Galerist Ernst Hilger gestorben  |  | Ernst Hilger 2008 bei der Verleihung des „Oscart“ | |
Der Wiener Galerist Ernst Hilger ist am Montag im Alter von 75 Jahren verstorben. Die Tageszeitung „Kurier“ bestätigte seinen Tod unter Berufung auf seine Ehefrau Karoline Hilger-Bartosch. Hilger war bis zuletzt auf Kunstmessen und in seiner Galerie aktiv. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erinnerte sich daran, dass er erst vor wenigen Tagen gemeinsam mit Hilger und weiteren Vertretern der Kunstszene dessen Galerie sowie die aktuelle Attersee-Ausstellung besucht hatte, und drückte sein Bedauern über den plötzlichen Tod des Kunsthändlers aus. „Ernst Hilger war ein Leuchtturm in der Wiener Kunstszene. Er hat junge Künstlerinnen und Künstler gefördert, er hat bewährten Malerinnen und Malern ein Forum geboten. Er war innovativ, hatte stets neue, gute Ideen, hat sich nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Er war immer für ‚seine Leute‘ da“, so Ludwig.
Hilger prägte den österreichischen Kunstmarkt über viele Jahre hinweg. Er war langjähriger Präsident der Vereinigung der österreichischen Galerien, Berater der Art Basel und von 2002 bis 2007 Präsident des Europäischen Galeristenverbandes. Hilger lud internationale Kunstgrößen wie Erró, Mel Ramos und Eduard Angeli nach Wien ein und pflegte enge berufliche sowie persönliche Freundschaften mit Vertretern der Wiener Avantgarde, darunter Alfred Hrdlicka und Christian Ludwig Attersee. Neben dem Aufbau der Hilger Collection schenkte er 400 bis 500 Werke dem Wien Museum musa. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler betonte, dass Kunst für Hilger nicht elitär sein durfte, sondern möglichst allen verständlich sein sollte. „Sein Engagement für Kunst, Künstlerinnen und Künstler sowie für die Bedürfnisse der Galerien und des Kunstmarktes keine Pause kannte“, so Kaup-Hasler.
„Ich habe 50 ganz sensationelle Jahre gehabt. Ich war 30 Jahre lang der Platzhirsch. Aber ich habe keine Lust mehr herumzurasen“, äußerte sich Ernst Hilger im Februar dieses Jahres anlässlich seines 75. Geburtstags. Hilger, 1950 in Wien geboren, wollte ursprünglich Musikmanager werden und gründete neben seinem Studium der Betriebswirtschaft den Folk-Club Atlantis, in der zahlreiche Austropop-Musiker ihre ersten Auftritte hatten. Seit 1971 war Hilger im Kunsthandel tätig. Er gehörte zu den Gründungsgesellschaftern der Galerie Academia in Salzburg, ein Jahr später bei der Galerie Spectrum in Wien. 1976 eröffnete er dann eigene Galerieräume in der Wiener Dorotheergasse unter seinem Namen, die zu einer der ersten Adressen der Kunstbranche in der österreichischen Hauptstadt werden sollte. Darüber hinaus unterhielt er zweitweise Niederlassungen in Frankfurt und Paris.
Ab 2003 baute der Galerist zudem „Hilger contemporary", eine Plattform für internationale zeitgenössische Kunst mit Schwergewicht Südosteuropa, ab 2009 die „Hilger Brot Kunsthalle“ und seit 2013 zusätzlich „Hilger Next“ auf. Ein Schwerpunkt seiner Galerientätigkeit lag auf bekannten Künstlern des 20. Jahrhunderts, darunter Pablo Picasso, Jean Dubuffet, Andy Warhol und Keith Haring. Auch österreichische Künstler der Generation nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er in sein Programm auf, etwa Joannis Avramidis, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Hans Staudacher. Hilger kümmerte sich aber auch um jüngere Künstlergenerationen und gab unter Anastasia Khoroshilova, Cameron Platter, Maria Bußmann und Stylianos Schicho eine Plattform. Für sein Engagement in der österreichischen Kunstszene wurde Ernst Hilger 2008 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet, in jenem Jahr zudem mit dem „Oscart“ des Wiener Wirtschaftskammergremiums „Der Kunsthandel“. |