Jeremy Shaw wird Professor in Karlsruhe  |  | Jeremy Shaw übernimmt eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Karlsruhe | |
Die Staatliche Akademie der bildenden Künste Karlsruhe hat Jeremy Shaw zum Professor berufen. Der kanadische Künstler, Jahrgang 1977, übernimmt die Klasse für Bildhauerei und folgt auf Stephan Balkenhol, der in den Ruhestand gewechselt ist. Seinen neuen Posten tritt Shaw zum Wintersemester 2025/26 an. In seinem Schaffen, das Installationen, Skulpturen, fotografischen Arbeiten, Film und Sound umfasst, verschmelzen Fakt und Fiktion nahtlos. Er bezeichnet seine Werke als parafiktional oder postdokumentarisch und lässt Realitäten mit sozialen Imaginationen verschwimmen. Häufig untersucht Shaw damit veränderte Bewusstseinszustände sowie die kulturellen und wissenschaftlichen Versuche, transzendente Erfahrungen zu erfassen. Der Köper und die Ekstase sind dabei wichtige Motive, mit denen er die Übergänge zwischen Glauben, Wissenschaft und Kultur erforscht und sich für die Sehnsucht des Menschen interessiert, nicht nur rein kognitiv und quantifizierend auf Dinge zu sehen, sondern sich auf eine umfassendere Weise der Welt zu nähern.
Was auf den ersten Blick wie kulturhistorisches Archivmaterial erscheint, ist bei ihm in Wirklichkeit sorgfältig konstruiert und spekulativ. Durch den Einsatz überholter Medien wie VHS und 16mm-Film sowie bewährter, handwerklich geprägter Materialien erzeugt Jeremy Shaw, der heute in Berlin lebt, Objekte und Bilder, die authentisch, aber auch verfremdet wirken. Die formale und materielle Klarheit seiner Arbeiten verbirgt konzeptuelle Verflechtungen, in denen sich das Sakrale mit dem Synthetischen verbindet. So kreiert er Welten jenseits zeitlicher Zuordnung, in denen Affekt und Analyse gleichermaßen koexistieren.
Jeremy Shaw gehört zu einem der gefragtesten Künstler seiner Generation. Einzelausstellungen richteten ihm international renommierte Institutionen aus, darunter das Museum of Contemporary Canadian Art in Toronto, das MoMA PS1 in New York, der Schinkel Pavillon in Berlin, das Centre Pompidou in Paris, der Hamburger Kunstverein, die Julia Stoschek Foundation in Düsseldorf, das Musée d’art contemporain de Montréal oder noch im Sommer die Wiener Secession. Ferner war er 2016 auf der Manifesta 11 in Zürich und ein Jahr später auf der 57. Biennale in Venedig vertreten. |