Ariane Müller mit Kriegs- und Friedenskunst in Wien  |  | in der Ausstellung „Ariane Müller. Fische sind ins Meer gefaltet wie das Meer in die Fische“ | |
Die Wiener Secession präsentiert seit dem Wochenende eine Schau mit aktueller Kunst von Ariane Müller. „Die Ausstellung kommt aus einer Irritation, die mein Leben zu begleiten scheint oder mein Denken immer wieder unterbricht, durch etwas, das mir grundsätzlich sehr fremd ist, und das ist der Krieg“, so die 1965 geborene Wienerin. Die Künstlerin, Verlegerin, Kuratorin und Schriftstellerin, die von 1996 bis 2013 die österreichische Delegierte bei UN-Habitat war, beschäftigt sich seit den 1990er Jahren und dem Krieg in Jugoslawien mit gewaltsamen Konflikten. Als UN-Delegierte war sie mit Kampfhandlungen konfrontiert, etwa im Irak-Krieg. In Wien hat Müller ihre Personale in die Sphären Krieg und Frieden aufgeteilt.
Ariane Müller ordnet der Sphäre Krieg großformatige, scheinbar friedliche Naturszenerien zu. Die Bilder skizzierte sie rund um Wien und in der Steiermark oder schuf sie nach Werken des chinesischen Malers Shi Tao. Für die Künstlerin sind dies „Holzwege“. Sie verdeutlichen, so Kuratorin Jeanette Pacher, „die Tendenz sich angesichts des Krieges aus dem Zentrum in die Abgeschiedenheit, in das Schweigen, zurückzuziehen. Oder, im übertragenen Sinne, sich anstatt mit gegenwärtigen Widersprüchen und politischen Fragen mit zeitlosen malereispezifischen Themen auseinanderzusetzen.“ Müller stellt einen solchen Rückzug in Frage, da „der Krieg in uns genauso hinein gefaltet ist wie wir in den Krieg“. Die Landschaften sind in der Art von Paul Cézanne gehalten, der im selben Lebensabschnitt wie Müller in von ihm beklagter Isolation arbeitete. Um die Distanz zur eigenen Person zu erhöhen, arbeitete die Künstlerin auch mit einem Pinsel, dessen Stiel zwei Meter lang war, so dass ein Kontrollverlust einsetzte.
Im Kontrast zur Sprachlosigkeit des Krieges und der Isolation von Naturdarstellungen präsentiert Müller in der Sphäre des „Friedens“ Videos. Diese berichten von Zusammenarbeit und von einem nicht zielgerichteten Handeln. Müller schuf sie zwischen 1988 und 2023 für verschiedene Ausstellungen und projiziert sie nun auf Paravents, die nach der Sternenkonstellation in Österreich am 8. April 2025, 21 Uhr, angeordnet sind. Wir sehen unter anderem Wasserspuren, die am Zugfenster entlangrinnen, ein Tennismatch auf einem verlassenen Schulgelände, das auf die Straße entlassene Maskottchen des geschlossenen Edo-Tokyo-Museums, die Ereignisse am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg. Viele der Videos sind geprägt vom Geist Berlins der 1990er Jahre, als Müller in die deutsche Hauptstadt zog. Themen sind Tätigkeiten, denen man sich widmen kann, wenn Dinge nicht ergebnisorientiert oder dringlich geschehen müssen und somit Raum für Experiment, Engagement, oder Frei-Zeit besteht. Die zentrale Frage wirft Ariane Müller in der Schau auf, was die Kunst angesichts einer krisenhaften Gegenwart tun kann.
Die Ausstellung „Ariane Müller. Fische sind ins Meer gefaltet wie das Meer in die Fische“ läuft bis zum 31. August. Die Secession hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, für Schüler*innen und Studierende unter 26 Jahren 7,50 Euro. Für Kinder unter zwölf Jahren ist der Besuch kostenlos. Begleitend erscheint ein 88seitiger Katalog für 24 Euro.
Secession
Friedrichstraße 12
A-1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 – 587 53 07 |