft zu greifen, aber einige Porträtgemälde und Situationsschilderungen aus dem Ort Wustrow geben einen guten Eindruck von ihrem Können. Am bekanntesten sind ihre Aquarelle. Die Ausstellung versammelt Blätter von berückender farbiger Leuchtkraft. Vor allem die Stillleben aus den 1930er und 1940er Jahren bezeugen Holtz-Sommers Wissen um die Kostbarkeit der nächsten Dinge. In den 1960e Jahren malte sie die „Fischlandserie“ mit vielen reizvollen Momentaufnahmen aus Wustrow und seiner Umgebung.
Das zeichnerische Werk von Hedwig Holtz-Sommer ist fast ausschließlich vom Menschen bestimmt. Besonders stark berühren jene zeichnerischen Dokumente aus der Kriegszeit und den unmittelbar nachfolgenden späten 1940er Jahren. Darunter sind zahlreiche Darstellungen entwurzelter und entkräfteter Menschen, die sich in Gruppen gegenseitig stützen und gemeinsam orientieren. Die Flüchtlinge, die damals in die Gegend kamen und zum Teil dort blieben, prägten den Alltag wesentlich mit. Holtz-Sommers Zeichnungen zu diesem Thema sind sehr dicht, aber auch zart, als taste sie nach einem rechten Ausdruck für das Elend. Die letzte Schaffensphase nach dem Tod ihres Ehemanns 1956 widmete Hedwig Holtz-Sommer der Literatur. Ihr umfangreiches, offenbar ohne fremden Auftrag geschaffenes Illustrationswerk zu Romanen und Theaterstücken von Brecht, Gogol, Tschechow, Gorki, Max Frisch und anderen Schriftstellern ist bisher kaum erschlossen. Hier beeindrucken ihre vielen Studien menschlicher Ausdrucksbewegungen und Physiognomien.
Die Ausstellung „Hedwig Holtz-Sommer – Auf das Menschliche kommt es an“ läuft vom 12. Oktober bis zum 7. Dezember. Das Kunstmuseum Ahrenshoop hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, ab November dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, für Studierende 5 Euro und für Schüler 4 Euro. Der Eintritt für Kinder bis 6 Jahre ist frei. Die Publikation zur Ausstellung kostet 29 Euro.
Kunstmuseum Ahrenshoop
Weg zum Hohen Ufer 36
D-18347 Ostseebad Ahrenshoop
Telefon: +49 (0)38220 – 66 790 |