DZ-Stipendium für Sven Johne und Kirsten Justesen  |  | Sven Johne | |
Sven Johne und Kirsten Justesen erhalten das Förderstipendium der Kunststiftung DZ Bank für 2025/26. Laut Jury wurden mit ihnen „zwei sehr unterschiedliche Positionen und vor allem Menschen ausgewählt, welche die Kunststiftung DZ Bank und die Sammlung mit ihren hochkarätigen Arbeiten enorm bereichern und inspirieren werden“. Das einjährige Stipendium und die Fördersumme von jeweils 15.000 Euro sollen den beiden Fotograf*innen die Möglichkeit geben, intensiv an ihren eingereichten Projekten zu arbeiten. Im Herbst 2026 werden die dann fertiggestellten Fotoserien für die Sammlung der DZ Bank erworben und in der Ausstellungshalle der Kunststiftung erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert.
Sven Johne, geboren 1976 in Bergen auf Rügen in der DDR, entwickelt ungewöhnliche Perspektiven auf Geschichte und Gesellschaft. Ein wiederkehrendes Thema ist die Zeit nach der Wende mit ihren tiefgreifenden Umbrüchen und sozialen Verwerfungen. Seine Foto- und Videoarbeiten kombiniert er mit Texten, die bemerkenswerte Geschichten zutage fördern. Dabei nutzt er eine literarische Mischform aus Dokument und Fiktion. So entstehen Erzählungen zwischen persönlicher Aneignung und historischer Reflexion. Mit dem Förderstipendium der DZ Bank plant Sven Johne eine Arbeit, deren Ausgangspunkt Ausgrabungen in Mecklenburg-Vorpommern sind, die Zeugnisse einer Schlacht freilegen: ein „bronzezeitliches Gemetzel“, bei dem vor rund 3.300 Jahren schätzungsweise 1.000 Menschen ums Leben kamen. Johne geht es dabei weniger um den archäologischen Forschungsstand als um die geborgenen Körper wie um die Menschen, die an den Ausgrabungen beteiligt sind. Welche Auswirkungen hat die historische Schlacht auf sie und auf uns angesichts aktueller Kriege und Gräuel?
Kirsten Justesen, Jahrgang 1943 aus dem dänischen Odense, zählt zur Avantgarde der Kunstszene in ihrer Heimat während der 1960er Jahre. Ausgehend von ihrem Studium klassischer Bildhauerei hat sie ein ebenso vielschichtiges wie medienübergreifendes Werk geschaffen. Es umfasst dreidimensionale Objekte, Installationen und Fotografie, die sie klug miteinander kombiniert. So werden performative und zeitbasierte Skulpturen, ihre „Actions for Camera“, zum fotografischen Bild. Im Zentrum steht der eigene Körper, den sie als Material, als Referenz- und Ausgangspunkt für ihre künstlerische Praxis nimmt. Aus einer dezidiert feministischen Perspektive heraus untersucht sie gesellschaftliche Konventionen, Rollenbilder und Stereotype. Konzeptueller Ansatz und kritische Haltung verbinden sich hier beispielhaft miteinander. So ist auch Justesens eingereichtes Vorhaben reduziert auf das Wesentliche: eine „Choreografie für Körper, Raum, Stuhl und Kamera“. Mehr braucht es mitunter nicht, um grundlegende Rahmenbedingungen zu untersuchen. |