Britischer Investor kauft Artnet  |  | Hans Neuendorf und Jacob Pabst ziehen sich von Artnet zurück | |
Artnet hat einen neuen Besitzer. Der 56jährige Brite Andrew Wolff hat mit seiner Beteiligungsgesellschaft Beowolff Capital das Internetportal zum Kunstmarkt als neuer Eigentümer übernommen. Damit endet die 35jährige Führerschaft von Hans Neuendorf und seiner Familie in der Aktiengesellschaft. Laut eigener Mitteilung hat Beowolff Capital bereits die Mehrheit der Anteile an dem konkurrierenden Kunstportal Artsy erworben. Vor diesem Hintergrund wird die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit oder einer funktionalen Zusammenführung der beiden Plattformen Artnet und Artsy in Erwägung gezogen, wobei jede Webseite künftig unterschiedliche Rollen im Kunstmarkt übernehmen könnte. Dazu äußert sich der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Wolff wie folgt: „Der digitale Kunstmarkt ist reif für beschleunigte Innovation. Durch unser wachsendes Beteiligungsportfolio an marktführenden Unternehmen bauen wir ein vernetztes Ökosystem basierend auf gemeinsam genutzten KI-Tools auf. Unsere Plattform wird aus Produkten der nächsten Generation bestehen, allen Akteuren einen besseren Service bieten und Kunst für alle zugänglicher machen.“
Der zentrale Aspekt der aktuellen Transaktion besteht im Ankauf von 29,99 Prozent der Artnet-Anteile durch Beowolff Capital, die vormals im Besitz von Rüdiger K. Weng und der Weng Fine Art AG waren. Gemäß dieser Datenbasis hält Andrew Wolff nun insgesamt 65 Prozent der Artnet-Aktien. Die Beteiligungsgesellschaft strebt ein Delisting von Artnet sowie den Erwerb der verbleibenden Anteile von Minderheitsaktionären an. Das den Aktionären der Artnet AG unterbreitete Angebot von 11,25 Euro pro Aktie stellt eine Gelegenheit dar, den Wert der Beteiligung mit einem Aufschlag zu realisieren. Laut Mitteilung von Beowolff Capital entspricht dies einer Steigerung von rund 56 Prozent über dem volumengewichteten Durchschnittkurs der letzten drei Monate.
Artnet wurde in Deutschland 1989 von Hans Neuendorf gegründet, der Anfang dieses Jahres in den Ruhestand ging. Der derzeitige CEO ist sein Sohn Jacob Pabst. Nach eigenen Angaben ist Artnet mit jährlich 67 Millionen Nutzern die weltweit größte Plattform für bildende Kunst. Bekannt ist Artnet insbesondere für seine Preisdatenbank, die seit Jahrzehnten internationale Auktionsergebnisse dokumentiert und mehr als 17 Millionen Einträge umfasst. Mit Analysen, die auf Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen basieren, will Artnet ein bislang unerreichtes Maß an Transparenz und Einblick in den Kunstmarkt bieten. Auch Artsy verzeichnet monatlich rund 3,3 Millionen Besuche und wurde mit dem Ziel gegründet, das „Amazon der Kunstwelt“ zu werden. |