Linz präsentiert Georg Pinteritsch  |  | Georg Pinteritsch, Erdapfel-Acker, 2025 | |
Das Lentos Kunstmuseum in Linz widmet dem 1986 in Villach geborenen Georg Pinteritsch aktuell die erste museale Einzelausstellung. Laut Kuratorin Sarah Jonas wendet sich seine Schau unter dem Titel „Im Dienst der Zugehörigkeit, in der Gruppe der echten Jungs, sich so zu verhalten, wie es belohnt wird“ der Frage zu, „wie sich Geschichte überhaupt erzählt und wie stark unser Wissen über vergangene Zivilisationen von gegenwärtigen Vorstellungen geprägt ist“. Daran anknüpfend richtet Pinteritsch den Blick in die Zukunft: Was wird von unserer Gesellschaft materiell, ideell oder lesbar bleiben? Ihm geht es um eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe, der kollektiven Identität und gesellschaftlichen Ordnungssystemen. Der Maler und Grafiker wartet in Linz mit teils neuen Arbeiten auf, die zwischen Zeichnung, Installation und Objekt changieren. Er biete eine „Rauminstallation, in der er kunst- und architekturhistorische Referenzen mit Spuren des Alltags und Versatzstücken der Popkultur miteinander in Beziehung setzt. Seine Werke sind voller Anspielungen: Fragmente aus Mythologie, Religion oder Kunstgeschichte treten ebenso auf, wie Zitate der Medienwelt oder alltägliche Elemente“, so Jonas.
Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf die historische Rolle des Mannes als „Spielemacher“. Ihn betrachtet Georg Pinteritsch als eine hypermaskuline Figur, die Stärke fordert, Verletzlichkeit unterdrückt und selbstzerstörerische Züge tragen kann. Einzelne Arbeiten greifen diese Zuschreibungen auf und thematisieren destruktives männliches Handeln als kulturelle Norm und Eskalation als historische Konstante. So schlägt in dem Gemälde „Erdapfel-Acker“ von 2025 ein Arm mit überbetonter Muskulatur und einem Morgenstern auf eine bereits am Boden liegende Person, die von wurzelnden Kartoffeln umgeben ist. Drohend und göttlich wirkt der übergroße bewaffnete Arm in einem Wolkenkranz mit roten Flammenzungen. Dabei bleibt die Bildsprache des Absolventen der Kunstuniversität Linz mehrdeutig, meidet festgelegte Narrative und öffnet Denk- und Imaginationsräume.
Die Auseinandersetzung mit Rollenbildern und der Fragilität von Ordnungs- und Deutungssystemen verschränkt Georg Pinteritsch mit kunsthistorischen Motiven. „In seinen Arbeiten verbindet Pinteritsch bekannte Bildtraditionen – wie etwa aus mittelalterlichen Tafelbildern – mit seinen persönlichen Erfahrungen und Elementen unseres kollektiven Gedächtnisses. Pinteritschs Zeichnungen und Installationen schaffen komplexe Bildräume, in denen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft überlagern und keine eindeutigen Interpretationen zulassen“, so Sarah Jonas. Spielerischer zeigt sich die 2025 entwickelte Installation „Spoilen“, in der Pinteritsch Styroporverpackungen zu ornamentalen Architekturfragmenten umgeformt hat. Mit dem großformatigen Jacquardteppich „Funeral of a Mystery Shopper“ bezieht sich der Träger des Kunstförderpreises der Stadt Linz auf die Tradition von Tapisserien und kombiniert archäologische Bildwelten mit Objekten unserer Alltagskultur, im ebenfalls für die Linzer Ausstellung geschaffenen „Nagelschiff“ knüpft Pinteritsch an die nordische Mythologie an und verbindet Begräbnisrituale wiederum mit alltäglichen Materialien.
Die Ausstellung „Georg Pinteritsch. Im Dienst der Zugehörigkeit, in der Gruppe der echten Jungs, sich so zu verhalten, wie es belohnt wird“ ist bis zum 11. Januar 2026 zu sehen. Das Lentos Kunstmuseum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 11 Euro, ermäßigt 9 Euro beziehungsweise 5 Euro. Der Katalog kostet 22 Euro.
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
A-4021 Linz
Telefon: +43 (0)732 – 7070 3600 |