Eva gestorben  |  | Eva vom Künstlerpaar Eva & Adele ist gestorben | |
Eva vom Künstler*innenduo Eva & Adele ist tot. „Eva ist heute zurück in die Zukunft gegangen. Sie hat die Welt verlassen und die ewige Bühne betreten. Ihr Glaube an die Kraft der Kunst war unendlich. Futuring“, heißt es seit Mittwoch auf dem Instagram-Kanal der beiden. Damit hat das Künstlerpaar mit Wohnsitz in Berlin, das in seinen Performances stets als Gesamtkunstwerk auftrat, einen Teil verloren. Mit ihren schrillen, oft neonpinken, immer identisch geschneiderten Kostümen waren sie gern gesehene Gäste bei Vernissagen von Ausstellungen, Aktionen und internationalen Kunstmessen und beglückten das Publikum mit einem herzlichen Lächeln und ihrer freundlichen Ausstrahlung – gemäß ihrem Motto „Wo wir sind ist Museum“. Als lebendes Kunstwerk in einer ewigen Performance ließen sie sich dabei kommunikativ auf die Menschen ein.
Im April 1991 startete mit der Hochzeit „Metropolis“ im Berliner Gropiusbau offiziell das lebenslange und permanente Kunstprojekt „Eva & Adele“. Seither gab es die beiden nur noch im Doppelpack mit weiblichen Attributen, pompösem Make-up, aber kahl rasierten Köpfen und extravagantem Partnerlook mit Stöckelschuhen und Handtäschchen, wobei Eva als Mann geboren wurde, 2011 ihren Personenstand aber offiziell in weiblich ändern ließ. Sie erklärte, dass ihr Körper zwar männlich sei, ihre Seele jedoch nicht. Mit ihrer über 30jährigen Dauerperformance setzten sich Eva & Adele schon früh für das Non-Binäre und für fluide Genderrollen ein und wollten traditionelle Grenzen der geschlechtlichen Identifikation überwinden, noch bevor diese Themen in der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurden.
Ihre früheren Identitäten gaben Eva & Adele nie preis und sagten, sie wären 1991 mit einer Zeitmaschine aus der Zukunft in Berlin gelandet, wobei sie auch den Begriff „Futuring“ prägten. Die Angaben zu ihren biografischen Daten beschränkten sie auf ihre Körpergröße sowie die Maße von Oberweite, Taille und Hüfte. Ihre realen Identitäten hatten sie aufgegeben. Als Gesamtkunstwerk wollten sie nur in der Gegenwart leben. Dennoch arbeiteten sie auch mit Installationen, Fotos, Drucken, Zeichnungen und anderen Medien und präsentierten in ihren Ausstellungen ihre extravaganten Outfits, ihre Unterwäsche, Handtaschen, Möbelstücke oder ihren rosafarbenen Kofferstapel, wobei zwischen Privatem und ihrer Kunstfigur nicht zu unterscheiden ist. Für Eva & Adele waren Kunst und Leben eins.
Den „Glauben an die Kraft der Kunst“ muss Adele nun ohne Eva weitertragen. „Das hat auch Eva mir zum Schluss gesagt: Bitte arbeite weiter“, erklärte sie gegenüber der Deutschen Presseagentur. Zuerst will sie nun ein Vorhaben mit 201 Leinwänden vollenden, an dem beide seit Jahren gearbeitet hatten. Zudem will sie eine bereits länger geplante „Eva & Adele“-Stiftung gründen, die Projekte zum Gesamtkunstwerk des Duos fördern soll. Vielleicht ist Adele bei ihrer Kunstarbeit nicht ganz auf sich allein gestellt. Von der „ewigen Bühne“ könnte ja noch Eva mitmischen. |