Meisterwerk von Godfried Schalcken nach Kassel zurückgekehrt  |  | Godfried Schalcken, Kartenspieler | |
Über 200 Jahre waren Godfried Schalckens „Kartenspieler“ verschollen. Nun ist es Hessen Kassel Heritage gelungen, mit Unterstützung des Museumsvereins Kassel e.V. das Meisterwerk des niederländischen Künstlers für die Gemäldegalerie Alte Meister wieder zu erwerben. Die großformatige Leinwand zeigt zwei Männer und eine Frau, die sich zur nächtlichen Stunde um einen runden Tisch versammelt haben, um Karten zu spielen. Einzig eine Kerze erleuchtet die Szene und verweist auf Schalckens charakteristische Farb- und Lichteffekte: Mit sanft erhellten Partien und großen Schattenzonen gestaltete er einen magischen Moment mit betörendem Reiz. Als Allegorie der Unschuld und des Betrugs erhebt das sinnliche Gemälde auch einen moralischen Anspruch. Verführt vom Charme der jungen Frau mit tiefem Ausschnitt wird der junge Mann auf der rechten Seite nicht gewahr, dass sein verschmitzt lächelnder Gegenspieler zur Linken bereits das Kreuz-Ass gezogen hat, das dessen sicheren Sieg garantiert. Mit Finesse verwickelt Schalcken den Betrachter in das Betrugsspiel: schaut doch der tief verschattete Schwindler aus dem Bild heraus und zieht sein Gegenüber als Komplizen in den Betrug hinein.
Eleganz, Sinnenfreude, Themenvielfalt und technische Brillanz seiner Gemälde machten den 1643 geborenen Godfried Schalcken in ganz Europa berühmt und ließen ihn zu einem der bestbezahlten Künstler seiner Zeit werden. Auch noch im 18. Jahrhundert gehörte er zu den begehrtesten Malern auf dem Kunstmarkt. Einer seiner eifrigsten Sammler war Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel, der Schalckens Œuvre möglichst umfassend in seiner Sammlung haben wollte, um dessen künstlerische Bandbreite mit Genreszenen, Porträts, Nachtstücken, Stillleben oder biblischen und mythologischen Motiven zu zeigen. Zehn Gemälde des Künstlers sind im Inventar Landgraf Wilhelms verzeichnet. Leider ging die Hälfte während der napoleonischen Besatzung verloren, darunter auch das nun wieder zurückgekehrte Gemälde. Schalckens „Kartenspieler“ tauchten 2019 im Rahmen eines Nachlasses in Frankreich wieder auf und wurden im März im Münchner Auktionshaus Hampel für 150.000 bis 180.000 Euro angeboten. Ohne Gegenwehr konnte sich der Museumsverein Kassel das Gemälde schon bei einem Zuschlag von 125.000 Euro sichern. Anlässlich des „European Day of Friends of Museums“ wird die Neuwerbung am 12. Oktober im Florasaal von Schloss Wilhelmshöhe in Kassel der Öffentlichkeit präsentiert. |