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Aktuellzum Archiv:Ausstellung

Poetische Sensibilität und konzeptuelles Denken treffen in der Kunst von Jacqueline Mesmaeker aufeinander. Das Salzburger Museum der Moderne würdigt das Schaffen der Belgierin in einer Überblicksschau

Vom Verschwinden der Dinge



in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

Es ist die erste umfassende Retrospektive außerhalb Belgiens, die das Museum der Moderne in Salzburg Jacqueline Mesmaeker derzeit widmet. Das Werk der im deutschsprachigen Raum kaum bekannten Belgierin entzieht sich einer einfachen Kategorisierung. Ihr Œuvre umfasst Skulpturen und skulpturale Interventionen ebenso wie Malerei und Zeichnung, Fotografie, Film und Video sowie Sprache und Text. Was ihr Schaffen besonders auszeichnet, ist die bemerkenswerte stilistische Vielseitigkeit. Paradoxerweise ist diese Flexibilität aber gleichzeitig auch einer der Gründe, warum ihre Arbeiten auf dem Kunstmarkt bisher wenig auftauchten. Der von der Generali Foundation gemeinsam mit dem Museum der Moderne konzipierten Personale gebührt das Verdienst, diesem Versäumnis mit einem vertiefenden Einblick in Mesmaekers künstlerisches Spektrum zu antworten. Die Schau macht anschaulich, wie wichtig diese innovative Konzeptkünstlerin, die die lange Zeit im Schatten ihrer männlichen Kollegen stand, für die belgische Kunstszene war. Die Grundlagen der Ausstellung wurden noch in Zusammenarbeit mit Jacqueline Mesmaeker festgelegt, die Ende 2023 starb. In acht Ausstellungskapitel gegliedert, präsentiert Kurator Jürgen Tabor nun am Mönchsberg eine Auswahl von zentralen Werken aus fünf Jahrzehnten von Mesmaekers Schaffens von 1974 bis 2023, die die verschiedenen Facetten ihrer Arbeit und ihre thematischen Schwerpunkte widerspiegeln.


Mesmaeker wuchs in Uccle, eine der 19 Gemeinden der Hauptstadt Brüssel, auf und studierte angewandte Kunst an der Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles. Anschließend arbeitete sie in den Bereichen Architektur, Grafik, Design und Mode, bevor sie 1974 erneut ein Kunststudium an der Kunsthochschule La Cambre in Brüssel aufnahm. Ab den 1970er Jahren entwickelte sie ihre für ihr Schaffen typischen Arbeiten, die sie in verschiedenen Medien realisierte und in denen sie die Bedingungen des Visuellen befragte. Ein wesentliches Merkmal ihrer Werke ist ein feinfühliges Empfinden für die existenziellen Prozesse des Erinnerns und Vergessens sowie für die psychische, politische und ästhetische Bedeutung des Subtilen und Verborgenen.

Die Künstlerin experimentierte mit verschiedenen Raum-, Zeit- und Bildebenen sowie Zeichen- und Symbolsprachen und schuf dabei neue, überraschende Querverbindungen. Wie die Werke ihres Landsmannes René Magritte sind auch ihre Arbeiten voll visueller Rätsel. Es scheint, als lege Jacqueline Mesmaeker Spuren und Hinweise auf verborgene, geheime Geschichten, die es zu entdecken gilt. Sie spielt durchaus mit Witz mit unserer Vorstellungskraft, mit suggestiven Bildern und Texten und stellt mit Verve unsere Augen und unseren Intellekt auf die Probe, wenn sie zum Beispiel die Schwarzweiß-Fotografie eines Ackers, der links und rechts von Wald gesäumt wird, in ein cremefarbenes Passepartout und einen Goldrahmen steckt und mit der Aufschrift betitelt: „Versailles avant sa construction“ - Versailles vor seiner Errichtung. Die Symmetrie und die Weite der Landschaft, der Text und die Rahmung aktivieren innere Bilder und Vorstellungen, wie das Aussehen der Schlossanlage und ihre politischen Geschichte.

Immer wieder knüpft Jacqueline Mesmaeker Bezüge zur belgischen Moderne, neben Magritte auch zu den poetischen Textbildverwirrungen von Marcel Broodthaers. Doch technisch gesehen ist die Belgierin eine hochinnovative Konzept- und Videokünstlerin. In der 1979 entstandenen Vierkanal-Videoinstallation „Surface de Réparation“ ermöglichen zwölf aufgefächerte Projektionsflächen und vier Projektoren ein mehrdimensionales Raumerlebnis. Die Multi-Screen-Filminstallation ist ein Beispiel dafür, wie sich Mesmaeker bereits in ihren frühen filmischen Arbeiten mit dem Objekt der Filmleinwand beschäftigt. Vor allem faszinieren sie transparente Leinwände – „durchlässige, kaum lokalisierbare Flächen, die sich in den Lichtbildern der Projektionen auflösen“, wie sie es formuliert. Dabei handelt es sich zum einen um Tüllstoffe als Projektionsflächen, zum anderen arbeitet sie mit Glas.

