Bâloise Kunst-Preis auf der Art Basel vergeben  |  | Joyce Joumaa hat den Bâloise Kunst-Preis 2025 gewonnen | |
Schon zum 26. Mal hat der Schweizer Versicherungskonzern Baloise junge Kunstschaffende aus dem Sektor „Statements“ der aktuellen Art Basel mit seinem Kunstpreis ausgezeichnet. Die beiden Gewinnerinnen sind in diesem Jahr Joyce Joumaa und Rhea Dillon, die von Karola Kraus (Generaldirektorin MUMOK Wien), Bettina Steinbrügge (Direktorin MUDAM Luxemburg), Susanne Pfeffer (Direktorin MMK Frankfurt), Susanne Titz (Direktorin des Museums Abteiberg Mönchengladbach) und dem Schweizer Kunstsammler und Mäzen Uli Sigg aus insgesamt 18 nominierten Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt wurden. Sie dürfen sich jetzt über ein Preisgeld von je 30.000 Euro und den Ankauf eines Werkes freuen, die dem MMK Frankfurt und dem MUDAM Luxemburg geschenkt werden.
Die 1998 in Beirut geborene Joyce Joumaa, die zwischen ihrer Heimatstadt, dem kanadischen Montreal und Amsterdam pendelt, beschäftigt sich mit den alltäglichen Geschichten im Libanon und zeigt damit auf, wie vergangene Strukturen die Gegenwart des Landes beeinflussen. So befasst sie sich in ihrer Installation „Periodic Sights“, die auf der Art Basel zu sehen ist, mit der andauernden Energiekrise im Libanon, einem der gravierendsten Infrastrukturprobleme des Landes. Die Arbeit besteht aus umfunktionierten Sicherungskästen, in die Fotografien von Alltagsmotiven aus Beirut und Tripoli eingebaut sind: häusliche Szenen, Straßenzüge, Marktplätze und urbane Zwischenräume. Joumaa legt dabei die Verflechtungen von Macht, Infrastruktur und sozialer Psychologie offen. Mit den hinterleuchteten Kästen simuliert Joumaa die durchschnittliche tägliche Stromzufuhr eines Haushalts im Libanon – oft nicht mehr als zwei Stunden. So macht sie unmittelbar erfahrbar, was es heißt, unter Bedingungen strukturellen Mangels zu leben. Strom und dessen Abwesenheit werden zur sozialen Machtressource. Die Lichtsteuerung der Installation ist direkt mit der Messekoje verbunden: Besucher*innen der Art Basel erleben, wie sehr Zugang zu Energie rationalisiert wird und über Sichtbarkeit, Teilhabe und Ausschluss entscheidet.
Rhea Dillon, 1996 in London als Nachfahrin karibischer Einwanderer der sogenannten Windrush-Generation nach dem Zweiten Weltkrieg geboren, setzt sich mit den Erfahrungen schwarzer Individuen und Gemeinschaften in anderen kulturellen Kontexten und Ländern auseinander. Sie verhandelt dabei die existenzielle Frage nach Zugehörigkeit an der Schnittstelle fortlaufender Reflexionen über rassistisch geprägte Geschichtsbilder, strukturelle Diskriminierung und die fortwirkenden Vermächtnisse des Kolonialismus in westlichen Gesellschaften und Institutionen. Ihre skulpturalen Arbeiten zeugen dabei von dem Verwobensein karibischer und britischer Identitäten. In ihrer Arbeit „Leaning Figures“, einer Gruppe von musealen Wandschaukästen mit Tellern, verknüpft Dillon ethnografische Präsentationsformen mit der Frage nach der Herkunft von Sapelli-Mahagoni des afrikanischen Kontinents und seiner Verwendung für den Bau von Sklavenschiffen. Wie tief die kolonialen Narben sind und wie schwierig es ist, sich davon zu lösen, verdeutlicht die klebrige Melasse, die den vermeintlich wertvollen Kristalltellern anhaftet. |