H13 Performancepreis verliehen  |  | Stina Fors 2022 während ihrer Performance „A mouthful of tongues“ bei Brut Wien | |
Die Choreografin und Performancekünstlerin Stina Fors wird heuer mit dem H13 Niederösterreich Preis für Performance 2025 geehrt, den der Kunstraum Niederösterreich schon zum 19. Mal vergibt. Die 1989 geborene Schwedin konnte sich mit ihrem Projekt „Answer me, Pythia“ gegen 72 Mitbewerber durchsetzen. Die mit 5.000 Euro dotierte Ehrung bedeutet für Fors, dass neben einer zweiwöchigen Ausstellung auch ein Stipendienaufenthalt an der Partnerinstitution Studio Voltaire in London auf sie wartet. Die Preisverleihung findet am 21. November im Kunstraum Niederösterreich statt.
In der Jurybegründung schreiben Dot Zhihan Jia, Carolina Nöbauer und Frederike Sperling: „In ihrer zwei Wochen andauernden Performance ‚Answer me, Pythia‘ transformiert die Performancekünstlerin und Choreografin Stina Fors den Kunstraum Niederoesterreich in das Orakel von Delphi. Wie einst in der antiken Weissagungsstätte werden Besuchende auch hier täglich die Priesterin Pythia antreffen, die von Fors heraufbeschworen wird. Pythia, so heißt es, verlautbart ihre Prophezeiungen in trunkener Ekstase und gibt Ratschläge in unvorhersehbaren Ausdrucksformen und mit großem Interpretationsspielraum. Mit einer Faszination für das Absurde und Ungeschliffene formuliert Fors mit dem prämierten Projekt einen zeitgenössischen Kommentar zur Post-Truth-Ära: Wo Wahrheitsansprüche auf Basis von Affekten und Überzeugungen reklamiert werden, wirft Fors Besuchende auf ihre individuelle Kritikfähigkeit zurück. Sie ermutigt sie, sich selbst und einander zu befragen, auch oder gerade dann, wenn man selbst – und die Kunst – nicht immer ganz eindeutige Antworten zu bieten hat. Mit Methoden wie Bauchreden, verschiedenen Vokaltechniken, Spontaneität und Interaktion konzipiert Fors mit ‚Answer me, Pythia‘ ein kompromissloses Commitment zum Live-Moment und den unmittelbaren Begegnungen, die performative Kunst ermöglichen kann.“
Stina Fors studierte Choreographie an der SNDO, der School for New Dance Development, in Amsterdam. Sie kreiert Solowerke, die sich zwischen Tanz, Theater und Musik bewegen und von Spannung, Humor und Energie durchdrungen sind. Stimme-Körper-Praktiken sind stets Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit. Fors versteht ihre Performances oft als einen zusammenhängenden, dynamischen Prozess, dessen einzelne Elemente fortlaufend durchgearbeitet und dem jeweiligen Kontext neu angepasst werden. Dieses Jahr zeigte sie auf der Cremona Art Week in Italien drei Werke als ortsspezifische Performances und eröffnete im März mit der Uraufführung ihres Solos „Spöka“ das Festival Imagetanz in Wien. Stina Fors Arbeiten waren auch auf der Biennale in Venedig, im Wiener Tanzquartier, in La Ménagerie de Verre in Paris, auf dem Short Theater in Rom, im MDT Moderna Dansteatern in Stockholm oder dem Campo in Gent zu sehen.
Der Kunstraum Niederösterreich in Wien verleiht seit 2007 jedes Jahr den H13 Niederösterreich Preis für Performance. Er bildet bislang die einzige Auszeichnung für Performance als Medium der bildenden Kunst in Österreich. Ihr Ziel ist es, auf die Vielfalt und Relevanz zeitgenössischer Performance aufmerksam und sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die prämierten Projekte werden im Rahmen der Preisverleihung präsentiert. Begleitend ist eine zweiwöchige Ausstellung zu sehen, die sich abseits der Live-Performance eingehender mit den Inhalten des Projekts auseinandersetzt. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehören Roberta Lima, kozek hörlonski – Peter Kozek und Thomas Hörl, Lilo Nein, Jakob Lena Knebl, Peter Fritzenwallner, Barbis Ruder, Elisabeth Kihlström und Alexander Martinz sowie zuletzt Katharina Ernst. |