Peter Koglers schwindelerregende Welten in Duisburg  |  | in der Ausstellung „Sculpture 21st: Peter Kogler“ | |
Der österreichische Medienkünstler Peter Kogler bringt seine charakteristischen Netzstrukturen ins Lehmbruck Museum. Von morgen an stellt der Pionier der Medienkunst, der seit 1984 mit Mustern, Computeranimationen und Videoprojektionen begehbare Rauminstallationen schafft, in der Reihe „Sculpture 21st“ seine neue immersive Arbeit in Duisburg vor. Dafür hat er die Glashalle, das Schaufenster des Museums, mit bis zu fünfzehn Meter breiten und fünf Meter hohen Stoffbahnen ausgekleidet, die den Ausstellungsraum mit ihren Netzstrukturen zum Schwingen und Auflösen seines festen Gefüges bringen. In diesem scheinbar grenzenlosen Raumerlebnis tauchen die Besucher*innen in andere Realitätsebenen ein. So sind sie noch in einen schwarzen Kubus eingeladen, dessen drei Seiten aus Monitoren, die übrigen aus Spiegeln bestehen. In diesem Raum begleiten rotierende und pulsierende Animationen eine Klangkomposition von Franz Pomassl, einem langjährigen künstlerischen Weggefährten Peter Koglers.
Innerhalb der Installation sind Motive, die in Koglers Schaffen immer wieder auftauchen, in skulpturaler Form angeordnet. Große stilisierte Gehirne hängen von der Decke herab oder liegen auf dem Boden und lassen an neuronale Netze denken. Verschiedene Projektionen der Weltkugel auf geometrische Körper veranschaulichen die „Vernetzung“ der Welt in Längen- und Breitengraden. Zugleich ist der Raum von Ameisen bevölkert, die sich subtil in Netzstrukturen einfügen. Diese entpuppen sich wiederum als benutzbare Sitzbänke. Alle Elemente fungieren als Metaphern für globale Netzwerke, Informationsflüsse und ein kollektives Bewusstsein. Darüber hinaus können die Besucher*innen mithilfe von Augmented Reality auf ihren Smartphones Ameisen in Koglers vielschichtigem Universum entdecken. Koglers Mixed Reality-Raum von Mikro- und Makrostrukturen lädt dazu ein, frei zwischen Dimensionen und Realitäten zu wechseln.
Peter Kogler, geboren 1959 in Innsbruck, gilt als renommierter, weltweit tätiger Medienkünstler. Ab 1974 besuchte er die Kunstgewerbeschule seiner Heimatstadt, im Anschluss daran von 1978 bis 1979 die Akademie der bildenden Künste Wien. Dort wurde er 1993 Professor und leitete ab 1997 die Klasse für Neue Medien, seit 2008 hat er an der Münchner Kunstakademie eine Professur für Grafik inne. Kogler hat mehrfach an der Documenta in Kassel und der Biennale von Venedig teilgenommen, wo er 1995 den österreichischen Pavillon gestaltete. Zudem war sein Werk in Bregenz, Nizza, Köln, Wien, Zagreb, Miami oder Lissabon zu sehen und ist im Öffentlichen Raum an zahlreichen Orten fest installiert, etwa im Grazer Hauptbahnhof, in den U-Bahnstationen am Wiener Karlsplatz oder im Kölner Hotel Hyatt. Die Duisburger Schau ist nun die erste, die sich so umfassend dem skulpturalen Schaffen Peter Koglers zuwendet. 28 Werke aus zwei Jahrzehnten geben einen Einblick in sein Denken und seine Motivwelt.
Die Ausstellung „Sculpture 21st: Peter Kogler“ läuft vom 4. Juli bis zum 19. Oktober. Das Lehmbruck Museum hat täglich außer montags von 12 bis 17 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 9 Euro, ermäßigt 5 Euro; für Kinder bis 14 Jahre ist er kostenfrei.
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
D-47051 Duisburg
Telefon: +49 (0)203 – 283 32 94 |