Königlicher Kabinettschrank kehrt nach Stuttgart zurück  |  | Kabinettschrank, Stuttgart, vor 1892 | |
Das Stadtpalais – Museum für Stuttgart hat einen Kabinettschrank aus dem ehemaligen Besitz König Wilhelms II. von Württemberg erworben. Unterstützt wurde das Museum beim Ankauf des historistischen Möbels nach spanisch-maurischem Vorbild durch die Kulturstiftung der Länder und die Ernst von Siemens Kunststiftung. Nach dem Tod des letzten württembergischen Monarchen ging das kunstvoll mit Leder und Metall verzierte Kabinett, das einem Vargueño, einer Art tragbarem Schreibtisch des 17. Jahrhunderts, folgt, wohl in den Besitz von Wilhelms Tochter Pauline, Fürstin von Wied, über. Sie bewohnte das Familiengut Marienwahl bei Ludwigsburg, wo zahlreiche Erbstücke aus den Stuttgarter Schlössern zusammengetragen wurden. Vermutlich innerhalb des Hauses Württemberg weitervererbt, gelangte der Schrank schließlich 2009 in den Kunsthandel und wurde jetzt über die Bremer Galerie Neuse angekauft. Ab dem 9. Juli ist er in der Salon-Ausstellung des Museums zu sehen.
Das Möbel wurde wohl in den 1880er Jahren von König Karl von Württemberg in Auftrag gegeben und 1892 an seinen Neffen König Wilhelm II. vererbt, als dieser beschlossen hatte, das Wilhelmspalais als seinen zukünftigen Wohnsitz neu einzurichten, in dem heute das Stadtpalais – Museum für Stuttgart residiert. Das zweiteilige Stück besteht aus einem rundum prunkvoll mit geprägtem Leder und Metallbeschlägen verziertem Kasten mit Tragegriffen. Die Ornamente in der Lederbespannung sind maurisch inspiriert. Das Reisekabinett steht auf einem aus Holz gedrechselten und gebeizten hohen Gestell. Öffnet man die Klappe, kann man das Möbel als Schreibsekretär verwenden. Hinter der Schreibplatte verbergen sich zahlreiche Schubladen und Fächer, teils mit Geheimfunktion. In solchen Kästen wurden traditionell wertvolle Sammlungsobjekte, Schmuck oder Orden aufbewahrt. Bei der Verarbeitung wurde Eichen-, Eben- und Birnbaumholz verwendet. An der Ausführung waren mehrere renommierte Werkstätten aus Stuttgart beteiligt: Die Beschläge stammen aus der Kunstgewerblichen Werkstätte und Erzgießerei Paul Stotz, die Lederarbeiten aus der Kunstwerkstatt Albert Feucht und das Gestell vermutlich von den Vereinigten Hofmöbelfabriken Brauer & Wirth. |