Erste Retrospektive zu Suzanne Duchamp in Zürich  |  | Suzanne Duchamp, Radiation de deux seuls éloignés, 1916/20 | |
Das Kunsthaus Zürich präsentiert ab heute die nach eigenen Angaben weltweit erste Retrospektive zu Suzanne Duchamp. Durch neue Forschungen konnte Gastkuratorin Talia Kwartler, die zusammen mit der Kunsthaus-Expertin Cathérine Hug die Ausstellung verantwortet, bislang unbekannte oder lange übersehene Werke wiederentdecken. Die über 70 Exponate, darunter rund 50 Gemälde, 20 Arbeiten auf Papier sowie seltenen Archivalien und Vintage-Fotografien, reichen von frühen Kompositionen, etwa der kubistisch angehauchten „Jeune fille au chien“ aus dem Jahr 1912, und dadaistischen Experimenten, wie der „Ariette d’oubli de la chapelle étourdie“ von 1920, bis hin zu den seltsam figurativen, beinahe naiven Werken aus späteren Schaffensjahren, wie „La Noce“ von 1924. Sie zeichnen sich durch Duchamps Erkundung der Grenzen zwischen Malerei, Poesie und Wortspiel aus.
Suzanne Duchamp, geboren 1889 in Blainville-Crevon in der Normandie, gehörte zu einer der prägendsten und bekanntesten Künstlerfamilien der Moderne. Als Schwester von Marcel Duchamp, Raymond Duchamp-Villon und Jacques Villon stand sie in engem Austausch mit ihren Brüdern und nahm an den Avantgardebewegungen ihrer Zeit teil. 1919 heiratete sie den Schweizer Künstler Jean-Joseph Crotti, mit dem sie bis zu dessen Tod im Jahr 1958 immer wieder kooperierte und von dem das Kunsthaus Zürich Schlüsselwerke besitzt. Die letzte bedeutende Ausstellung zu beiden fand 1983 im Centre Pompidou in Paris in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Bern statt. Suzanne Duchamps Schaffen wird heute vor allem mit dem Dadaismus verbunden; als eines der Hauptwerke ihrer dadaistischen Arbeit gilt das Gemälde „Multiplication brisée et rétablie“ von 1918/19, das heute im Art Institute of Chicago hängt.
Ihre Bildsprache ist subtil, humorvoll und ästhetisch, ihre Verschränkungen poetischer Bildtitel mit grafisch einprägsamen und dennoch minimalistischen Kompositionen haben Kunstgeschichte geschrieben. Die oft rätselhaften Titel ihrer Werke rufen neue Assoziationen hervor und erweitern ihre Bilder um ungewöhnliche Deutungsmöglichkeiten. Als Teil der Pariser Avantgarde erforschte Suzanne Duchamp in ihren frühen Arbeiten kubistische Fragmente von Stadtlandschaften und Innenräumen, bevor sie sich dem Dadaismus zuwandte. „Obwohl Dada in seiner Zeit als ‚Farce‘ galt, war es tatsächlich ein heilsames Abenteuer für Künstler, erlaubte es ihnen doch, frei zu atmen“, so Suzanne Duchamp. 1922 vollzog sie aus unbekannten Gründen einen unerwarteten Bruch mit Dada und wandte sich einer figurativen Malerei mit oftmals ironischen Untertönen zu. Die Künstlerin starb 1963 in Neuilly-sur-Seine.
Die Ausstellung „Suzanne Duchamp. Retrospektive“ läuft vom 6. Juni bis zum 7. September. Das Kunsthaus Zürich hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags zusätzlich bis 20 Uhr geöffnet. Der Besuch kostet 24 Franken, ermäßigt 17 Franken. Für Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren sowie für alle am Mittwoch ist der Eintritt kostenlos. Begleitend erscheint eine umfassende Monografie zu Suzanne Duchamp im Verlag Hatje Cantz, die für 56 Schweizer Franken im Kunsthaus-Shop erhältlich ist.
Kunsthaus Zürich
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