Kunstkauf: Italien senkt Mehrwertsteuer auf 5 Prozent  |  | Italiens Kulturminister Alessandro Giuli sieht durch die Senkung des Mehrwertsteuersatzes einen Standortvorteil | |
Italien hat die Mehrwertsteuer beim Kauf und Verkauf von Kunstwerken auf 5 Prozent gesenkt und wird damit das EU-Land mit dem niedrigsten Steuersatz in diesem Bereich. Bisher lag dieser Wert bei 22 Prozent und war der höchste in der Europäischen Union. Die neue Regelung wurde vom Ministerrat verabschiedet und vom italienischen Kulturminister Alessandro Giuli bekanntgegeben. Sie muss noch vom Parlament verabschiedet werden, was als sicher gilt. Mit dieser Entscheidung habe die Regierung die Ungleichheit zu anderen europäischen Ländern, in denen es bereits günstige Steuerregelungen gibt, beendet, so Giuli: „Ab heute können wir wieder unter gleichen Bedingungen konkurrieren und bieten Galeristen, Antiquaren, Künstlern, Restauratoren, Transporteuren und Wissenschaftlern neue Möglichkeiten. Dies ist eine Maßnahme, die das gesamte Ökosystem der Kunst, eine der wichtigsten Stützen unserer kulturellen Identität, stärkt.“
Diese Entscheidung wurde von 500 Persönlichkeiten aus der Kunstwelt unterstützt, darunter von den Künstlern Maurizio Cattelan und Michelangelo Pistoletto sowie von mehreren Lobbygruppen. Andrea Sirio Ortolani, Präsident des ANGAMC, des Nationalen Verbands der Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst, bezeichnete die Maßnahme als bedeutenden Wendepunkt. Federico Mollicone, Vorsitzender des Kulturausschusses der italienischen Abgeordnetenkammer, verwies auf eine aktuelle Studie, laut der ein Mehrwertsteuersatz von 5 Prozent den Jahresumsatz italienischer Galerien, Antiquariate und Auktionshäuser innerhalb von drei Jahren um 1,5 Milliarden Euro steigern könnte, wobei die wirtschaftlichen Auswirkungen insgesamt auf 4,2 Milliarden Euro geschätzt werden.
Die Steuersenkung scheint nur der erste Schritt einer umfassenden Reform zu sein, mit der die italienische Regierung die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Kunstmarkts stärken will. Federico Mollicone kündigte darüber hinaus an, das Verfahren zur Ausstellung von Ausfuhrgenehmigungen für Kulturgüter, die älter als 50 Jahre sind, zu vereinfachen. Auch die digitale Infrastruktur steht auf der Agenda: So sollen unter anderem Onlineregister für das öffentliche Kulturerbe eingeführt werden. Bereits seit dem 1. Januar dieses Jahres gelten in Frankreich und Deutschland ermäßigte Steuersätze von 5,5 Prozent beziehungsweise 7 Prozent beim Handel mit Kunst. Nun sieht sich der Kunstmarkt in Österreich im Nachteil: Hier fallen noch 13 Prozent Mehrwertsteuer an. |