In der einem Glashaus ähnlichen Konstruktion „La Serre de Maximilien et de Charlotte“ von 1977 werden zerbrochene Scheiben zu Symbolen des Verschwindens. Die Installation spielt auf das Schicksal der Monarchin Charlotte von Belgien an. Sie war mit Maximilian von Österreich verheiratet, beide regierten kurz als Kaiser und Kaiserin von Mexiko. Nach Maximilians Hinrichtung erkrankte Charlotte psychisch und wurde jahrzehntelang in einem Schloss isoliert. In einer Bilderserie neben dem Glashaus ist ihr verblassendes Bild zu sehen, collagiert mit Texten Mesmaekers. Das aus den Scheiben zerstörter Gewächshäuser gefertigte Gebäude ist eine Anspielung auf Maximilians Interesse an der Botanik und auf die Region, in der Charlotte interniert war. Das Vergehen, das Verschwinden, das Vergessen und das Erinnern sind Themen, die sich im Werk der belgischen Künstlerin immer wieder finden, so auch in „Lapin“, einer Serie von Zeichnungen aus dem Jahr 1974, die leporelloartig und in mehreren Varianten das sich auflösende Bild eines rosafarbenen Kaninchens zeigt. In Anlehnung an Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ beschäftigt Mesmaeker das „Davonlaufen“ der Zeit als eines der vielen rätselhaften und paradoxen Phänomene des Kinderbuchklassikers: mit jedem Blatt werden die Umrisse des Kaninchens, das von der Zeit gehetzt wird, kleiner und seine Gestalt verblasst.

Mit der Auswahl der Exponate und ihrer Konstellation unterstreicht Jürgen Tabor die Unmöglichkeit einer Zuordnung von Mesmaekers Werk und die Vielfalt an Zugängen, die einander überlagern oder ergänzen können. Er betont auch ihren „weiblichen Blick auf die Dinge“, wenngleich Jacqueline Mesmaeker noch zur Generation vor dem Durchbruch der feministischen Avantgarde gehört. Hinter der Leichtigkeit ihrer Arbeiten verbirgt sich ein feinfühliges Bewusstsein für Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, auch in Bezug auf die Geschichte von Frauen. Deutlich wird das in einer Gegenüberstellung von zwei Bildern. Das eine trägt den Titel „Die Regentinnen“. Frans Hals, der große Meister des holländischen Portraits, stellte in seinem um 1660 entstandenen Gruppenporträt die Leiterinnen eines Altenheims mit auffallend kräftigen Händen dar. Das Vorbild adaptiert Mesmaeker in einer Fotografie, bei der die Bildfläche schwarz ist. Sie konzentriert sich allein auf die Stellen, an denen Frans Hals die Hände malte, und ersetzt sie durch lodernde Flammen – ein Symbol für Energie und die Verwandlung des Lebens durch Feuer.

Angelehnt an den Ausstellungstitel beinhaltet das Kapitel „Secret Outlines“ Werkgruppen, in denen Jacqueline Mesmaeker mit ausgesprochen minimalen Mitteln ein breites Spektrum an Assoziationsfeldern eröffnet. Es handelt sich um Mikrointerventionen – kleine Zeichnungen oder Eingriffe, mit denen sie Bücher, Objekte oder Räume besetzt und verändert. Die Arbeit „Secret Outlines“ von 1996 besteht aus einer Gruppe von acht Büchern, die sie durch zeichnerisch minimalistische Eingriffe umformt – von Virginia Woolfs „Une Chambre à soi“ (Ein Zimmer für sich allein) über Marx und Engels, eine Auswahl von Schriften Lenins bis hin zu Peter Handkes „Essai sur la fatigue“ (Versuch über die Müdigkeit). Sympathisierend oder kritisch reagiert sie teils auf den Inhalt, teils auf die visuelle Struktur der Bücher. Die Ausstellung vermittelt alle Facetten des Werks einer Künstlerin, die endlich neben Marcel Broodthaers und Joëlle Tuerlinckx den ihr gebührenden Platz in der belgischen Kunstgeschichte einnimmt. „Secret Outlines“ ist eine längst überfällige Hommage an Jacqueline Mesmaekers künstlerisches Schaffen, das trotz aller Reduktion, die manchmal fast bis zur Unsichtbarkeit und Immaterialität reicht, in der Lage ist, mit minimalen Mitteln weite Denkräume zu öffnen.

Die Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“ ist bis zum 14. September zu sehen. Das Museum der Moderne auf dem Mönchsberg hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 11 Euro; für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre ist er frei. Der Ausstellungskatalog aus dem Verlag für moderne Kunst Wien kostet 39,80 Euro.

Kontakt:

Museum der Moderne Salzburg - Mönchsberg

Am Mönchsberg 32

AT-5020 Salzburg

Telefon:+43 (0662) 84 22 20 401

Telefax:+43 (0662) 84 22 20 700

Startseite: www.museumdermoderne.at



23.06.2025

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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Veranstaltung vom:


07.03.2025, Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines

Bei:


Museum der Moderne Salzburg

Kunstsparte:


Film und Video

Kunstsparte:


Konzeptkunst

Kunstsparte:


Zeichnung

Kunstsparte:


Fotografie

Kunstsparte:


Skulptur

Stilrichtung:


Konzeptkunst

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst







in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

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in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

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Jacqueline Mesmaeker, L’Androgyne, 1. Avion en phase d’approche, 1987-2013

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in der Ausstellung „Jacqueline Mesmaeker. Secret Outlines“

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Jacqueline Mesmaeker, Secret Outlines (Detail aus W. I. Lenin, Marx, Engels, Marxismus, 1947), 1996

Jacqueline Mesmaeker, Secret Outlines (Detail aus W. I. Lenin, Marx, Engels, Marxismus, 1947), 1996

Jacqueline Mesmaeker bei der Installation von „Enkel Zicht naar Zee, naar West“

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Jacqueline Mesmaeker, Les Régentes (Franz Hals / Paul Claudel), 1990-2012

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Jacqueline Mesmaeker, Lapin (when suddenly a White Rabbit with pink eyes ran close by her), 1974

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Jacqueline Mesmaeker, Les Charlottes II, 1977

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