Kosuth-Schau in Stuttgart  |  | Joseph Kosuth, Five Words And Five Colors-A Description, 1965 | |
Anlässlich des 80. Geburtstags von Joseph Kosuth bietet das Kunstmuseum Stuttgart derzeit unter dem Titel „Non autem memoria“ einen Überblick über sein Schaffen. Die von Ulrike Groos gemeinsam mit dem Künstler kuratierte Schau versammelt alle 18 Arbeiten aus der Sammlung des Hauses, die mehr als 50 Jahre umspannen. Kosuth gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der US-amerikanischen Konzeptkunst, der sowohl die frühesten Arbeiten zu dieser Kunstbewegung beisteuerte als auch in zahlreichen Texten deren theoretischen Grundlagen legte. Neben Neonarbeiten sind auch Installationen und Fotodrucke zu sehen.
Der 1945 in Toledo in Ohio geborene Kosuth legte schon Anfang der 1960er Jahre der Werkserie „Art as Idea as Idea“ sein einfaches, aber weitreichendes künstlerisches Prinzip zugrunde. Als Konzeptkünstler gehe es ihm, so Kosuth, um die Arbeit „mit Bedeutung, und nicht mit Formen, Farben und Materialien“. Kosuth bedient sich also sprachlich begründeter Prozesse anstelle traditioneller form- und inhaltsbestimmter Kunst. Für ihn ist die Idee hinter einem Kunstwerk zentral, wobei Worte und Sprache als vorrangige künstlerische Mittel dienen, diese zu verwirklichen und zu veranschaulichen. Für seine Serie „Art as Idea as Idea“ von 1966 nutzte er dazu Wörterbuchdefinitionen von Begriffen wie „Water“, „Meaning“ oder „Idea“ und vervielfältigte und vergrößerte sie in schwarz-weißen Photostat-Reproduktionen. Hier wird schon ein zweites Wesensmerkmal seiner Kunst deutlich: Appropriationsstrategien. Die konzeptuelle Aneignung und Kopie von vorgefundenem ästhetischem Material, etwa Texte, Fotografien und andere Medien, überführte er in eigene Arbeiten.
Aus Kosuths früher Beschäftigung mit Neonarbeiten ist in Stuttgart „One and Eight-A Description“ von 1965 zu sehen. Die acht pinkfarbenen Wörter bilden zusammen eine selbstreferenzielle Beschreibung dessen, was Ludwig Wittgenstein in folgender These zum Ausdruck brachte: „Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“. Die Verwendung von Neonlicht zieht sich wie ein roter Faden durch Kosuths gesamtes Schaffen, so auch in der jüngsten Arbeit der Ausstellung „Texts for Nothing (Waiting for-) #3“ von 2011. Diese ist Teil einer Werkgruppe, in der der Kosuth Textfragmente von Samuel Beckett verarbeitete.
Stuttgart war in den 1980er und 1990er Jahren ein wichtiger Ort für Joseph Kosuth: Von 1991 bis 1997 lehrte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und war zudem mit zahlreichen Ausstellungen und Projekten in der Stadt präsent, darunter der öffentlichen Installation „Measurement Described (A Dedication)“ von 1994. Ein Zitat des in Stuttgart geborenen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel stand in Neonschrift an der Fassade des Hauptbahnhofs. Das Kunstmuseum Stuttgart besitzt die größte Sammlung an Werken von Kosuth in Deutschland.
Die Ausstellung „Joseph Kosuth. Non autem memoria“ läuft bis zum 12. April 2026. Das Kunstmuseum Stuttgart hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, am Freitag zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist bis 12. Oktober kostenlos; ab 14. Oktober beträgt er regulär 6 Euro, ermäßigt 4 Euro und ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1
D-70173 Stuttgart
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