Düsseldorf, Diepholz und Syke feiern den 100. Geburtstag von Hans-Albert Walter  |  | Hans-Albert Walter, Schaltvorgang II, 1974 | |
„Die Farbe Schwarz und das Licht. 100 Jahre Hans-Albert Walter“ ist eine Kabinettschau im Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten überschrieben. „Kosmos der Zahlen“ lautet der Titel einer umfangreicheren Retrospektive im Syker Vorwerk. Hinzu kommen kleinere Präsentationen im Alten Rathaus und der Kreissparkasse in Diepholz, der zweiten Heimat des 1925 im pommerschen Kolberg geborenen Künstlers. Obgleich Hans-Albert Walter zu den prägenden deutschen Künstlern der Nachkriegsjahrzehnte gehörte, ist der seit 1954 in Düsseldorf ansässige Maler im Laufe der Zeit stark in den Hintergrund öffentlicher Wahrnehmung gerückt. Umso erfreulicher ist nun die Würdigung des 2005 in Diepholz verstorbenen Künstlers, auch wenn es leider nicht zu einer alles vereinenden Gesamtschau in der rheinischen Landeshauptstadt gekommen ist.
Die Titel der beiden Ausstellungen in Düsseldorf und Syke verraten bereits wesentliche Elemente Walters Kunst. Die Farbe Schwarz unter Einschluss einer Helligkeit des Lichts sowie Zahlenreihen machen die Charakteristika seines Schaffens aus. Doch der Weg dahin war eher tragisch. Im Alter von 15 Jahren verlor er sein Gehör. So sah sich Hans-Albert Walter gezwungen, die Welt mit Malerei und Grafik kommunikativ zu erschließen, und gelangte auf diese Weise zu einer originären Bildsprache. Bis 1952 studierte er in Stettin, an der Münchener Kunstakademie und der Staatlichen Kunsthochschule in Bremen. In Düsseldorf stand er der 1958 gegründeten Künstlergruppe ZERO nahe und ließ sich von deren kinetischen Werken inspirieren. Ab Mitte der 1960er Jahre fanden Tendenzen der Pop Art und Op-Art in seinen Bildern Widerhall, bevor er sich auf geometrische Formen und Zahlendarstellungen konzentrierte. Ab 1956 beteiligte sich Walter an vielen Ausstellungen und gab 1962 zugunsten einer freischaffenden künstlerischen Tätigkeit seinen Beruf als Industriegrafiker auf.
Im Düsseldorfer Malkasten sind rund 20 Gemälde aus der Reihe der Zahlenbilder vereint, die zunächst in Sequenzen und Kolumnen, dann als isolierte Ziffern vor monochromen Grund auftreten. Hinzu kommen Kataloge, Plakate und weitere Dokumente aus dem Besitz seiner Tochter Heike Walter. In Syke präsentiert Kuratorin Nicole Giese-Kroner rund 80 chronologisch angeordnete Arbeiten. Die Auswahl setzt ein mit gegenständlichen Sujets aus den 1950er Jahren und geht über von ZERO beeinflussten Werken hin zu systematisch durchdrungenen Kreis- und Technikbildern. Dann erfolgte in den 1970er Jahren die finale Werkphase mit einer radikal vereinfachten Bildsprache aus monochromen Flächen und isolierten Ziffern. In ihrer reduzierten Form sind die letzten Bilder von einer ungewöhnlichen meditativen Tiefe. Anfangs als Mittel zum kommunikativen Überleben benutzt, entwickelte der Künstler seine Profession zu einer individuellen Position. Darüber hinaus schuf er eine Reihe von Kunstwerken im öffentlichen Raum.
Die Ausstellung „Die Farbe Schwarz und das Licht. 100 Jahre Hans-Albert Walter“ ist bis zum 19. August zu besichtigen. Der Künstlerverein Malkasten hat dienstags von 17 bis 21 Uhr und donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4 Euro.
Künstlerverein Malkasten
Jacobistraße 6a
D-40211 Düsseldorf
Telefon: +49(0)211 – 35 64 71
Die Ausstellung „100 Jahre Hans-Albert Walter. Kosmos der Zahlen“ läuft bis zum 7. September. Das Syker Vorwerk hat mittwochs, freitags und samstags sowie feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Syker Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst
Am Amtmannsteich 3
D-28857 Syke
Telefon: +49 (0)4242 – 57 74 10 |